Scargod - Sacrilegious Symphonies

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VÖ: 10.09.2014
Bandinfo: SCARGOD
Genre: Metal
Label: Noisehead Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

SCARGOD traten im Jahr 2007 mit einer EP in Erscheinung, die das Potenzial der Musiker rund um Martin Moser aka "Dr. Maze Pain" deutlich untermauerte. Doch dann folgte nicht das erwartete Aufbäumen der Gothic Metal-Hoffnung, sondern in erster Linie eine länger andauernde Phase der Stille. Nun schreiben wir das Jahr 2014 und SCARGOD sind zurück mit ihrem neuen Werk "Sacrilegious Symphonies". Und vorbei ist es mit der Gothic-Metal Hoffnung. Denn "Sacrilegious Symphonies" hat mit "Hurt" nur noch wenig zu tun. SCARGOD sind nun deutlich härter, weniger verträumt und melancholisch. Die gesteigerte Wut lässt sich eindeutig erkennen, doch scheut man davor zurück, sich einfach in ein extremes Metalgenre drängen zu lassen.

"Sacrilegious Symphonies" ist vielmehr ein Sammelsurium an unterschiedlichen Substilen wie Black Metal, Melodic Death, Industrial, sowie allen prinzipiell als "düster" zu bezeichnenden Subgenres. Auch orchestrale Elemente finden auf teilweise sehr überraschende Art und Weise ihren Weg in die Musik SCARGODs. Was SCARGOD aber definitiv geblieben ist, sind die Faktoren Originalität und Mut. Denn so wie obskur wie diese Genrevielfalt in der Theorie klingt, ist die Musik der Band auch in der Praxis. Damit einhergehend werden SCARGOD polarisieren wie kaum eine andere österreichische Metalband, denn so einige musikalische Teilaspekte werden den Durchschnittsmetaller zur Weißglut bringen. SCARGOD sind progressiv im eigentlichen Sinne und fordern den Hörer mit der propagierten Fortschrittlichkeit. Doch genau dies macht "Sacrilegious Symphonies" auch so interessant, denn langweilig ist das Dargebotene nie.

Einige Beispiele gefällig? "Nuns, Faggots and Lewd Blasphemers" wiegt den Hörer nur kurz zu Beginn in Sicherheit, als der metallische Beginn die Freunde der harten Musik schnell verzücken wird. Doch schnell wird dieser Song auf eine für mich positive Art und Weise seltsam. Man spielt mit unterschiedlichen vokalistischen Ansätzen, setzt auf einen klaren Refrain und kredenzt einen düsteren Batzen Musik. Bei "Deface the Impragnable Church" beginnt man plötzlich mit rasantem Black Metal, nur um dann auf klare Vocals umzuschwenken, die mich persönlich etwas an ältere VISION BLEAK erinnern. Und dann gibt es da noch "The Hymns Of My Disgrace", bei denen merkwürdigerweise Blechblasinstrumente eingesetzt werden. Mit einem coolen Rhythmus bewegt man sich selbst irgendwo zwischen Metal, Prog und Rock. Bei diesem Track ist der Black Metal mal ganz vergessen worden. Und dann gibt es da noch "Ravished Boy's Complaint", ein Song der mit viel Liebe zum Detail versehen wurde und etwas an alte SCARGOD erinnert. Der Refrain ist beinahe kitschig, passt aber wie die Faust aufs Auge zu dieser Kombination aus Düsternis und Härte. Von diesem Song geht eine seltsam anmutende Anziehung aus, wobei diese vielleicht von dem einen oder anderen Hörer nicht als solche empfunden wird. Prinzipiell gilt dies für alle Songs auf dieser Veröffentlichung. Über jeden Song könnte man philosophieren und diskutieren, doch wie so oft gibt es hier kaum einen objektiven Ansatz. Diese Beispiele machen aber deutlich, wie vielschichtig "Sacrilegious Symphonies" tatsächlich ist.

Für mich als Rezensenten ist "Sacrilegious Symphonies" ein unglaublich originelles und erfrischendes Album. Weitab des Einheitsbreis macht sich eine Band die Mühe, sogar ein kleines Live Orchester ins Studio zu locken, um den Songs den letzten Schliff zu geben. Vielleicht muss SCARGOD noch etwas am vielzitierten roten Faden arbeiten, doch darf man niemals auf diese ureigene Obskurität vergessen, die der Band ein kaum vergleichbares Profil verpasst. Vielleicht wird dies nicht den Geschmack der Masse treffen, doch man wird sich eine loyale Gruppe von Fans erspielen können, die SCARGOD wirklich zu schätzen wissen. Also an alle Fans von düsterer Musik ohne jegliches Scheuklappendenken: Hört rein und entscheidet, ob ihr bereit seid in die Welt SCARGODs einzutauchen!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (13.10.2014)

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