DETENTE - Recognize No Authority (Re-Release)

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VÖ: 15.12.2014
Bandinfo: DETENTE
Genre: Punk
Label: XTREEM Music
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Merke: Fenriz hat immer Recht! Immer!! Wenn der norwegische Underground-Extreme-Metal-Papst etwas empfiehlt oder zu sagen hat, dann gehört es zum guten Ton, genau hinzuhören. Bei seinem legendären Interview mit ex-„Rock Hard“-Chefredakteur Götz Kühnemund torkelte unser elfenhafter Lieblingsschwarzwurzler einst volltrunken durch seine jugendlich-unaufgeräumte Bude alias Metalhöhle, um sich mit der berühmtesten aller Musikjournalistenglatzen durch seine Underground-Heroen zu hören. „Always big sunglasses – cool band. Big sunglasses, not EMPEROR-sunglasses“ und „A little bit boring Thrash, but very great vocalist“ sind die drei Sätze, die das L.A.-Kollektiv DÉTENTE 2007, 21 Jahre nach der Originalveröffentlichung ihres Debütalbums „Recognize No Authority“, berühmter machte als je zuvor.

Noch bevor sie gekickt wurden und CATALEPSY ins Leben riefen formten 1984 Caleb Quinn, Steve Hochheiser und Ross Robinson (der später zur Produzenten-Legende werden sollte) ihr ungehobelt-rüpelhaftes Thrash-Outfit, das man durchaus noch zu den Pionieren des gesamten Genres zählen sollte. Wie Fenriz in oben angeführten Interview bereits angedeutet hat, war die sozial- und gesellschaftskritische Riff-Orgie musikalisch schon damals nicht viel mehr als besserer Durchschnitt, aber mit der angepissten Dawn Crosby hatten DÈTENTE eine absolut memorable Keifstimme an Bord, die noch knapp 30 Jahre nach dem Original-Release des Albums Figuren wie Angela Gossow oder Sabina Classen mit einem halb funktionierenden Nasenloch schnupft. Wo die Gitarrensalven von Quinn und Robinson mit eindeutigem IRON MAIDEN-Gedächtnisriffing oftmals ins Leere fuhren, lag es an der fragilen Frontröhre, die – damals auch schwer ungewohnt – mit weiblicher Straßenköterattitüde für Aufsehen sorgte.

Dass sie später mit ihrer eigenen Band FEAR OF GOD auch musikalisch in interessanteren Gewässern fischte, konnte man 1986 eben noch nicht voraussehen, aber in Zeiten der ständigen Re-Releases und Rückerinnerungen an „bessere“ Zeiten hat auch „Recognize No Authority“ einen sympatischen, thrash-punkigen Charme, den vor allem durchaus starke Songs wie „Losers“, „Holy War“ oder „Catalepsy“ transportieren. Irgendwo zwischen NASTY SAVAGE und frühen MEGADETH pendelten sich die zehn schmucken Songs damals ein, ohne aber an die Klasse der bekannteren Größen heranzureichen. Momente zum Headbangen gibt es auf „Recognize No Authority“ zuhauf, doch in der Hochzeit des US-Thrash gab es nun einmal einfach drölfzigtausend interessante Combos, deren Songwriting als auch Produktion einfach besser und ausgereifter war.

Es mag durchaus daran liegen, dass selbst die neue Welle des US-Old-School-Thrash (zugegeben gutes) Aufgewärmtes wiederkäut, aber gerade die simplen Riffkaskaden, Crosby’s lungenzerfetzende Vokalakrobatik und die latent über alle Kompositionen liegende „Fuck Off“-Stimmung machen aus dem Werk eine späte Perle des Undergrounds. Schön auch, dass Xtreem Music so nett sind, und auf dem wertigen Re-Release-Paket noch alte DÈTENTE- und auch CATALEPSY-Demos draufzulegen – bei Letzteren haben Hörer übrigens einen Direktvergleich mit der (wesentlich beliebigeren) Sängerin Veronica Ross. Wie tragisch, dass Crosby bereits 1996 einem Leberversagen aufgrund ihres exzessiven Alkoholkonsums erlag.

„Recognize No Authority“ ist durch die schönen Nebengeräusche jedenfalls ein absolut wertiges Package, das dem geneigten Thrash-Lunatic noch einmal eine feine Dosis Underground ins Gedächtnis zurückbringt. Zu schade, dass die Combo bis auf ein kurzes Aufflackern Ende des letzten Jahrzehnts ziemlich schnell wieder implodierte und auch nicht mehr die Chance nützte, dieses durchaus bekömmliche Stück Musik zu bestätigen oder zu übertreffen. Reinhören sollten Freunde der alten Schule aber trotzdem, denn wie wir logischerweise schon zu Beginn festgestellt haben: Fenriz hat immer Recht! Immer!!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (20.05.2015)

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