WOLF DOWN - Incite & Conspire

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VÖ: 05.02.2016
Bandinfo: WOLF DOWN
Genre: Hardcore
Label: End Hits Records
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Hardcore, einst als die metallische Variante des Punk erfunden, war an eben diesem Beginn auch ein Mittel, um politische Inhalte und massive Sozialkritik zu transportieren. Hier ging es oft nicht um Parteipolitik oder um die Einfächerung in die Ordner einer definierbaren politischen Metaebene, sondern einfach darum, die Ungerechtigkeit in den Straßen, am Arbeitsplatz und im Leben an sich transparent zu machen. Mit dem späten NYHC hatte das dann relativ schnell ein Ende. Da hat man sich dann lieber Stofftücher auf den kahlen Kopf drapiert und auf bösen Homes gemacht. Das war dann nichts anderes als Gangsta-Rap für die weiße Mittelschicht.

WOLF DOWN aus dem Ruhrpott gehen inhaltlich ganz klar zum Anfang zurück, fügen dem Hardcore musikalisch aber eine heftige, bisweilen sogar deathmetallische Schlagseite zu. Brachial ist ein Wort, mit dem man dem Soundgewand der fünf Jungs nur ungenügend Tribut zollt. Starke Riffs, mal treibend flink, mal schleppend/drohend langsam, immer abwechslungsreich und transparent aufgenommen. Darüber drohnt das herbe Geschrei des neuen Sängers Dave, der in seinem Vortrag die Unbill der Welt anklagt. Hier wird nicht über Facebook gejammert oder über die Solidarisierung mit Leuten, denen Schlimmes widerfahren ist, aber glücklicherweise eh weit weg - hier wird Position bezogen. Manchmal gibt es eben nicht endlose Graustufen zwischen Schwarz und Weiß, Rot und Braun, Grün und Turbokapitalismus. Manchmal muss man sagen, was Sache ist und das wird hier imho lobenswert ehrlich und gut formuliert getan. 

"The Middle Of The Road Is Paved With Ignorance And Apathy"

Umwelt und Tierschutz ("Protect/Preserve"), Neoliberalismus, der so neo auch nicht mehr ist ("When The Fuck Will You Realize That The Crisis Is Capitalism Itself"), oder der aus der eigenen Gier erwachsene Rassismus, der sich im Rahmen der Flüchtlingskrise gebildet und (natürlich) auch bei uns wieder Gestalt angenommen hat. Tumbe Idioten, darunter interessanterweise wieder ein Bodensatz an Metallern (ihr wisst wer ihr seid), sind plötzlich wieder besorgt, national und deutsch, reden Irrsinn (mein Fave: der vegane Germane auf YouTube, ein Kasperl, der wohl als Kind nicht viele Freunde hatte...) und zünden alles an, was fremd ist.

„The Fortress“ heißt das Lied bei WOLF DOWN zu dieser Thematik und ist fernab aller Parolen richtig gut getextet und wird dann noch mit einer Einspielung von WOODIE GUTHRIEs " All You Fascists Bound To Lose" beendet. Wehrt euch, nicht nur gegen die Nazis, auch gegen die dahinsiechende Politik, die Verrohung des Umgangs miteinander und unseren Umgang mit dem Planeten. Und wehrt euch laut und stark.

Verbunden mit dem deftig-metallischen Hardcore, der oft mehr Metal als Hardcore ist, und den Texten die, wenn schon nicht zu Taten, dann vielleicht zu eigenen Gedanken führen, Gedanken jenseits der Verdummung der geistig marodierenden Massen durch alles, was man so euphemistisch Massenmedien nennt. Denken, Meinungen bilden (vorzugsweise solche, die auf Fakten beruhen) und sein Leben bewusster machen. Ich denke, es ist einen Versuch wert.

Fazit: 30 Minuten derbster Hardcore/Death Metal/Groove Metal mit Hirn.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (30.01.2016)

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