Satanika - Nightmare

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VÖ: 21.02.2014
Bandinfo: SATANIKA
Genre: Black / Thrash Metal
Label: Iron Shield Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

"U mir si jung gsii, si ufem sprung gsii" - sing der schweizerische Mundartrocker Polo Hofer und meint damit den "Summer ´68" (auch hier ist die dytsche Aussprache angebracht). "Hindsight is 20/20" sagt der Angelsachse und meint damit alles was früher passiert ist. Ich wurde 1970 geboren, habe damit das Privileg, und für mich ist es ein solches, die Entwicklung der sehr harten Rockmusik direkt gesehen und gespürt zu haben.

Ich war dabei, als SLAYER, METALLICA aber auch KREATOR und SODOM noch in ihren Kinderschuhen waren. Und ich war auch dabei als sie mit diesen Kinderschuhen ihren Durchbruch geschafft haben. Thrash Metal war und ist für mich der Nexus des Metal. Nach wie vor. Erst heute wieder hab ich mich durch den KREATOR-Backkatalog als Beschallung eines ausgedehnten Spaziergangs gewühlt.

War deshalb alles besser?

Die Frage ist schon mit dem gestellt-werden obsolet. Die ersten Kontakte mit Kunst jeglicher Facon sind meist die, die als die besten gewertet werden. Und Bestand haben. Der Schlag ins Gesicht beim ersten Mal SLAYER, "Show No Mercy" ist auch heute noch gut. "Master Of Puppets" natürlich auch, "Darkness Descends" und "Agent Orange" ditto. Es war eine gute Zeit, die Mischung aus der Geschwindigkeit des Punk und den Riffs des Metal haben die sensorische Welt neu definiert.

Und deshalb vielleicht auch waren SATANIKA mit "Infection" ein durch Nostalgie etwas zu hoch bewertetes Album. Es war allerdings auch deutlich besser als das erneut via Iron Shields erschienene "Nightmare". Da mögen Pure Steel Promotions den Promo-Hammer mit Eleganz schwingen, es hilft nix, das neue Album der Italiener ist bestenfalls eine nicht gelungene Proberaumaufnahme.

Ein, höchstens zwei, Riffs pro Titel, wenn auch gut gespielt, sind im gegebenen Kontext nicht wirklich viel. So muss man sich auch bis zu den letzten beiden Songs durchkämpfen um zwei annehmbare Stücke zu finden. Eine Menge an Gestarbeitern wurden geladen. Und zerlegen ein Stück wie "Mask Of Satan" völlig (Oscar Carlquist von RAM, wenn ich nicht irre). Wenn dereinst jemand gesanglich ähnlich daneben war wurde im Proberaum das Bier versteckt.

Prinzipiell ist ja alles schön true und steinalt. Aber es funktioniert eben so gut wie nichts. Dabei wäre der Gesang von Pervertor, der hart Richtung Quorthon und Cronos geht nicht schlecht. Doch damit allein ist es nicht getan. Das sind alles Überreste von Proberaumjams, kaum ein Song ist ein solcher und zwingt sich in das Langzeitgedächtnis. Die Gitarren sind zwar mächtig aber auch beschämend eindimensional. Die jedem Song vorangegangenen Soundbites sind völlig unnötig, der Gag rennt sich eben tot. Und der Sound der Drums ist eine reine Frechheit. True und Old School schön und gut, aber das ist übelst. Wenn ab und an mal ein Riff funktioniert bläst das Schlagzeug alles weg. Wie man Bassdrums dermaßen versauen kann, noch dazu wenn sie wie im Thrash Metal eine wichtige Funktion einnehmen, ist mir ein Rätsel.

Mir ist unverständlich, wie man so etwas erhobenen Hauptes veröffentlichen kann. Nur das Beschwören der 80er allein ist viel zu wenig. Nur Nieten und Patronengurte auch. Nur mit Bleistift gezeichnete Albumcover auch. War früher alles besser? Mitnichten. Aber vieles. Und das gute von Einst hört man sich auch heute noch gerne an. Der Durchschnitt (und darunter) von einst ist auch heute nicht mehr präsent. Wenn man sich schon an den Granden von Einst orientiert dann bitte anständig, mit Würde und Können.

Freunde, Römer, Landsleute, das is nix...



Bewertung: 2.0 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (22.02.2014)

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