JARED JAMES NICHOLS - Old Glory & The Wild Revival

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VÖ: 03.04.2015
Bandinfo: JARED JAMES NICHOLS
Genre: Blues Rock
Label: Listenable Records
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Lineup  |  Trackliste

Vom Handeln her ist der Musikfan dem Trüffelschwein gar nicht so unähnlich. Monat für Monat wühlt man sich durch die Masse an Veröffentlichungen auf der Suche nach akustischen Leckerbissen. Die Befriedigung wird umso größer, wenn man dabei einen neuen großartigen Künstler entdeckt. In diesem Fall wurde mein Interesse nicht durch den Gitarristen und Sänger JARED JAMES NICHOLS geweckt, sondern durch den Produzenten des Albums Eddie Kramer. Ein von der Legende Kramer (HENDRIX, BEATLES, LED ZEPPELIN) geförderter Newcomer muss schließlich hörenswert sein.

Die ersten Takte von „Playin' For Keeps“ machen ohne Umschweife Lust auf mehr. NICHOLS und seine Mitstreiter rackern und schwitzen sich höchst leidenschaftlich durch einen klassischen Bluesrock-Song, über der pumpenden Rhythmusfraktion wehklagt die dominant sägende Gitarre. Ein traditionelles Powertrio bestehend aus Bass, Gitarre und Schlagzeug, mehr braucht es nicht für eine frische zeitgemäße Interpretation des Blues. NICHOLS Spiel wurzelt stets in der Tradition der übermächtigen Vorgänger, wobei vorrangig Einflüsse von JIMI HENDRIX und STEVIE RAY VAUGHAN hörbar sind. Gleichzeitig inkorporiert NICHOLS Southern Rock-Elemente, beispielsweise im charmant swingenden „Get Down“, wodurch er sich gekonnt dem Vorwurf entzieht, bloß ein weiterer HENDRIX-Jünger zu sein. Wem JOE BONAMASSA oder KENNY WAYNE SHEPHERD zu „sauber“ klingen, der findet in NICHOLS seinen Messias. Der Junge hat mit seinen 23 Jahren bereits mehr Dreck unter den Fingern als die Masse der Musiker Zeit ihres Lebens ansammelt. NICHOLS lässt seine Axt nach Belieben kreischen, jaulen, grollen, seufzen und aufbrüllen, als ob das Instrument eine natürliche Erweiterung seines Körpers wäre. Obwohl die immense Spielfreude schon aus der Konserve beeindruckt, sollte diese Art von Musik möglichst live zelebriert werden. Zu welch orgiastischen Ausschweifungen JARED JAMES NICHOLS und seine Mannen auf der Bühne fähig sind, beweisen die beiden das Album beschließenden Live-Mitschnitte von „You Won't Last“ und „Playing For Keeps“. Das haben auch SRV & DOUBLE TROUBLE zwar gereifter, aber gemessen an der Leidenschaftlichkeit nur marginal besser hinbekommen.

Wer sich für staubigen dreckigen Bluesrock interessiert, hält mit „Old Glory & The Wild Revival“ möglicherweise schon sein Album des Jahres in Händen. Bereits etablierte Musiker der jungen Bluesgeneration wie KENNY WAYNE SHEPHERD oder PHILIP SAYCE müssen sich hüten, denn mit JARED JAMES NICHOLS ist ein neuer Sheriff in der Stadt.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Michael Walzl (27.06.2015)

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