Evenoire - Herons

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VÖ: 15.04.2014
Bandinfo: Evenoire
Genre: Gothic
Label: Scarlet Records
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Lineup  |  Trackliste

EVENOIRE sind eine Female Fronted Gothic Metal Band aus Italien, und haben nun mit "Herons" ihr zweites Album auf den Markt geworfen. Stilistisch bewegt sich die Band am ehesten im Fahrwasser von WITHIN TEMPTATION, zumindest erinnert das stimmliche Coleur der Sängerin Lisy Stefanoni streckenweise an die niederländische Frontelfe. Musikalisch beschreiten EVENOIRE dafür neben dem schon ein wenig ausgetretenen Gothic-Pfad auch eigene Wege, indem sie statt auf Orchesterbombast (der aber in abgespeckter Form auch seinen Platz findet) auf zerbrechlichen Flötenklang als zentrales Akzentinstrument des Albums setzen.

Mit einem schönen Flötenintro startet das Album gemütlich, und nimmt beim folgenden "Drops Of Amber" Fahrt auf. Der flotte, mit Flöte und Streichern akzentuierte Song ist inspiriert von griechischer Mythologie, aber vermag leider nicht so recht zu zünden. Ihre Stärken, die Verbindung von sanften Flötenklängen mit harten Gitarrenriffs, spielen EVENOIRE vor allem im Song "Love Enslaves" aus, der durch die zusätzlichen Unterlegung mit Pianoklängen zunächst richtig schöne Stimmung aufbaut. Gesanglich gibt man sich hier etwas rockiger, doch verliert der Titel bereits durch ein Break im ersten Drittel an Fahrt, sodass er in der Folge seine Vorteile auf den über sieben Minuten Länge nicht mehr ausspielen kann.

"The Newborn Spring" schlägt in eine ähnliche Bresche, der langsame Refrain gehört zu den Highlights des Albums, dafür schlagen die Gitarren mitunter sehr schräge Töne an. Ähnlich die Sache bei "Seasons Of Decay" in der Sängerin Lisy Stefanoni mutig etwas kernigere Töne anschlägt, die aber ihrer Stimmlage nicht so liegen und phasenweise schon mehr ins Schreien abdriften. Während "Wild Females" mit einem aus dem Folk Metal entlehnten Stilmittel aufwarten kann, entdeckt man bei "The Lady Of The Game" sogar strukturelle Parallelen zu NIGHTWISH, vor allem durch die gute Gitarrenarbeit, und der trotz vieler Tempowechsel gut getimten Bridge die sich hier perfekt einfügt.

Highlight des Albums ist der Titel "Tears Of Medusa" für den sich EVENOIRE gesangliche Unterstützung von Linnéa Vikström (THERION) geholt haben. Das Duett der beiden Damen harmoniert ausgezeichnet mit dem nur mit moderaten Tempowechseln verbrämten Song, der gänzlich ohne langsame Bridges auskommt die sich ansonsten durch das komplette Album ziehen. Die beiden Sängerinnen erzeugen eine wunderbar dichte Atmosphäre, und man möchte hier zum ersten mal auf Repeat drücken. Auch die Länge von knappen fünf Minuten ist perfekt. Leider können nicht alle Stücke dieses Niveau halten, wie zB "Devil's Signs" oder "Aries" die sich recht unaufdringlich einfügen, aber leider so überhaupt nicht zünden wollen.

"Herons" setzt auf ausufernde Kompositionen, und die Platte sprüht geradezu vor Ideen - mit der ausgezeichneten Produktion könnte man hier ein außergewöhnlich starkes Album vorfinden. Jedoch ist die Stärke dieses Albums auch gleichzeitig seine größte Schwäche - inmitten der komplexen, vor Tempowechseln und Bridges strotzenden Songs verhaspeln sich EVENOIRE leider des Öfteren in ihren eigenen Ideen, und schaffen es nicht ganz die einzelnen Stücke auf den Punkt zu bringen. Vor allem das Stilmittel der langsamen Bridges wird in beinahe jedem Song eingebaut, zerfasert so manche schöne Songstruktur, und unterbricht oftmals den Fluss des jeweiligen Titels. Trotzdem ist "Herons" ein Schritt in die richtige Richtung, und besitzt Wiedererkennungswert.

Anspieltipps: "Love Enslaves", "Tears of Medusa", "The Lady Of The Game"



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (10.05.2014)

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