Beyond Creation - Earthborn Evolution

Artikel-Bild
VÖ: 24.10.2014
Bandinfo: Beyond Creation
Genre: Progressive Death Metal
Label: Season of Mist
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Wie aus dem Nichts heraus haben BEYOND CREATION mit „The Aura” 2013 das Progressive Death Metal Highlight des Jahres vorgelegt. Die Newcomer aus Kanada sorgten mit diesem herausragenden Mix an Härte, Melodien und technische Fähigkeiten irgendwo zwischen Bands wie NECROPHAGIST, ATHEIST, CYNIC oder OBSCURA für Aufsehen.

Mit „Earthborn Evolution“ gibt es jetzt ein Jahr später ordentlich Nachschlag. Musikalisch hat sich nicht allzu viel geändert: immer noch wildern die Kanadier in den Revieren von NECROPHAGIST (kompromisslose, technische Härte), CYNIC (die leichtfüßigen, jazzigen Einflüsse), OBSCURA (die klassisch-melodischen Parts) und DISSECTION (die schwarzmetallisch-düstere Atmosphäre).

Wobei sich im direkten Vergleich zu „The Aura“ die Gewichtung dieser Einflüsse leicht verschoben hat. War damals noch trotz aller Progressivität der straighte, leicht Melo-Deathige Teil vorherrschend, so ist „Earthborn Evolution“ etwas relaxter und schwermütiger (also mehr CYNIC und DISSECTION). Die musikalische Evolution spiegelt sich bei den Artworks der beiden Alben: ähnliches Motiv, ähnliche düstere Farbgebung, nur der Farbton hat sich von grün auf grau verschoben.

Gleichzeitig ist „Earthborn Evolution“ auch schwerer zugänglich: die Magie der Songs erschließt sich (bis auf einige Ausnahmen) erst beim mehrmaligen Hören. Aber mehrmaliges Zuhören lohnt sich auf jeden Fall: neben offensichtlichen Krachern wie dem Opener „Elusive Reverence“ (allein wegen diesem Song würde sich ein Kauf des Albums lohnen) oder „The Great Revelation“ schaffen es alle Songs auf „Earthborn Evolution“, sich irgendwann in die Gehörgänge zu fräsen (sogar Instrumentals wie „Abstrait Dialog“, sonst eher Lückenbüßer, können als eigenständige Songs überzeugen).

„Sous La Lueur De l'Empereur” gefällt mit Groove und ruhigen Parts, der Titeltrack lässt mit einer eher gemächlichen Schwermütigkeit den Instrumenten viel Platz zur Entfaltung, die Vocals von Fronter Simon Girard sind auf „Neurotical Transmissions“ genial böse, bei „The Axiom“ überrascht das fast schon Classic Rock-ende Gitarrensolo, und bei „Theatrical Delirium“ werden dann alle Geschütze aufgefahren: symphonische Parts, ruhige, an OPETH erinnernde Teile, Jazz-Gitarren und furioses Bass-Tapping loten die Grenzen vom progressiven Death Metal aus.

Die Mitglieder von BEYOND CREATION sind alle hervorragend Musiker, zwei ragen dennoch heraus: Fronter Simon Girard schafft es, neben dem Spielen auf einer achtsaitigen Gitarre noch herrlich böse zu grunzen und zu keifen (und erinnert manchmal an Mikael Akerfeldt zu Death Metal-Zeiten), und dem Fretless-Bass von Dominic Lapointe wurde auf „Earthborn Evolution“ noch etwas mehr Freiräume gegeben als auf „The Aura“, was er für herrliche melodische Läufe und Tappings ausnutzt.

Wenn BEYOND CREATION mit „The Aura“ an die Tür der Prog-Death-Oberklasse geklopft haben, haben sie mit „Earthborn Evolution“ die Tür weit aufgestoßen, es sich auf dem nächsten Sofa bequem gemacht und gemütlich ein paar Bier gezischt – sie haben nämlich anscheinend vor, länger dort oben zu bleiben.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Luka (16.10.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE