Master - An Epiphany Of Hate

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VÖ: 29.01.2016
Bandinfo: Master
Genre: Death Metal
Label: FDA Rekotz
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

In unserem ausführlichen Interview von letztem Herbst hat uns Bartfetischist und Death-Metal-Urgestein Paul Speckmann nicht nur erste Details zu seinem neuen Studiorundling „An Epiphany Of Hate“ verraten, sondern auch eindeutig bewiesen, dass er ein reflektierter, nachdenklicher und durch und durch politischer Zeitgenosse ist. Specki ist eben nicht nur der coole und gechillte Onkel von nebenan, sondern auch nach mehr als drei Dekaden als Musiker, Tourmanager, Merch-Vertreiber etc. ein Querkopf im immer oberflächlicher zu werden scheinenden Metalbusiness, der sich dieser Szene nicht nur nach außen hin mit Haut und Haaren verschrieben hat, sondern auch tief in seinem Inneren wohl eher noch ein Black-Metal-Sideproject startet, als einen Thronfolger in die Welt zu setzen.

Das könnte auch der Grund sein, warum sein Lebensprojekt MASTER auch im 34. Jahr seines Bestehens nichts an Aggressivität und Liebe zum Genre eingebüßt hat. Gerade im Death Metal dürfen die Fans von Glück reden, dass die meisten ihrer alten Heroen auch noch in der Gegenwart glänzen können, bei Specki und seinen tschechischen Spießgesellen ist es glücklicherweise nicht anders. Mit „The New Elite“ und dem wirklich famosen „The Witchhunt“ hat Paule schon bewiesen, dass er wie guter Wein reift – sehr schade, dass „An Epiphany Of Hate“ trotz sehr gut Ansatz am Ende doch nicht Hand in Hand mit den beiden Referenzwerken ins Ziel laufen kann. Das liegt im Prinzip viel mehr am Fehlen richtiger Kracher, als am allgemeinen Ergebnis, denn auf die zehn Songs aufgeteilt ist das neue Werk zweifellos ein Filetstück für Liebhaber rotziger OBITUARY-Klänge, aber neben der partiell etwas lustloser wirkenden Singstimme fehlt es 2016 leider an durchdringend schnittigen Riffs.

Das bemerkt man schon recht früh auf dem Album, denn nach dem durchaus starken Opener „Subdue The Politican“ wird die ganze Chose schon etwas beliebiger. „Fiction Soons Becomes Reality“ dient zwar ziemlich gut als textliches Metallorakel, kommt aber nicht aus dem Eck des Mediokren heraus, „Face Your Fear“ zeigt direkt danach erstmals wieder das Gefühl für Thrash Metal, im Gegensatz zum stark angethrashten „The Witchhunt“ ist der Rumpelanteil hier aber mehr als mäßig. Richtig in Fahrt kommt der Exil-Tscheche kurioserweise erst am Ende des Albums, wo MASTER endlich ihr durchaus vorhandenes Potenzial abrufen. „The People Of The Damned“ ist schon ein guter Ansatz, doch mit der assel-dreckigen Punk-Metal-Hymne „Senses All Will Be Controlled“ und dem Powerkracher „Red Alert“ lassen Specki und Co. die seligen 80er-Jahre aufleben und zeigen sich doch noch in Bestform.

Am Ende muss trotzdem festgehalten werden, dass es MASTER auf „An Epiphany Of Hate“ leider verabsäumt haben, ihre wirklich starken Vorgänger zu übertrumpfen. Da ist mit good old Specki wohl leider doch die über die Jahre gewonnene Routine durchgegangen, als Trost hat Künstlergenie Mark Cooper dem US-Tschechen-Trio aber das vielleicht eindrucksvollste Cover-Artwork der Bandgeschichte spendiert. Ist ja auch was und live wird Captain Rauschebart bestimmt auch noch die nächsten Jahre für Freude und Verzückung sorgen. Auch Legenden haben eben nicht immer das As in der Hand…



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (21.01.2016)

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