Pryapisme - Futurologie

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VÖ: 09.02.2015
Bandinfo: PRYAPISME
Genre: Avantgarde
Label: Apathia Records
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Lineup  |  Trackliste

Wer sich beim Lesen von Merkmalen wie „geringer Metal-Anteil” und „keine Songs im traditionellen Sinn” schon mal entsetzt abwendet, sollte hier gar nicht mehr weiterlesen. Auf die Franzosen von PRYAPISME treffen diese Merkmale nämlich in hohem Maß zu.

Allein die Tatsache, dass PRYAPISME selbst ihre Musik „Rococo-Core“ nennen, weist schon in die Richtung ihrer (musikalischen) Verrücktheit – die ihnen auch schon mal eine ehrenvolle Erwähnung bei den „Weirdest Bands Of The World“ eingebracht hat. Traditionelle Maßstäbe oder Bewertungskriterien sind hier also schwer anzuwenden.

Ein Versuch, die Musik von PRYAPISME zu beschreiben soll hier trotzdem gemacht werden, auch wenn er zu kurz greift: Ganz grob gesagt treffen auf „Futurologie“ Computerspiel-Sounds auf Klassik, fernöstliche Skalen, einen kleinen Industrial-Metal-Anteil, viel sonstige Elektronik, das ganze gut durchgeschüttelt und mit einer hohen Dosis Wahnsinn gewürzt.

„Futurologie“ ist das musikalische Äquivalent zum visuellen Erlebnis einer Nacht in einem dekadenten, epileptikerfeindlichen Tanzpalast: rasend, verwirrt, hektisch, abgehackt, pausenlos auf der Suche nach dem nächsten High.

Eine kurze, unvollständige Auflistung der Sachen, die auf „Futurologie“ passieren: Klassik-Harfen, Super-Mario-Sounds, Industrial Metal, Calypso-Steel-Drums, Maultrommeln, asiatische Skalen, gequietschte Vocals, klassisches Piano, krachende Big Beats, Tetris-Sounds, Orgeln, Death Metal-Geballer, Goa, 70er-Jahre-Vocoder,…

Obwohl „Futurologie“ auf elf „Tracks“ aufgeteilt ist (wobei bei PRYAPISME beim Benennen der Tracks die sonst in der Musik vorhandene Originalität komplett abhanden gekommen ist) , fällt es schwer, den Überblick zu bewahren und die Tracks einzeln zu hören. Viel eher funktioniert das Album als eine Collage oder Sammlung von kurzen Momenten, Riffs, Melodien, Spannungsbögen.

Irgendwie funktioniert das Album dann als Metapher auf unsere schnelle, Web 2.0- und Neuheits-getriebene Welt: Für Ausruhen bleibt kein Platz, ständig auf der Suche nach dem nächsten Hype, Shitstorm oder Viral-Zeug, menschliche Aktionen reduziert auf bloßes Reagieren durch Likes und Clicks.

Ob PRYAPISME damit Vorreiter einer neuen Musik-Kultur sind, bleibt abzuwarten. „Futurologie“ macht abseits aller kulturpessimistischen Bedenken mit seiner Verrücktheit dann doch auch zu viel Spaß, um es einfach zu ignorieren - musikalisch, optisch (satanistische Katzen!) und schriftlich (man lese mal die Band-Biografie).



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Luka (02.02.2015)

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