BEARDFISH - +4626 - Comfortzone

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VÖ: 12.01.2015
Bandinfo: BEARDFISH
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Trotz der immer noch ungebrochen wachsenden Retro-Welle sind die Schweden BEARDFISH irgendwie stets gekonnt unter dem Trend-Radar geblieben. Ob sich das mit dem achten Album "+4626 - Comfortzone" ändern wird, bleibt abzuwarten, ich bezweifle es jedoch. Warum dem so ist, kann ich echt nicht sagen, aber irgendwie passt es schon so. Vielleicht ist es ja dem Umstand geschuldet, dass sich das schrullige Quartett aus Gävle trotz zahllos im Business umher stehender Fettnäpfchen immer gekonnt aus der Affäre gezogen hat, ganz nach der Devise "Willst du gelten, mach dich selten" - oder versuch's mal eine Spur unaufdringlicher. Vielleicht ist es auch der Fakt, dass ihre Songs niemals leichtverdauliches Flower-Power-Trallala waren, nein - da schlagen in der Vergangenheit auch schon mal schlanke 35-Minüter zu Buche ("Sleeping In Traffic"). Aber am Ende sind BEARDFISH - denke ich - einfach vier Typen, die ihr Ding mit einem Schmunzeln durchziehen und das hört man auch auf diesem Langspieler zu jeder Sekunde.

War der Vorgänger "The Void" (2012) deutlich Metal-lastiger, so geht man in der Komfort-Zone wieder einen Schritt zurück, zweigt des Öfteren mal links und rechts ab, zweigt dann wieder links und rechts ab, und lässt sich so irgendwie gar nicht auf ein einzelnes Genre festnageln. Bei "King" (saugeiles Songwriting!) und "Daughter / Whore" geht's zwar noch ein wenig härter zur Sache, ansonsten dominieren eher verschachtelt-verspielte Retro-Prog-Elemente, die in ihrer Unberechenbarkeit ab und an sogar ein wenig an KING CRIMSON erinnern ("Comfort Zone"). Das fast 16-minütige "If We Must Be Apart" - die Fortsetzung von "A Love Story" vom Album "The Sane Day" (2006) - ist hier nicht einmal, wie so oft der Fall, der zentrale Song. Er fügt sich in den Gesamtkontext fast unbemerkt ein. Das können BEARDFISH eben ganz gut: den Spannungsbogen von A bis Z aufrecht halten, da verschwimmen die Grenzen zwischen den Songs auch schon mal. Textlich bezieht sich das Album - kurz gesagt - auf die Vergangenheit der vier Schweden in ihrer Heimatstadt, auf den Ausbruch aus dem (monotonen) Alltag, mit dem Überschreiten von Grenzen hinaus aus der eigenen, so geliebten Komfort-Zone, hin zu Experimenten, dem Unbekannten und künstlerischem Neuland.

Und das spiegelt sich auch in der Musik eins zu eins wider. Ob nun bei "Hold On", das im ersten Moment noch unspektakulär klingt, sich aber als echtes Highlight entpuppt, oder beim kurzen "Can You See Me Now?", das mit fast schon kitschigen JOHN LENNON-Arrangements überrascht. Oder beim bissigen Text von "Ode To The Rock'n'Roller", wo BEARDFISH dann fast schon nach den mystischen THE YEAR OF THE GOAT klingen. Egal von welcher Seite man es betrachtet, "+4626 Comfortzone" ist schon mal das erste Prog-Highlight des noch jungen Jahres. Abgerundet durch einen perfekt unaufdringlichen, wohlig-warmen Gesamtsound, charmant musikalisch in Szene gesetzt und durch Rikard Sjöblom's angenehmes Organ endveredelt, klingen BEARDFISH auch nach 14 Jahren unverbraucht und ziemlich spannend!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (16.01.2015)

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