Tristana - Virtual Crime

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VÖ: 31.03.2015
Bandinfo: Tristana
Genre: Power Metal
Label: Bakerteam Records
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Lineup  |  Trackliste

Achtung, Verwechslungsgefahr: Bei TRISTANA aus der Slowakei handelt es nicht um eine ganz ähnlich lautende Gothic-Metal-Kapelle aus Norwegen. Dass man von Labelseite ebenfalls unter Gothic Metal laufen muss, trägt nicht wirklich zur Entwirrung bei. Zumal dies absolut nicht nötig gewesen wäre, weil man die Musik auf "Virtual Crime" viel eher in die Power-Metal-Ecke stellen könnte. Aber selbst ohne namentliche Verwirrungen: "Virtual Crime" funktioniert nicht auf allen angedachten Ebenen.

Diejenigen Bands, die sich heutzutage eine Nische schaffen wollen, haben es beileibe nicht leicht. Die Aufgabe, einen unikaten Bandsound zu entwickeln, im besten Falle ein eigenes Genre zu erschaffen, ist im heutigen Zeitalter fast unmöglich. Ansätze zur Lösung dieser Aufgabe äußern sich meistens im kruden Mischmasch mehrerer Stilistika, die nicht immer gut miteinander harmonieren müssen. "Virtual Crime" ist ein perfektes Beispiel dafür. Die Band ist hörbar im europäisch geprägten Power Metal zuhause, demnach müssen als allererstes die Hooks sitzen. Und das machen sie! Ob bei "Resurrection", "Fallen", dem Highlight "Bloody Snow" oder dem Duett "Jannie's Dying" - die Hooks haben allesamt das Potential, mit den aktuellen Genrespitzen Marke EDGUY, SABATON oder POWERWOLF mitzuhalten. Auch die sehr präsenten elektronischen Passagen dürfen genutzt werden, sofern man sich diesen Sound eben als Gimmick setzt. Sie sorgen zwar für allerhand Pop- (und ganz selten Gothic-) Appeal, dienen aber zum einen als Mittel zum Zweck der Verjüngung des Genres, sind einwandfrei und druckvoll produziert und verzerren zum anderen den gewünschten Effekt der Eingängigkeit nicht.

Was allerdings gar nicht klappen will ist die versuchte Nähe zu härterem Modern Metal, Melodic Death oder Groove/Thrash Metal. Joa, die Gitarren sind genau so tief gestimmt wie bei KORN, klingen genau so schrubbelig wie bei SLIPKNOT und SOULFLY-Grooves kriegt man ja easy hin, oder? Nein, eben nicht. Der Grund, wieso diese Bands so erfolgreich sind liegt, man glaubt es oder nicht, an packenden Songaufbauten, guten Riffs und authentischem Auftreten - kurz: Fokus! Dass die Riffs auf "Virtual Crime" allesamt stinköde sind, die Grooves sich irgendwo im immergleichen Tempo verlaufen und der eigentlich sehr talentierte und souveräne Sänger Peter Wilsen sein Auftreten dank willkürlich anmutendem und zahnlos ausgeführtem Melo-Death-Gekeife ins Wackeln bringt, trägt kumuliert zum Scheitern der versuchten Neu-Kreation bei. Man hätte gut daran getan, fix in die neue ANGRA hineinzuhören, auf der dieses Konzept weit subtiler und damit erfolgreicher umgesetzt wird.

Fazit: Schuster, bleib bei deinen Leisten! Auf "Virtual Crime" zeigt sich allerhand Potential, um auf die Welle des momentan populären "Gimmick Power Metal" aufzuspringen. Leider vergeigt man sich den Erfolg selbst dank miserabel ausgeführtem Melo-Death und Modern-Metal-Einschlag.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (12.07.2015)

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