Aegre - Excision

Artikel-Bild
VÖ: 00.00.2014
Bandinfo: Aegre
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Eigenproduktion
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Scheinbar ist es auch im norditalienischen Reggio nell`Emilia recht frisch in diesen Zeiten. Gut, es fröstelt den Rezensenten nicht beim Anhören der ersten Full-Length "Excision" der aus vorgenannter Stadt stammenden Band Ægre, aber im Kern ist doch so etwas wie Black Metal zu sehen. Oder zu hören. Die Jungs haben sich dermaßen durchgestylt dass es schon fast wie ein Gastauftritt in einem dieser unsäglichen Twilight-Filmchen aussieht.
Natürlich wird die Szenemafia (mit auf der Brust tätowiertem Keltenkreuz und Sig-Rune auf dem Blutharsch-Shirt oder aber auch nur der Ober-Black Metal-Nerd ohne "politische" Zuordnung) aufschreien dass das nie und nimmer Black Metal ist. Man versteht schließlich ungefähr was der Sänger von sich gibt, die Melodien sind - ähm - hörbar und ich kann auch weder auf dem Album noch auf der Facebook-Seite der Band jemanden erkennen, der im Wald böse eine Birke anstarrt.
Es ist ja klar, auskennen tun sich nur die wahren Szenekenner, Leute die vor Spiritualität nur so knistern, die alte Werte wieder leben wollen, die Natur wieder finden (ohne natürlich aus dem W-Lan-Bereich rauszufallen) und zumindest einmal "Vargsmal" im Original gelesen haben.
Da wird man bei den Italienern falsch liegen. Lupenrein und sauber produziert ist das Konglomerat aus schwarzer Raserei, rifflastigem Thrash und schwülstigen Melodien die durchaus auch von NIGHTWISH und Co. stammen könnten. Die Jungs haben sich bereits 2002 getroffen und begonnen, Musik zu machen. Es hat allerdings bis eben heute gedauert, bis sie mit ihrem Erstling ans Tageslicht gekrochen sind.
Gut Ding braucht... (5 € in die Phrasenkasse).
Die Jungs sind Spitzenmusiker, der Schlagzeuger allein ist das Eintrittsgeld wert, die Gitarren stehen mächtig im Raum, thrashen gerne und wüten kreischend im Mahlstrom des Bösen. Der dunkle Adam knurrt irgendwo zwischen Abbath und Shagrath. Eindimensional zwar, aber es passt hierhin.
Für die über zehnjährige Vorlaufphase bietet das Album zwar superbe Benchmarks, alles von den Künsten der Vortragenden bis hin zur Produktion passt absolut. (Gut, abgesehen vom Keyboard das manchmal aufs gröbste dahinklimpert)
Die Songs machen da leider nicht ganz so mit. Immer wieder tauchen superbe Riffs auf werden dann aber im nächsten Break gleich wieder verworfen. Die besten Momente hat die Band, wenn das Tempo angezogen wird. Dann scheinen zwar DIMMU BORGIR und auch CRADLE OF FILTH durch, aber das ist ja nichts zwingend Schlechtes.
Das Album ist anfangs regelrecht erfrischend (nach all dem trven Rotz der im Genre verbreitet wird), wird dann allerdings immer länger und zieht sich. Den Arrangements würde eine straffende Hand gut tun. Denn die Stärken sind ganz klar zu sehen. Super Musiker und eine Topproduktion (und man kann auch Stimmungen erzeugen wie der Closer des Albums „Void Fate“zeigt). Aber wenn man mich fragt, was da genau in den letzten 52 Minuten passiert ist müsst ich grad nochmal nachschaun.
So haben wir es hier mit einem leicht überdurchschnittlichen Bombast-Black Metal-Album einer Band zu tun, die offensichtlich sehr talentiert ist, vielleicht aber die Arrangements vor dem nächsten Output etwas auf den Punkt bringen sollte.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (03.06.2014)

ANZEIGE
ANZEIGE