Annisokay - The Lucid Dream[er]

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VÖ: 30.05.2014
Bandinfo: ANNISOKAY
Genre: Post Hardcore
Label: SPV / Steamhammer
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Lineup  |  Trackliste

Bereits im Jahre 2012 haben die aufstrebenden deutschen Musiker von ANNISOKAY ihr Debütalbum "The Lucid Dream[er]" in Eigenregie veröffentlicht, doch anno 2014 ist es der Truppe gelungen, neben ihrer Zusammenarbeit mit einem japanischen Label, in Europa bei SPV unterzukommen. Grund genug um das Debüt mit drei Bonustracks am 30. Mai erneut unters Volk zu mischen, während die Arbeiten am neuen Album (unter der Regie von Joey Sturgis) bereits auf Hochtouren laufen.

Die Platte an sich gestaltet sich ein stückweit konzeptionell, beleuchtet sowohl Albträume als auch das Phänomen des Klartraums und nimmt dabei Bezug auf die Tiefe des menschlichen Bewusstseins. Musikalisch bin ich von dem Werk zumindest nicht so ganz angetan, was schlichtweg daran liegt, dass ANNISOKAY es zumindest auf ihrem Debüt noch nicht verstehen, den Post Hardcore auf eine eigene Ebene zu bringen und dem Gesamtbild seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Der Opener "The Final Round" beginnt mit einem Intro, dass mich fast 1:1 an das Intro der 2011 erschienenen Platte "Reckless & Relentless" der Genrekollegen von ASKING ALEXANDRIA erinnert. Das Problem ist in diesem Genre schlichtweg die Tatsache, dass über die letzten zwei bis drei Jahre hinweg eine EXTREME Flut von neuen Bands entstanden ist, die alle den Sound verkörpern, den Bands wie BRING ME THE HORIZON, ASKING ALEXANDRIA oder auch ATTACK ATTACK (die sich mittlerweile aufgelöst haben) groß gemacht haben. Der Unterschied hierbei liegt darin, dass jene Bands sich mittlerweile weiter entwickelt haben und sich nicht der stetigen Stagnation hergeben möchten. So klingt die aktuelle ASKING ALEXANDRIA Platte nicht mal mehr ansatzweise wie das Debüt. Wenn uns jetzt aber neue Bands aus diesem relativ ausgelutschten Genre begegnen, so sind die Parallelen zumeist unverkennbar. Entweder verstehen es die Bands, mit geschicktem Handwerk das gewisse Etwas auf die Platte zu pressen oder sie versinken im Sumpf der zahlreichen Post Hardcore Bands, die allesamt so klingen, wie die Bands, die das Genre von grundauf geprägt haben.

Musikalisch ist das hier alles ja kein Schrott, den uns ANNISOKAY auf ihrem Debüt präsentieren, doch es gelingt ihnen während der 13 Songs einfach nicht, sich von Genrekollegen in irgendeiner Form abzuheben. So ballert der Opener ja ganz gut aus den Boxen, ist auch fett produziert und bietet dem Hörer eine sehr nette düstere Atmo, doch habe ich genau das in den letzten drei Jahren schon 500 mal gehört. "Sky" kommt etwas treibender daher und wirkt in Relation zum Opener ja fast schon euphorisch, worin ich ja zumindest im ANSATZ eine Chance für Bands wie ANNISOKAY erkennen kann. Zumeist klingen die modernen Post Hardcore Bands von heute düster und so "böse" wie nur irgendwie möglich. Den Songs mal einen gewissen positiven Antrieb zu verleihen, das kommt nur äußerst selten vor. Natürlich können die Jungs was, zeigen das auch in der sehr ruhigen melancholisch wirkenden Ballade "Who Am I", wo Clean Sänger Christoph aufzeigt, dass er mit seiner Stimme durchaus was anzufangen weiß. Doch ansonsten bleibt im gesamten Umfang der Platte zumindest bei mir relativ wenig hängen. Wäre ich nun mit diesem einen Album in das Genre eingestiegen, dann würde sich das sicherlich anders darstellen, doch ich beschäftige mich mit dieser Art von Musik nicht erst seit gestern. Insbesondere im Post Hardcore Bereich herrscht aktuell ein Klischee, was jede Band scheinbar bedienen muss...Elektronische Elemente, hoher Gesang, neben dem Electro stuff Trance Einlagen, ein möglichst düsterer Sound, viele Breakdowns und in mancher Hinsicht ein progressiver Touch, der keiner ist. All diese Elemente sind hier gegeben. Sie werden weiß Gott nicht schlecht verarbeitet und "The Lucid Dream[er]" soll nun auch nicht der Sündenbock für jede neue Post Hardcore Band sein, die ein solches Werk veröffentlicht hat. Dennoch muss ein Genre dazu in der Lage sein, sich weiter zu entwickeln. Insbesondere die Band I SEE STARS hat mit ihrem letzten Werk "New Demons" eindrucksvoll aufgezeigt, dass der Post Hardcore noch lange nicht tot ist. Allein die für ein PHC Album verhältnismäßig lange Spielzeit hat die meisten "Fans" schon abgeschreckt.

So kann ich den Jungs am Ende zwar keinen großen Vorwurf machen, weil sie das machen, was jede frische Truppe aus dem Bereich quasi macht, doch hätte es mich gefreut, wenn man diese Barriere mal sprengt und zeigt, dass es auch anders gehen kann. So ist das Album wahrlich kein schlechtes als solches, lässt nur eine gewisse Eigenständigkeit völliig vermissen, was dazu führt, dass bei mir nicht wirklich was hängen bleibt. Es bleibt abzuwarten, wie ANNISOKAY den Rückenwind zu nutzen wissen, den sie durch ihren großen Plattendeal nun erfahren haben, aber das zweite Werk sollte doch schon einen großen Schritt nach vorn machen, um in diesem Genre nicht als Eintagsfliege zu enden.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Sonata (22.05.2014)

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