AEON ZEN - Ephemera

Artikel-Bild
VÖ: 01.09.2014
Bandinfo: AEON ZEN
Genre: Progressive Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Amazon | Webshop
Lineup  |  Trackliste

Vom Ein-Mann-Projekt zur vollständigen Band haben es die Briten von AEON ZEN mittlerweile geschafft, und als Quintett lässt es sich ja auch viel formidabler progressiv musizieren, vor allem wenn man solch abartig talentierte Leute um sich schart wie Chefdenker Rich Hinks. Tom Green ist wieder zurück im Boot und an den Keyboards, und Alistair Bell ist der Neuzugang am Klampfenposten. Ansonsten hat der Chef-Nerd gottlob nichts verändert, zumindest nicht am Line-Up. Im Vergleich zum Vorgänger "Enigma" (2013)konnte man hier und dort im eh schon überirdischen Songwriting konsequent nachbessern, und die Produktion erscheint mir insgesamt druckvoller und homogener.

Aber auch "Ephemera" ist - wie nicht anders zu erwarten - wieder Musik für Hirnwichser, und das nicht zu knapp. Die orchestrale Breitwand-Epik von DEVIN TOWNSEND trifft auf schroffes Djent-Riffing im MESHUGGAH-Style, und ab und an streuen AEON ZEN schön drückende Prog-Passagen ein, die an THRESHOLD erinnern ("The Order Of The Blind"). Also eine gute Mixtur, um damit selbst nölige Prog-Verächter von unter den Betten hervorzulocken, wie man denkt. Der Haken: teils sind die Songs in sich wirklich ziemlich abgespacete Brocken, die es erst mal zu entdecken und zu erforschen gilt und die sich jedem Nur-mal-eben-so-drüber-Hören konsequent verweigern.

Langsam schaffen es die Fünf immerhin, auch mal irgendwo eine catchy Melodie einzuarbeiten ("The Space You Wanted") und machen unerwartete Ausflüge in den theatralischen Rock ("Life?" - ziemlich aberwitzig). "The Entity" und "Remembrance" sind durchwegs harte Riff-Kanonaden, die halt immer wieder aus der Spur gebracht und neu definiert werden, und so bleibt das Ganze auch spannend bis zum Ende. Es ist der Fluch eines Masterminds, dass nur wenige verstehen, was mit solchen Songs ausgesagt werden soll, gleichzeitig aber durchaus ein Segen für das offene Ohr erkundungsfreudiger Musikfreunde.

Warum der Plattendeal mit Nightmare Records plötzlich futsch ist und die Platte im Eigenvertrieb veröffentlicht wird, kann ich nicht ganz nachvollziehen, bei der überaus hoch angesiedelten Qualitätsarbeit von "Ephemera" wird sich aber doch hoffentlich bald ein Label finden, das auch die Visionen eines Rich Hinks für sich deuten kann. Kleiner Tipp am Schluss: checkt unbedingt das Video zum Song "Unite" an (gibt's HIER zu sehen), das die Band als witzige "South Park"-Figürchen zeigt und auch mit unterschwelligem Briten-Humor nicht geizt!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (15.10.2014)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE