Venom - From The Very Depths

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VÖ: 23.01.2015
Bandinfo: VENOM
Genre: Black´n´Roll
Label: Spinefarm Records
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Lineup  |  Trackliste

VENOM: Legende, Mythos, Originatoren, Kult. Zu den Herren aus Newcastle muss wohl kaum viel ausgeführt werden. Ihr Weg führte sie mit Pflichtalben und Meilensteinen wie „Welcome To Hell“ und „Black Metal“ und höllischen Liveshows (mit Kunstnebel, Laser etc.) zu einer Vorreiterrolle in Sachen Black Metal und anderen Metalarten. Stilprägend, Massen von Bands inspirierend und fanatisch unterstützt von ihren "Legions". Der sinkenden Qualtitätskurve folgten (u.a. mit dem Aus- und Wiedereinstieg von Cronos) Besetzungswechsel und Comebackkonzerte (etwa Dynamo 1996). Mit Rage und Dante ist die aktuelle VENOM-Besetzung seit 2009 konstant. Mit diesen Mitstreitern veröffentlichte das einzig verbliebene Ur-Mitglied (ex-Gitarrist Mantas ist aktuell etwa unter M-PIRE OF EVIL unterwegs) 2011 „Fallen Angels“, das etwa mit „Pedal To The Metal“ oder „Hammerhead“ einige lässige Nummern enthielt.

In bester Bandtradition dröhnt und röhrt auch das neue Album daher, angeführt vom kaputt-markanten Organ von Cronos. Stark der Titelsong, danach folgt das punkig-schrammelige „The Death Of Rock'n'Roll“, dem der erste, vielversprechende Teaser zum neuen Output, „Long Haired Punks”, noch eins draufzusetzen vermag. Hier wird vor allem die urtümliche Seite der Band herausgekehrt (wie zuletzt schon auf „Punk's Not Dead“ von „Fallen Angels“). Auffallend vor allem der fette Gitarrensound, den Cronos im Studio zauberte. Schwere, aber dennoch flotte Riffwalzen ("Stigmata Satanas") bahnen sich ihren Weg, oftmals klingt das Soundgebräu recht neu, ohne die Ideale und Werte von VENOM sowie deren räudig-uriges Grundkonzept zu verleugnen. "Crucified" ist etwa recht zeitgemäß geraten und erinnert an C.O.C. Der flotte Up-Tempo-Rocker "Grinding Teeth" oder das rollende "Smoke" (mit DEFTONES-Anleihen) können genau so viel wie „Rise“, dem Live-Teile mit Publikumsbeteiligung untergemischt wurden. Doch abseits der tollen neuen VENOM-Smasher ist nicht alles Gold, was glänzt. So sind "Evil Law" oder „Temptation“ doch recht simpel geraten und auch “Mephistopheles” ist recht nichtssagend. Ansonsten wummert Cronos' Bass wie eh und je und auch das verwendete Vokabular klingt teils sehr bekannt.

Was durfte und darf der Fan von seinen einstigen Helden im Jahre 2015 erwarten? Wer immer noch an die Mär von der bösen, satanischen „Black Metal"-Band VENOM glaubt, wird mit „From The Very Depths“ weniger anfangen können, wer jedoch die Herkunft und die Anfänge der Band kennt und versteht, der wird den eingeschlagenen Weg der Engländer nachvollziehen können. Wo das Trio früher mit Combos wie MOTÖRHEAD Rock'n'Roll, Punk und NWoBHM zusammenlärmte, schrammeln heutzutage etwa MIDNIGHT eine moderne Version der Früh-80er-Ideen... und wo DARKTHRONE die "neue Garde" hin bzw. zurück zum Punk führt, stehen die einstigen Originatoren der ersten Black-Metal-Bewegung für ihre alten, vergleichsweise chaotischen und krachigen, schwarzen Rock'n'Roll-Werte ein. Long Haired Punks eben.

Der neue Dreher ist naturgemäß kein Kultalbum aus der Frühphase und auch im aktuellen Kontext nicht wirklich wichtig oder wegweisend, allerdings eine logische, zu erhoffende, ja zu erwartende Steigerung zu „Fallen Angels“ und ein absolut wuchtiges und auch ansprechendes VENOM-Album. Irgendwie Altmetall, das zum Teil eine Frischzellenkur erfährt und auf zeitgemäß (allerdings immer organisch und erdig klingend) gedreht wurde. Mission also erfüllt. Der mit Proftigier erfolgten, auf diversen Compilations wiederholten Ausschlachtung des musikhistorisch wichtigen Sound-Erbes halten VENOM ein gutes neues Studioalbum entgegen. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass Cronos – vor allem live – mit den ollen Kamellen weitaus mehr punkten kann. Beispielgebend etwa der auch aufgrund des zu geringen Klassikeranteils durchwachsene Headliner-Gig auf dem “BYH-Festival“ 2012, dem eine baldige Kurskorrektur in Richtung Klassiker folgte.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (22.01.2015)

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