Cradle Of Filth - Total Fucking Darkness (Re-Release)

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VÖ: 02.05.2014
Bandinfo: CRADLE OF FILTH
Genre: Black / Death Metal
Label: Mordgrimm
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Es gab einmal eine Zeit, da war der britische Keif-Zwerg Dani Filth nicht als Corpsepaint-beschmierter Lächerlichkeitskobold mit der Trveness eines Steiff-Teddys verschrien, sondern sorgte durch seine musikalischen Innovationen und einer bis dahin noch unbekannt-horrösen Auffassung von Black Metal sogar für etwas Angst und Schrecken in den Kinderzimmern pickeliger Bravo-Abonnenten. In diese Ära fallen zumindest die ersten drei, wenn nicht vier Studioalben und auf jeden Fall die zahlreichen alten und längst vergessenen Demos, mit denen der Gnom damals gefühltes Unwohlsein über die britische Insel streute. Das dritte diese Demos nannte sich im November 1993 „Total Fucking Darkness“ und war übrigens das erste, auf dem Dani und Konsorten nicht Death Metal, sondern schon eine Art Schwarzmetall zelebrierten.

Das leuchtet aber nicht immer heraus – diverse Passagen in Tracks wie „The Black Goddess Rises“ oder „The Raping Of Faith“ klingen nach einer Mischung aus CARCASS und CANNIBAL CORPSE und leben vor allem vom – ja, ihr lest goldrichtig! – tiefen Gegrunze des kleinen Mikroquälers. Von kajalgeschwängerten Gothic-Gequarke der Neuzeit ist hier noch nicht einmal ein Hauch zu spüren, wiewohl CRADLE OF FILTH sich in Songs wie „As Deep As Any Burial“ oder „Unbridled At Dusk“ mit jauchzenden Keifern, Keyboard-Untermalung und klirrenden Riff-Kaskaden schon erstmals in Richtung ihres ein Jahr später folgenden und immer noch hervorragenden Albumdebüts „The Principle Of Evil Made Flesh“ drehten. Natürlich haben Mordgrimm die auf einer Doppel-LP und per Digipak-CD erhältliche Retrospektive mit massig Material aufgefettet. Zum Beispiel mit dem Opener „Spattered In Faeces“ oder dem ebenfalls noch unbekannten „Devil Mayfair (Advocatus Diaboli)“ aus den mystischen, weil nie ans Tageslicht gekommenen „Goetia“-Sessions in Samhain 1992. Die Bänder wurden damals gelöscht, irgendetwas scheint es dann aber doch immer zu geben.

Auch hier befinden sich CRADLE OF FILTH eindeutig im Death-Metal-Bereich, feuern sogar ein paar kräftige Thrash-Salven raus und bewegen sich stimmlich in Gegenden, in denen heute Bands wie MONSTROSITY oder gar DEVOURMENT wildern. Die theatralisch-atmosphären Einsprengseln ließen damals schon vermuten, dass Dani und seine Spießgesellen wohl einen anderen Weg einschlagen werden – das dumpfe und rohe Gebolze von vor mehr als zwei Dekaden hat aber nicht nur für Maniacs und Sammler einen Reiz für sich. „Total Fucking Darkness“ ist also durchaus einen Hördurchlauf wert, auch wenn es hier nichts, aber schon wirklich gar nichts Episch-Opulentes für Feinschmecker der letzten Alben gibt. Um sich dem Phänomen CRADLE OF FILTH (schlussendlich immer noch kommerziell erfolgreichste Black-Metal-Band ever) vollständig nähern zu können, muss natürlich auch ein bisschen tiefer eingetaucht werden. Das hier sind noch schmucke Relikte aus den Tapetrading-Tagen!



Ohne Bewertung
Autor: Robert Fröwein (24.04.2014)

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