Nivlhel - Nivlhel

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VÖ: 30.05.2014
Bandinfo: Nivlhel
Genre: Black Metal
Label: Einheit Produktionen
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Lineup  |  Trackliste

Die Welt ist voll von unterschätzten Bands, und sogar noch voller von noch unterschätzteren Platten. Das ist kein Wunder bei einem Überangebot an Musik, das jeder Beschreibung spottet. Etwas genauer suchen muss man, wenn man auf melodischen schwedischen Black Metal im Stil der 90er steht - das tue ich, sehr sogar, und ich habe lange, laaange Jahre nach Scheiben gesucht, die in diesem Geist entstanden sind. Nun kommt eine weitere direkt zu mir: NIVLHEL - bestehend aus ISTAPP-Kopf Fjalar (unbedingt anhören: ISTAPPs "Blekinge". Jetzt. Sofort!) und seinem Kollegen Isar - veröffentlichen nach einem schon verboten guten Demo ihr selbstbetiteltes Debüt.

Wer ISTAPP schon kennt, kann sich relativ schnell einen Reim bilden, wie NIVLHEL klingen, nämlich sehr ähnlich und lediglich etwas zahmer. Weniger Eisdämonen, weniger Klischee, etwas erwachsener. Wer ISTAPP nicht kennt - obwohl ich ja wohl gerade eben unmissverständlich das Hören ihres Albums ausgerufen hatte! -, der stelle sich eine Mid-Tempo-Mischung aus frühen NAGLFAR, etwas DISSECTION und folkloristischen Motiven in den Leadgitarren (nicht ganz so süßlich wie VINTERSORG) vor, dazu abwechseldn mit sehr charmantem cleanen Gesang oder dem obligatorischen Gekreische intonierte schwedische Texte. Der immer noch naheliegendste Vergleich sind VARGAVINTER, auch wenn die wohl niemand kennt (was wiederum sehr schade ist, also bitte auch mal anhören!).

Dabei treffen NIVLHEL in einigen Stücken des elfteiligen Albums unüberhörbar ins Schwarze, so mit dem Einstiegsriff des Openers "Vrede V", dem Killertrack "Vrede I" (mit genialem Chorus und einem Riff, das ganz sicher aus dem ISTAPP-Fundus kommt) oder dem ähnlich gestrickten "Vrede II", die beide mit einem genial fließenden Arrangement aufwarten und mit ihren ganz ganz großen Melodien einfach nur berührend episch sind. Die restlichen acht Tracks sind gutartiger Qualität, graben sich aber nicht ganz so tief ins Melodiegedächtnis, vielleicht auch wegen des etwas rifforientierteren Charakters, der vermutlich aus der Feder Isars stammt.

"Nivlhel" ist ein rundum schönes, schwelgerisches, durchaus etwas pathetisches, doch nicht kitschiges Winteralbum, an dem jeder Ton überlegt ist und sitzt, ohne totgedacht zu sein. Absolut gelungen ist auch der Sound, der im Vergleich zum vier Jahre älteren ISTAPP-Album deutlich satter, ausgewogener und vor allem in der Drumproduktion viel organischer klingt. Auch das hübsche Klischeecover passt ins Bild: NIVLHEL meinen es ernst, können verdamt viel und wissen, was sie ausdrücken wollen. Davon ist die Welt wiederum nicht voll genug.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (04.06.2014)

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