IQ - The Road Of Bones

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VÖ: 16.05.2014
Bandinfo: IQ
Genre: Progressive Rock
Label: Giant Electric Pea
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Lineup  |  Trackliste

Geht man nach Wikipedia, dann gab es bislang elf verschiedene IQ-LineUps. Nicht schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass "Road Of Bones" die zehnte Scheibe der Briten-Progger ist. Mit Original-Basser Tim Esau hat man das Line-Up der ersten Jahre nun fast wieder zusammen, und die Ansicht einiger Besserwisser, IQ wären ohne Martin Orford nicht mehr die Band, die sie früher waren, wird spätestens mit diesem Album ein für allemal ins Reich der Fantasie verwiesen. Das eröffnende "From The Outside In" macht gleich mal deutlich, warum diese Band eher wie ein guter Wein mit den Jahren konsequent gereift ist, und nicht die klassische Berg- und Talfahrt vieler Bands aus diesem Genre erleiden musste: schlicht sind die Songs, fast verhalten, dennoch mit ganz deutlicher Gestik, dabei niemals zu verschachtelt, immer logisch und ohne unnötiges Füllmaterial. Über allem thront die markante Stimme von Peter Nicholls, der immer noch ein wenig das Jon Anderson-Timbre für sich gebucht hat, vor allem in den hohen Regionen.

Der folgende Titeltrack ist so großartig, dass man ihn nur allzu gerne in einer Endlos-Schleife laufen lassen würde - was zugegebenermaßen ja blöd und auch schade wäre, denn dann würde man den Rest des Albums ja versäumen. Langsam baut sich die Spannung auf, das untermalende Xylophon klingt in diesem Kontext, als würde jemand auf Knochen eine Melodie spielen, vielleicht ja gewollt. "Road Of Bones" ist der Prototyp eines Prog-Songs ohne überbordenden Schnickschnack, ohne Höher-Schneller-Weiter und mit wohldosiertem, niemals übertriebenem Pathos. Das Herzstück des Albums ist aber zweifelsohne das über fast zwanzig Minuten ausgewälzte "Without Walls", das nach eher unspektakulärem Beginn in einem simplen, aber mächtigen Refrain gipfelt, bevor einen der Gänsehaut-Mittelteil in die schwebende Klangwelt von PINK FLOYD entführt, um danach mit noch mächtigerem Crescendo und vorgetäuschtem Finale diese formvollendete Klang-Kathedrale wieder einstürzen zu lassen - oder besser: sie wieder abzubauen. Besser geht echt nicht!

Das ruhige, beinahe schon poppige "Ocean" plätschert um eine zentrale Keyboard-Sequenz vor sich hin, steigert sich ein wenig ins Ausladende im Refrain, und ist insgesamt einfach nur schön. Das abschließende "Until The End" erstreckt sich nochmal über zwölf Minuten, hier zieht man noch mal alle Register - im wörtlichsten Sinne nämlich die der Orgel, die in ihrer sakralen Grundstimmung immer ein wenig an die von Rick Wakeman erinnert. Hier darf auch ein wenig gefrickelt werden, und der Song nimmt in der Mitte ein wenig an Fahrt auf, aber alles im Rahmen. Auch hier lebt das Lied von gezieltem Understatement, man muss eben auch zwischen den Tönen hören können. IQ haben eine halbe Ewigkeit gebraucht, um das vielleicht beste Album ihrer Karriere abzuliefern, aber - wie schon bei erwähntem Wein - wäre "The Road Of Bones" ohne diese gewisse Reife nicht möglich gewesen. Das Material entpuppt sich als härter und ernster als noch auf "Frequency" (2009), diese Stimmung tut dem Album aber gut und lässt die fünf Songs noch mal einen Zacken dramatischer erscheinen. Liebhaber des gehobenen Anspruchs (sprich: ARENA, YES, TRESHOLD und Konsorten) werden hier entzückt mit der Zunge schnalzen!



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (07.05.2014)

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