Lordi - Monsterimies

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VÖ: 18.02.2015
Bandinfo: LORDI
Genre: (nicht klassifizierbar)
Label: Illume Oy - Films
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Lineup  |  Trackliste

Hoppla, neues Videomaterial von LORDI? Das gab es doch schon seit fast zehn Jahren nicht mehr! Die Hoffnung auf eine ordentliche Live-DVD nach der doch recht mageren "Market Square Massacre" 2006 zerschlägt sich leider gleich wieder - bei dem vorliegenden "Monsterimies" handelt es sich "nur" um eine Dokumentation. Eine Live-DVD wird es in Anbetracht der rechtlichen Lage bezüglich der Songs vermutlich nie geben, so muss der geneigte Fan mit dieser lange angekündigten und nun endlich erschienenen Dokumentation vorlieb nehmen.

Doch es gibt einige Haken was "Monsterimies" angeht: Zum einen erscheint die DVD nur in Finnland, und entsprechend nur in finnischer Sprache. Wie NIGHTWISH seinerzeit, greifen LORDI aber auf die Option englischer Untertitel zurück, was die Sache dann doch wieder leicht verständlich macht - die Menüführung in Finnisch und Schwedisch ist für der Sprache Unkundige trotzdem ein Ratespiel.

Zudem ist die Dokumentation, für die LORDI mehr als zwei Jahre lang von Regisseur Antti Haase mit der Kamera begleitet wurden auch noch Gegenstand so einiger Diskussionen. Zunächst von der Band authorisiert, zogen die Monster die Unterstützung des Films nach Fertigstellung der Endfassung wieder zurück. Die Doku warb mit dem Slogan "so nahe man den Monstern kommen kann, ohne sie zu demaskieren", und zeigte dennoch entgegen vorheriger Absprachen ein Bandmitglied unmaskiert - die entsprechende Szene wurde auch für die finale DVD-Fassung des Films nicht entfernt, was die Band noch zusätzlich aufbrachte.

Soweit die Eckdaten der Dokumentation - wobei man nach Ansehen des Films eigentlich weniger von einer echten Doku sprechen sollte. Zu verzerrt sind die angeblichen Fakten die hier gezeigt werden, und zu konstruiert die Geschichte die zwar auf wahren Begebenheiten basiert, die aber teils in völlig falsche Zusammenhänge gesetzt werden. Beispielsweise wird die Teilnahme von LORDI an dem finnischen Chorwettbewerb "Kuorosota" als gravierendste Fehlentscheidung der Bandeschichte hingestellt, die neu in die Band gekommenen Mitglieder werden (mit Ausnahme von Drummer Otus, dessen überraschender Tod alle schockierte) so gut wie gar nicht behandelt, und die Chronologie der Touren und Festivalauftritte ist willkürlich durcheinander gewürfelt. Auch die Szene um den Ausstieg der Keyboarderin Awa wirkt zu gekünstelt.

Darüber hinaus, wenn man den Film und seine Story als reine Unterhaltung ansieht, zeichnet "Monsterimies" aber ein grundsympathisches Bild einer Band, vielmehr eines Mannes, der seinen Kindheitstraum wahr gemacht hat. Er gründete die Band die er selbst gerne auf der Bühne sehen wollte, und führte sie durch Erfolge und Misserfolge zu dem was sie heute ist. Von manchen geliebt, von manchen gehasst, und von einigen belächelt. Der Film macht die Energie und Leidenschaft greifbar, mit der der Mann hinter LORDI seine Sache betreibt, und zeigt die Detailverliebtheit mit der er an seine Werke wie die aufwändigen Kostüme, Artworks und Bühnenaufbauten herangeht. Auch die privaten Einblicke in die Welt hinter LORDI kommen nicht zu kurz - man fühlt mit dem enttäuschten Obermonster, wenn er sein liebevoll eingerichtetes Restaurant zwecks Schließung in Ermangelung von Gästen fast alleine ausräumen muss, und schmunzelt wenn der Mann hinter der Maske beim Komponieren von Songs mit seiner Reibeisen-Monsterstimme versucht die richtigen Töne zu finden. Im Verlaufe des Films kommen viele Freunde von LORDI zu Wort, und sogar die sympathische Mutter des Obermonsters ist des öfteren zu hören. Keine Skandale und keine Aufreger finden sich in diesem Film, nur ein Mann der trotz aller Widrigkeiten seine Berufung darin gefunden hat schaurig-schöne Dinge und coole Rockmusik im Stil von KISS zu erschaffen.

Im Bonusmaterial finden sich noch einige nicht verwendete Szenen, bei denen dann doch die Lachtränen einschießen - etwa wenn sich das Obermonster im Gartenschlauch verheddert, über moderne Kunst philosophiert, oder seine Pfeife verliert. Aber auch über frühere Bandprojekte, und die Tücken der Technik finden ihren Platz im Bonusmaterial, so wie kurze Live-Ausschnitte der Tour. Das "Highlight" der Zusammenstellung folgt am Ende - das so ziemlich schrägste Fan-Erlebnis dass sich ein Musiker nur vorstellen kann. Übrigens bei vielen Bands Realität - nicht nur bei LORDI...

Alles in allem ist "Monsterimies" ein guter Film, der aber eben auch nur ein Film ist, und keine echte Dokumentation. In dieser Hinsicht erinnert er stark an "The Story Of ANVIL", vor allem auch dadurch dass er die Protagonisten sympathisch in Szene setzt, und dabei auf Herabwürdigungen verzichtet. In dieser Form ist "Monsterimies", auch aufgrund seines auf Finnland beschränkten Vertriebs, wohl wirklich nur für die Lordi-Fangemeinde wirklich interessant. Alle Anderen finden hier einen unterhaltsamen Film im Dokumentarstil vor, in dem einfach mal Monster die Hauptrollen spielen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (07.04.2015)

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