Bhleg - Draumr Ást

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VÖ: 01.12.2014
Bandinfo: Bhleg
Genre: Black Metal
Label: Nordvis Produktion
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Lineup  |  Trackliste

In Lappland gibt es einen Labelmagneten, der in den letzten zwei Jahren alles mit unwiderstehlicher Kraft an sich reißt, was im schwedischen Black Metal gedanklich noch in den 90ern verweilt. Gerade vor nicht einmal zwei Jahren aus dem kreativen Uterus geschlüpft, ist auch das Göteborger Duo BHLEG von der anziehenden Aura des Nordvis-Labels gepackt worden und konnte Anfang November 2014 mit "Draumr Ást" bereits das erste Kind dieser Zusammenarbeit in die Welt entlassen.

Anders als die Labelkollegen von beispielsweise GRIFT, STILLA oder SKOGEN hört man BHLEG ihre schwedische Herkunft aber nicht sofort an. Spätestens nach dem ersten kompletten Hördurchlauf der gut 50-minütigen Scheibe und dem Genuss der wechselhaften Stimmung irgendwo zwischen eher gemäßigtem Black Metal und düsterem Ambient ist klar: Die beiden Protagonisten versuchen, auf der Grundlage zum Beispiel der besten Elemente der langen BURZUM-Diskografie eine eigene Ausdrucksform zu finden. Dabei kommt eine Vielzahl von Mitteln zum Ausdruck. Neben röhrenden Gitarrenwänden, flirrigen Leads und einem sehr zweckdienlichen Schlagzeug fügen sich auch nachdenkliche Akustikgitarren, Percussions, Klavierakzente, Vogelgezwitscher, hoffnungsvolle Riffs in Gedenken an die besten LIFELOVER-Zeiten und lange, fast meditative Synthesizersongs in das Album ein.

Die Unterteilung in einzelne Tracks oder auffällige Riffs und Melodien verwischt dabei mehr und mehr, um im großartigen Titelsong einem einnehmend melancholischen Gesamteindruck von Abgeschiedenheit, Dunkelheit und Weltferne zu weichen. Allerdings einem ganz und gar unkitschigen und authentischen, der vor allem von ehrlicher, bodenständiger Sprachlosigkeit gegenüber der Schönheit der Natur, des Nachthimmels und der Stille geprägt ist. So wird "Draumr Ást" zu einem kompositorisch sicher nicht einmaligen und nicht immer völlig zwingenden, aber atmosphärisch ungeheuer gelungenen Debütalbum, das vermutlich schon aufgrund seiner unprätentiösen Selbstdarstellung lange nicht die Aufmerksamkeit bekommen wird, die es verdient hat.

Und warum das? Weil man über solche Musik nicht viel schreiben darf und eigentlich auch nicht zu viel sprechen sollte, aus Angst, ihren Zauber zu zerstören. Wie vor 20 Jahren sollte man ein Album wie dieses einfach kaufen, auf ein altes Tape überspielen und mit einem knarzigen Walkman auf einem Spaziergang durch den verschneiten Wald genießen. Das ist kitschig, das wird kaum jemand verstehen wollen, aber es fühlt sich verdammt gut an.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (08.02.2015)

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