Misery Index - The Killing Gods

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VÖ: 23.05.2014
Bandinfo: MISERY INDEX
Genre: Death Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Ja, ich oute mich bereits zu Beginn des Reviews. MISERY INDEX sind für mich die beste Death-Metal-Band dieses Jahrtausends. Klar, CANNIBAL CORPSE und DYING FETUS stehen voll im Saft, DEICIDE haben wieder in die Spur gefunden und selbst MALEVOLENT CREATION kriegen im Schnitt jedes zweite Album passabel hin, aber wenn ihr qualitativ hochwertige Kontinuität im DM-Sektor sucht, auf Tempiwechsel und groovige Radikalität steht und so ganz nebenbei headbangen und Windmühlen-moshen zu euren wichtigsten Hobbys zählt, dann sind die Burschen aus Baltimore immer noch das A&O zur akustischen Glückseligkeit.

Dabei verfolgen Jason Netherton und Co. beharrlich ihren eingeschlagenen Weg. Mittlerweile schon so gut wie völlig weg von sämtlichen Core-Elementen, hin zu klassischem, durch überlegtes Songwriting möglichst kurzweiligem Death Metal mit einer kleinen Prise Grindcore, die dem Quartett glücklicherweise nicht völlig verloren geht. „Heirs To Thievery“, für mich immer noch das absolute Opus Magnum der Band, hat nach dem rasanten „Traitors“ bereits die Abkehr Richtung verstärktem Groove vorexerziert, „The Killing Gods“ ist nach vierjähriger Abwesenheit und Plattenfirmenwechsel zu Season Of Mist nun quasi das ausgereifte Ergebnis der milden Stilkorrektur. Das bedeutet, dass MISERY INDEX natürlich immer noch voll ins Mett hauen, aber sich noch stärker dem Mid-Tempo zuträglich fühlen und so zwar etwas von der viehischen Aggressivität der Anfangstage, aber nichts von der bedrohlicher werdenden Atmosphäre der letzten Jahre verloren haben.

Die ersten fünf Songs können konzeptionell als ein großes Ganzes betrachtet werden, leiten auch perfekt von einem zum anderen über und überzeugen mit krachenden Riffs, geschickten instrumentalen Interludien/Überleitungen und bestialischer Härte. Hervorgehoben sei der bereits bekannte Track „Conjuring The Cull“ und das alles zerberstende „The Calling“. In dieser Tonart geht’s natürlich mühelos weiter. Der Titeltrack überrascht anfangs mit sakralen Chor-Gesängen und verwandelt sich im weiteren Verlauf zu einem eindringlichen Epos, „Gallows Humor“ überrollt den Hörer mit schneidenden Riffs und „The Weakener“ könnte sich mit seinem schwunghaften Gebärden zu einem künftigen Live-Knacker entwickeln.

Damit nicht genug legen die Burschen auch am Ende noch einmal nach. Das frivole „Colony Collapse“ singt Netherton gar mit ex-DYING-FETUS-Spezi John Gallagher ein und das MINISTRY-Cover „Thieves Of The New World Order“ ist tatsächlich gelungen. „The Killing Gods“ ist auf jeden Fall das organischste Album der MISERY-INDEX-Bandgeschichte – nie zuvor wurden die Songs so gut aufeinander aufgebaut und abgestimmt, die fette Produktion, das passende Cover-Artwork, die sägenden Klampfen, Netherthons aggressive Stimme und Adam Jarvis‘ außerirdisches Geknüppel formen sich zu einem Hybrid der hochklassigen Todesblei-Moderne. Was hier fehlt ist allerdings ein absoluter Top-Hit, wie er zum Beispiel in Form von „You Lose“ oder „The Carrion Call“ auf dem Vorgänger stand. MISERY INDEX legen aber einmal mehr mühelos einen Kandidaten für das „Album des Jahres“ vor – auch wenn mir „Heirs To Thievery“ um einen Zacken besser gefiel – die Burschen bleiben im groovenden Death-Sektor mühelos Thronwächter.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (22.05.2014)

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