Forndom - Flykt

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VÖ: 19.06.2015
Bandinfo: Forndom
Genre: Ambient
Label: Nordvis Produktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Trivia

Das Wort Eskapismus musste in unserer Geschichte den ein oder anderen Konflikt überdauern. Dabei ist die Realitätsflucht gerade im Kunstbereich ein Begriff, der aufgrund seiner Trivialität verunglimpfender klingt, als er tatsächlich sein muss (wie wär's denn mit Realitätsbewältigung durch Vernunft?). In gut gemachtem skandinavischen Ambient oder Neofolk beispielsweise kann man sich prächtig in nordische, nebelbedeckte Landschaften sowie alte Mythen hineindenken und die sonst so schnell tickende Zeit völlig vergessen. Bestes Beispiel dafür waren bisher die Norweger WARDRUNA, die wie kaum ein anderes Bündnis dazu in der Lage sind, die nordische Natur in all ihren Facetten musikalisch zum Leben zu erwecken, mit ritualistischer Atmosphäre zu bezaubern und die Körper-Geist-Verbindung zu entschleunigen, herunterzufahren. Einem ähnlichen Klangbild hat sich auch der Schwede H.L.H. Swärd verschworen, der Mitte Juni mit "Flykt" die Debüt-EP seines Projektes FORNDOM via Nordvis Produktion zum Leben erweckt hat.

Ursprünglich unter dem Pseudonym HEATHEN HARNOW im Jahre 2013 ans Tageslicht gefördert, macht "Flykt" jedenfalls keinen Hehl aus seines Erschaffers Wertschätzung gegenüber Kvitrafn, Gaahl und Co.. Nur zieht es seine Magie aus einem aus musikalischer Sicht erheblich minimalistischerem Fundament: Eingeleitet vom Regen, treffen auf "Flykt" unverheißungsvolle, düstere Synthkollagen auf stoisches Schlagwerk und von seichten Streichern untermalte, hallend-ätherische Chöre sowie sphärische Gesänge, deren meditative Wirkung einen im Geiste in abgelegene, nordische Wälder, über schneebedeckte Gebirgsketten bis hin zu nebelverhangenen Fjords transportiert. Kurzum: Seelenruhe vermittelt, mit vermeintlich simplen aber eigenwilligen Methoden in ein natürliches Zeitalter entführt.

Wer das nun als zu unspektakulär erachtet, hat den Sinn hinter Projekten wie FORNDOM nicht verstanden, denn: H.L.H. Swärd will mit der aufkommenden Melancholie seiner Kunst die Betrübnis über das Zerwürfnis zwischen Mensch und Natur ausdrücken und seine Hörerschaft in eine Ära befördern, in der man noch deutlich naturverbundener und besonnener war. Was definitiv funktioniert. Zudem gelingt es ihm mit "Flykt" auch ohne diese Intention, ein stimmiges, leider aber auch arg kurzes Gesamtkunstwerk (Stichwort: hervorragendes Artwork) abzuliefern, das den interessierten Hörer trotzdem in eine ferne Zeit eintauchen lässt und ihn für gut 25 Minuten auf eine Reise schickt, die im Gegensatz zur Realität keiner Hetzjagd gleicht und den Geist mit melancholischer Atmosphäre auflockert. Man darf gespannt sein, was der FORNDOM'schen Feder noch entspringen wird.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (13.07.2015)

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