Sea Of Disorder - Sea Of Disorder

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VÖ: 02.10.2012
Bandinfo: Sea Of Disorder
Genre: Post-Rock
Label: Le Crépuscule Du Soir
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Lineup  |  Trackliste

Die EP der Salzburger von SEA OF DISORDER (oder um genauer zu sein ~Sea Of Disorder~) erreicht uns mit leichter Verspätung. Better late than never, so der Angelsachse. Und es wäre ein Verlust, hätte diese, mit knapp 28 Minuten großzügig bemessene EP, zugleich das Debüt des Zweiers mit Gästen, nicht doch noch den Weg zu uns gefunden.

Chris Huber eröffnet mit einem dichten Intro welches dann in den ersten Song übergeht. Filigrane, zerbrechliche Gitarren hinter denen ein verspieltes Schlagzeug den Post-Rock Kutter in See stechen lässt (...). Post-Rock, Post-Metal, wie auch immer, wenn gut gemacht, ist eine begleitete Reise in das Innere des Hörers.

Und wenn das dann auch noch so geschickt, überlegt und mit Spannungsbögen erschaffen wird, dann beginnt diese Reise ohne Umschweife. Erinnert an Soundtracks, Filmscores. An den Blick ins Weite, oder die Tiefen der See. In der etwas erwacht, das stellvertretend für das Biest, das Tier, das Wesen im Menschen lebt und ihn daran hindert, sich entfalten zu können, zu dürfen oder gar zu wollen. Wunderschön wie im letzten Drittel des ersten Songs ein scheinbar richtungsloser, konfuser Moment in ein stimmiges Ende hin aufgelöst wird. All das musikalische Können subsummiert unter der Ägide der mit Emotionen verwobenen Kunst. "Wor~Ship", ein Intermezzo, wird vom FX-Zauberer Chris Huber zum Erwachen gebracht. "Wakening" wiederholt es sich im Hintergrund und man taucht aus dem Wasser, dem Meer, der "Sea Of Disorder" eben auf.

Das zweite Kapitel beginnt ähnlich fragil wie der Beginn der EP, zarte Gitarren und ein verspieltes Schlagzeug. Allein diesem Dreiklang aus Gitarre, Bass und Schlagzeug könnte man ewig zuhören. Die Gitarren werden härter, langsam lauter, geben dem Song eine neue Schicht, eine neue Ebene. Hier steigt, wie auch beim letzten Lied dann, Loïc Rossetti von THE OCEAN ein. Meiner bescheidenen Meinung nach hätte das nicht unbedingt sein müssen, auch ohne dessen Gesang funktioniert die EP vorzüglich.

Ganz großes Musikschaffen dann mit dem über 13 Minuten langen Abschluss, der Song beginnt ein wenig härter, aber auch hier erfreut man sich an einem ideenreichen Songaufbau. Nach drei, vier Minuten kommt ein leichtes Black Metal - Feeling auf (auch hier mit einem "Post" versehen) bevor es in rein akustische Weiten geht. Verstörend, beleben, wieder-belebend? Die Angst vor dem Wasser als Metapher vor einem Wiedereintauchen in die Untiefen der eigenen Seele? Das Lied, die gesamte EP lädt ein zur Introspektion, zum kontemplativen sich-tragen-lassen. Loïc Rossetti kommt auch hier vor. Ich bin keinesfalls ein Freund seiner Metalcore-Stimme (sein klarer Gesang ist deutlich besser), aber diese wird hier maximal gleichwertig mit dem Rest des Instrumentariums verwendet. Immer wieder spannend ist die Art und Weise, wie die Songs aufgebaut sind, sich von zerfransten Sprengseln hin aufbauen zu scheinbar rettenden Ufern nur um sich dann aufzulösen und von neuem zu beginnen.

In dieser EP stecken eine Menge Gedanken, eine Menge Können und eine Menge an Potential. Das was hier geboten wird hält locker mit THE OCEAN oder auch den ARCHITECTS mit. Ich freue mich auf ein vollständiges Album.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (21.03.2014)

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