Boy Sets Fire - The Misery Index: Notes From The Plague Years (Re-Release)

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VÖ: 14.03.2014
Bandinfo: BoySetsFire
Genre: Punk Rock
Label: Cargo Records
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Lineup  |  Trackliste

Der Zeitpunkt ist wohl gewählt – lässt man die kurze Abstinenz aus dem Musikbusiness außer Acht, feiern die US-amerikanischen Hardcore-Heroen BOYSETSFIRE heuer ihren 20. Geburtstag und belohnen die Fans zu diesem Anlass mit dem Re-Release des gleichsam erfolgreichen wie starken Albums „The Misery Index: Notes From The Plague Years“ aus dem Jahr 2006. Kenner der Band wissen, dass dieses Werk schlussendlich das einstige Vermächtnis von Sänger Nathan Gray und Co. war, denn nur einen Monat nach Albumveröffentlichung beschlossen BOYSETSFIRE, das gemeinsame Musizieren sein zu lassen. Drei Jahre später gab es aber sowieso wieder die Reunion, seitdem auch schon ein neues Studioalbum.

Egal – der Fokus liegt auf „The Misery Index“ und das bemüht und gewohnt politisch angehauchte Album musste sich schon damals mit dem 2000er Überwerk „After The Eulogy“ – noch immer das fraglos beste und klanglich kompletteste BOYSETSFIRE-Werk – messen. Eine schier unmögliche Aufgabe, zumal sich die Delaware-Truppe auf hier vorliegendem Werk schon viel stärker von der Post-Hardcore-Schule abgewandt hatte und verstärkt auf Melodienreichtum im Street-Punk-Stil baute. Eine eingängige, sich ins Gehirn hämmernde Single wie „Rookie“ war auf „The Misery Index“ dennoch nicht mehr zu finden – zu vertrackt und nach diversen Labelstreitereien wohl auch zu unentschlossen gingen die Burschen damals ans Werk.

Stärker als je zuvor vermischte die Band eruptive Hardcore-Szenerien mit hymnischen Sing-A-Long-Chören und jugendgerechten Punk-Stampf-Parts. Mag das eröffnende „Walk Astray“ ob seiner US-Rocklastigkeit so manchen Fan bis in seine Grundfeste erschüttert haben, finden BOYSETSFIRE glücklicherweise recht schnell wieder in die Spur. Schon „Requiem“ ist Melo-Hardcore der Oberklasse und das knackig-kurze „Final Communiqué“ shreddert sich kurzweilig in die eigene Bandvergangenheit zurück. Die wahren Kracher versteckten die Jungs unverständlicherweise Mitte/Ende des Albums. „Empire“, eine zum Hinknien gelungene Verbindung aus Höschenbefeuchter und Refrain-Gottheit ist noch heute ein unerreichtes Highlight in den Live-Setlists, „(10) And Counting“ ist eine Pop-Punk-Musterbeispiel mit akustischen Gitarren und das abschließende „A Far Cry“ fungiert berechtigt als Moshpit-Manifest.

Weder zuvor noch danach gelang BOYSETSFIRE eine derart gelungene Symbiose aus Alternative-Radio-tauglichen Pop-Referenzen und treu zu den eigenen Roots stehenden Hardcore-Ergüssen. Auch wenn nicht alle Tracks zünden und „The Misery Index“ im Vergleich zu den Vorgängeralben einiges an Geduld von der eigenen Klientel forderte, besteht das Ding – nun, acht Jahre später – mühelos den Langzeit-Test und führt romantisch-nostalgisch zurück in eine Zeit, wo das Genre außerhalb von BOYSETSFIRE eher dahinsiechte und es außerhalb des Bandlagers an mutigen Stilmelangen mangelte. Wenn schon Emo, dann bitte so und danke, dass ihr wieder zurück seid!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (26.03.2014)

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