Morse, Neal - Morsefest! 2014 Testimony & One LIVE

Obwohl NEAL MORSE neue Alben im Akkord aufnimmt, fand er 2014 noch die Zeit, ein eigenes Festival namens Morsefest zu veranstalten. Dabei wurden die beiden Alben „Testimony“ und „One“ an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in voller Länge zu Gehör gebracht. Die Aufführungen kommen auf eine Gesamtlänge von mehr als fünf Stunden, ergänzt wird dieses Paket von einer gut einstündigen Dokumentation – dem geneigten Fan wird also einiges geboten.

Da die musikalischen Qualitäten der beiden Alben jedem Prog-Fan bekannt sein sollten, widme ich mich gleich der Live-Performance. Derart komplexe Musik kann NEAL MORSE natürlich nicht mit seiner Band alleine bewältigen, weshalb der Meister einiges an Verstärkung auffährt. Zusätzlich zur NEAL MORSE BAND wirken unter anderem ein Bläsersatz, sechs Backgroundsängerinnen, Violine und Cello sowie ein Perkussionist mit. Dazu kommen noch diverse Gastauftritte von Alan Morse oder Matt Smith, welche dem Konzert zusätzliche Tiefe verleihen. Die Bildqualität der Aufnahme ist durchaus ansprechend, kann aber nicht mit spektakulären Kamerafahrten aufwarten. Etwaige Unschärfen kann man ebenso wie Neal's teils übertriebene Glaubensbekenntnisse verschmerzen, denn was musikalisch geboten wird gleicht tatsächlich einem Wunder.

Das gewaltige Ensemble verschmilzt unter der Führung des Meisters persönlich zu einer homogenen Einheit, die sich gemeinsam mit dem Publikum in einen kollektiven Rausch spielt. Bombensicher und hochenergetisch wird das umfangreiche Material spektakulär wie nie zuvor gerockt. Nicht von dieser Welt ist das Spiel von NEAL MORSE, der fliegend zwischen akustischer sowie elektrischer Gitarre, Synthesizer und Gesang wechselt, als gäbe es kein Morgen. MORSE erfüllt sich mit diesem Event einen Traum und vergießt ebenso wie das Publikum Tränen der Rührung, die äußerst emotionale Atmosphäre ist auch auf der heimischen Couch noch deutlich spürbar. Alle Beteiligten versprühen eine immense Spielfreude und wissen stets, an welch bahnbrechender Aufführung sie gerade mitwirken. Wen dieses Feuerwerk nicht mitreißt, wird wohl lieber beim Stadl mitschunkeln und hat von richtiger Musik keine Ahnung.

„Morsefest!“ ist ein Meisterwerk. NEAL MORSE & Co zeigen eindrucksvoll, was großartige Musiker mit ihren Instrumenten erschaffen können und lassen mit dieser Aufnahme dankenswerter Weise jeden der nicht vor Ort war, an diesem Erlebnis teilhaben. Abschließend ein punktgenaues Statement von Mike Portnoy, dem Nichts hinzuzufügen ist: „Thank God for Neal Morse!“