Seb Black - On Emery Street

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VÖ: 06.03.2015
Bandinfo: Seb Black
Genre: (stilübergreifend)
Label: Noisolution
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Lineup  |  Trackliste

Inspiriert von den Musikkulturen Montreals immer wieder hin- und hergerissen von Mississippi-Blues, französischen Troubadours und klassischen Country bis hin zum Punk, Roots Folk und Electro Rock. Sebastian Schwarz aka SEB BLACK mixt all diese Einflüsse in seinem Reich voller Instrumente, Studio-Equipment, viktorianischen Sofas und Bücherregalen, Poster und Künsterlerporträts, vollen Aschenbechern, in seiner bizarren Tonstudio-Wunderkammer und drückt seiner musikalischen Kunst mit seiner Stimme einen unverwechselbaren Stempel auf. Mal von brüchiger Schönheit, mal elektrisierend tanzbar, dann wieder nachdenklich, aber immer mit diesem unwiderstehlichen Groove und ungebremsten Drive. Das verrät jedenfalls vorweg das Infoblatt des Labels und macht die Platte sehr schmackhaft. Und eins sei schon mal vorweg zu erwähnen: das Infoblatt hält das, was es verspricht. Zumindest auf Längen.

Die Stimme die einen aus den Boxen entgegen schwingt, ist wie ein schön ausgereifter Whisky – versprüht Charisma und Intensität. Was SEB BLACK auf „On Emery Street“ alles so musikalisch in den Mixer wirft ist schon sehr exotisch und versprüht einen sehr eigenständigen Touch mit riesigem Wiedererkennungswert. Manche Nummern sind jedoch streckenweise beim ersten Hören so überladen, dass sie nur sehr schwer zünden und sich selbst den Zugang verbauen. So eigensinnig, dass sich darüber auch schon wieder die Geister streiten können. Entweder man findet es geil oder aber nicht. Mich jedoch erinnert es an eine durchzechte Nacht in New Orleans, in der man duzende Musikeinflüsse aufgesaugt hat und am Morgen danach alles komprimiert aufarbeitet.

Dazu tragen diese unterschiedlichsten Nummern einen Großteil bei. Entweder Elektro-Rock-mäßig nach vorne stampfend wie bei „No Friend Of Mine“, oder die leicht angehauchte Tanzflächennummer zum Hüftschwingen, „Go Out In Style“. Das minimalistische, mitten in einem Unwetter beginnende „Got No Twist“, welches gekonnt zum Träumen anregt, das sehr bluesig angehauchte „Way Down The Line“, die sehr energiegeladenen Singer/Songwriter-Nummern „Hard Times“ und „Trouble“, oder das von einem Klavier getragene „2nd Best“ sind allesamt stark geraten. Für meinen Teil gefallen mir die weniger überladenen Nummern deutlich besser.

Was SEB BLACK auf „On Emery Street“ geschaffen hat, ist nicht nur einfach Musik, sondern Kunst. Gerade die große Vielseitigkeit der Platte ist ein großer Pluspunkt, jedoch sind gerade einige Nummern so überladen, dass sie nur schwer zünden und weniger eingängig sind. Wäre man bei einigen Nummern minimalistischer gewesen, wäre an der Platte rein gar nichts auszusetzen. Trotzdem bleibt „On Emery Street“ ganz große Kunst und sie ist das Eigensinnigste, das ich seit Monaten gehört habe. Großes musikalisches Kino.

Lauschlappen-Orgasmusfaktor: „Way Down The Line“






Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: inhonorus (18.03.2015)

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