MELTED SPACE - The Great Lie

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VÖ: 16.10.2015
Bandinfo: MELTED SPACE
Genre: Opera Metal
Label: Sensory Records
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Lineup  |  Trackliste

Ich muss schon sagen, Opera Metal aus Frankreich landet nicht jeden Tag auf meinem Tisch. Eigentlich nicht mal einmal pro Monat. Und ganz ehrlich: nicht mal einmal pro Jahr. Insofern war ich gespannt, was ich mir da mit MELTED SPACE aufgegabelt hatte. Der Oper ansonsten nicht abgeneigt, war ich neugierig auf diese Kombination Metal und Orchester.

Nachdem ich das gute Stück ein paar Mal durchgehorcht hatte, war mir klar: dazu brauche ich weitere Informationen, um das richtig einordnen zu können, bzw. um meine Eindrücke bestätigen oder widerlegen zu lassen. Also ran an den guten Mann, der hinter „The Great Lie“ steht: Pierre Le Pape.

Obwohl ich ihn sehr ungünstig erwischte – er war in den letzten Vorbereitungen zur Tour und hatte am nächsten Tag den ersten Gig – stand er mir doch kurz Rede und Antwort und erzählte mir ein paar Details über das Warum und Wieso.

Pierre hat einen Abschluss in Klassischer Musik, spielt Piano und liebt klassische Opern, zum Beispiel die von Wagner. Tragödien haben es ihm angetan und daher war für ihn bei der Komposition dieses Werkes klar, dass es kein Happy End geben wird. Damit orientiert er sich sehr stark an der klassischen Oper, die nur selten mit Glück und Wonne endet.

Außerdem erzählte er mir, dass für ihn ein Album ein Gesamtkunstwerk ist, und dass das mit dem ersten Kontakt starten muss. Also sobald man das Album in der Hand hat, muss bereits das Cover wirken und von da an jedes einzelne Stück – also wirklich eine „Gesamtkomposition“.

Dieses Gesamtbild hat er auch bei „The Great Lie“ umgesetzt. Das Cover spricht von Fantasy und wirkt bombastisch. Auf den zweiten Blick (Rückseite) entfährt einem schnell ein „Wow“. Auf diesem Album sind wirklich sehr viele Sänger und Sängerinnen und Metal-Musiker (insgesamt 26) vertreten, es gibt einige sehr bekannte Namen, zum Beispiel Liv Kristine (LEAVE’S EYES) und Ashmedi (MELECHESH), und als Sahnehäubchen das „The City of Prague Philarmonic Orchestra.“

Die Geschichte, die in dem Werk gespielt wird, ist verhängnisvoll, wie auch schon der Name „The Great Lie“ vermuten lässt. Im Opener „Listen To The Song Of Despair” führen ein Erzähler und eine Erzählerin in die Story ein. Man hört von dieser guten Welt, in der eine Tragödie geschehen wird. Dazu gibt es ein Intro mit Streichern und Pauken und Flöten und Chorus, ganz wie in der klassischen Oper bzw. gleichzeitig mit Anlehnung zur Filmmusik. Und ab dem Zeitpunkt, wo der Inhalt der Geschichte spannend wird, setzen zur Unterstreichung Lead-Gitarren und Double-Bass ein.

Bei „Called By The Queen“ geht es weiter mit den Informationen. Da gibt es Träume und seltsame Gefühle und der Sänger singt über diese Frau, die ihm untergekommen ist, die „Fairy Queen“ (Feenkönigin). Sie ruft ihre Kinder, sie schickt ihnen Träume, dass sie sie braucht. Die Sänger (es ist teilweise ein Duett) überlegen, ob das jetzt ein Traum ist oder doch einen realen Bezug hat. Lebt die Feenkönigin denn wirklich?
Mit den sphärischen Keyboard-Klängen, dem Metal-Sound in Kombination mit großem Orchester und den beiden hervorragenden Sängern ist die Nummer zwei die erste von mehreren Nummern, die hängen bleibt. Besonders der melodische Part des Songs hat es mir angetan und ist nicht leicht aus dem Kopf zu bringen.

Das nächste Stück „No Need To Fear“ ist eine bombastische Power-Metal-Symphonie mit Piano und Orchester-Begleitung im Hintergrund. Hier kommt zum ersten Mal der Gegensatz Gut-Böse bzw. Positive Seite-Negative Seite zum Tragen. Zwei Sänger, die den hellen und den dunklen Charakter darstellen, liefern sich ein Hin und Her, das in der Mitte des Songs mit den Growls und Screams des einen fast schon in Richtung Death Metal abdriftet. Die Growls passen aber hervorragend, um den Eindruck des „wilden Tieres“ zu erwecken.

Und so geht es weiter mit der Geschichte und den Melodien und Kompositionen, ein Höhepunkt jagt den anderen, Abwechslung en masse ist bis zum Schluss geboten.

Überraschend dann schon bei Stück Nummer acht, „Hopeless Crime“ der Tod der Feenkönigin. Aber auch irgendwie passend, nachdem wir ja als sechsten Song „Trust & Betrayal“ hatten. Die Umsetzung des Unglaubens und Schmerzes über den Tod gelingt der Musik äußerst emotionell und hingebungsvoll. Das Duell oder Duett Gut gegen Böse ist äußerst glaubwürdg und nimmt einen mit – unbedingt anhören.

Nach diesem Drama bleibt die Musik eher düster und Schmerz und Trauer werden weiter durch Streicher und jammernde Gitarren umgesetzt. „Lost Souls From The Other Side“ bietet zum Abschluss wieder die beiden Erzähler und einiges an Growling. Thema: Töte – gib dein Leben für das andere, … Man vermutet richtig, das kann nicht gut gehen. Die Tragödie ist somit perfekt.

Die Metal-Oper „The Great Lie“ von MELDTED SPACE ist nicht unbedingt einfache Kost und nicht für den Durchschnitts-Metaller geeignet. Ich finde jedoch die Vielschichtigkeit der Materie, die Kombination aus Piano, großem Orchester und Metal-Band mit einem Hauch von Death und Black Metal, sowie unterschiedlichen Sängern ausgezeichnet. Musikalisch ist das Album also wirklich Top.

Zusätzlich punktet in meinen Augen die Story, die vom ersten bis zum letzten Song durchgezogen und erzählt wird. Sie verleiht dem Stück echt den Anklang einer großen Oper bzw. Tragödie. Bei diesem Album kann man eine neue Vorliebe bei sich entdecken, nämlich die Kombination von harten, headbangenden Tönen mit klassischem Orchester.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (22.10.2015)

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