LORD MANTIS - Death Mask

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VÖ: 25.04.2014
Bandinfo: LORD MANTIS
Genre: Sludge Metal
Label: Profound Lore Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

„Pervertor“, dieser pechschwarze Sludge-Monolith aus dem Jahre 2012 war das zweite Album der Chicagoer Krachspezialisten LORD MANTIS und meiner erste Berührung mit den dissonanten Klängen der Melodieverweigerer. Songs wie „Vile Divinity“ oder „At The Mouth“ rotieren noch heute oft und gerne in meinem Player, wenn ich gerade wieder mal Gott und die Welt verfluche oder mir das Menschenvolk aus irgendwelchen Gründen am Arsch geht und MAYHEM oder alte DARKTHRONE dafür zu wenig Misanthropie versprühen. Wer sich schon einmal ein bisschen mit dem Quartett befasst hat, kommt unweigerlich zum Schluss, dass hier in der Kindheit der Protagonisten wirklich viel daneben gegangen sein muss.

Rundling Nummer drei, „Death Mask“, erstmals über die Undergroundschmiede Profound Lore Records vertrieben, schließt nahtlos an die nihilistische Grundhaltung seines direkten Vorgängers an und verstört schon im Opener „Body Choke“ mit nie enden wollenden Blastbeats, hochgewürgten Aggro-Keif-Vocals und schwindelerregenden Riff-Stafetten, die sich wie Bandwürmer durch sämtliche Körperöffnungen zwängen, um ein möglichst unwohliges Gefühl in der Magengegend zu entfachen. Für zusätzliche Konsternation sorgt seit letztem Jahr ABIGAIL WILLIAMS-Chef Ken Sorceron, der mit seinem Hauptprojekt nicht ausgelastet scheint und ab sofort neuer Chef an der Sechssaiter-Front ist.

Die meist überlangen Songs wühlen sich undefinierbar, aber nahezu grenzenlos unrhythmisch aus dem Äther und potenzieren unter tausendprozentiger Garantie jede Art von nebeliger Kiffer-Paranoia. Die Geschwindigkeit von Songs wie „Death Mask“ oder „Negative Birth“ wabert zwischen rasendem US-Black-Metal und abgeschmacktem Doom, das Songwriting zerrt ohrenscheinlich die tiefsten Abgründe der Musikerseelen hervor und mit dem abschließenden „Three Crosses“ gelingt LORD MANTIS tatsächlich ein Mahnmal des aberwitzigen Wahnsinns. Dieser findet beim schwermütigen, im Internet bereits heftig diskutierten Cover-Artwork seinen Höhepunkt, wo man einen geknebelten Transgender-Jesus beim Leiden beobachten kann. Provokation geht also auch noch im Zeitalter der kollektiven Abgestumpftheit. „Death Mask“ ist wirklich schwere Kost, die der Einhorn-bestückte SABATON-Lunatic ebensowenig auflegen sollte, wie Hobby-Pandas, für die epische IMMORTAL der Gipfel des Kruden sind. Feiner Suicide-Black/Doom/Sludge – wenn auch nicht mehr so zwingend wie „Pervertor“.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (22.04.2014)

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