TimeMage - Conquistador

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VÖ: 00.11.2013
Bandinfo: TIMEMAGE
Genre: Power Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Soll man mit einem Null-Budget-Projekt weniger hart ins Gericht gehen als mit einer Millionen-Produktion?

Wenn es um die technische Umsetzung eines solchen Projektes geht; nein. Was die musikalische Qualität betrifft – eher schon. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich mir die neue Scheibe von TIMEMAGE angehört.

Nach wie vor – auch beim elften Erzeugnis der Metaltruppe aus Mannheim – gibt es „Conquistador“ als kostenlosen Download auf der Homepage der Band. Viele Zusatzinformationen zum Gesamtkonzept und den einzelnen Songs findet man auf ebendieser Website.

Gegenüber dem letzten Album „Black Invocation“ hat sich einiges geändert – aber einiges leider nicht.

Die vorliegende CD ist ein Konzeptalbum. Wie der Titel verrät, geht es um die spanischen Eroberungszüge in Mittelamerika und Mexiko. In die Geschichte sind verschiedene Personen verwoben, die komplexen Zusammenhänge und Widersprüche wurden seriös aufgearbeitet. Soweit seriöse Quellen vorliegen, muss man sagen. Das meiste, was wir aus dieser Zeit wissen, stammt aus spanischer Feder.

Musikalisch besinnen sich TIMEMAGE auf ihre Wurzeln und liefern wieder melodischen Power Metal. Die personelle Verstärkung macht sich gut. Sabrina Bell bringt eine gute Stimme in die Combo – wenn auch ihre Stärken eher in den tiefen und mittleren Lagen zu finden sind. Hier wird auch klar, warum schlechtere Sängerinnen besser klingen – es gibt technische Möglichkeiten, um kleine bis große Schwächen auszubügeln – die kleinen wären erlaubt!

Leider hat sich Stefan Schenkel noch keinen richtigen Drummer geleistet – die E-Drums genügen einfach nicht, da braucht es bioorganischen Wumms mit Einfühlungsvermögen. Ein weiterer instrumentaler Schwachpunkt bleiben die Keyboards. Nicht, dass Schenkel die falsch spielen würde, überhaupt nicht. Es sind vielmehr die eingesetzten Klänge, die irgendwo zwischen E-Piano für Hausmusik und Jahrmarktsorgel schwanken. Nicht immer und nicht überall, aber an einigen Orten halt störend. Mein Eindruck war, dass teilweise auch Solo-Parts mit den Keys gespielt wurden. Das sollte in jedem Fall den Gitarren überlassen werden. Hier liegen nämlich die klaren Stärken der Scheibe – Philipp Deschermeier beherrscht seine Drahtseile ganz ordentlich.

Gut gelungen sind die Arrangements und das Songwriting, das passt alles gut zusammen und ergibt ein ordentliches Paar Schuhe. Den Konzeptcharakter finde ich auch in den einzelnen Songs wieder – es sticht keiner so richtig heraus. Das Qualitätsniveau ist hoch, Ausreißer gegen oben oder unten gibt es nicht.

Und das beschreibt die Tragik des Albums. Bei diesem komplexen Stück Musik stößt die Liebhaberei wohl an ihre Grenzen. Da mögen die Leidenschaft noch so groß, das musikalische Können und die Kreativität noch so ausgeprägt sein, dieses Album hätte eine professionelle Produktion verdient.

Da müsste unabhängiger Sachverstand her. Jemand, der unbelastet von Leidenschaft und Emotion den harten, technischen Rechen hervorholt und einige Eckpunkte nagelt;
• Feinjustierung im Bereich Stimmen und Gesang
• Ein echter, lebender Drummer mit starken Schenkeln muss her
• Die Keyboards werden auf andere, passendere Sounds hin untersucht
• Der Band gehören ein paar Tage Studio spendiert.

Ich bin mir sicher, ein Re-Release mit den notwendigen Mitteln würde dieses Album auf eine andere Stufe heben, würde der kreativen und musikalischen Qualität gerechter werden.

Genau deshalb hat diese Scheibe eine gute Beurteilung verdient. Musik, Arrangements und Songwriting sind gut, die technische Umsetzung verbesserungswürdig. Und gegenüber dem letzten Album ist die CD eine deutliche Weiterentwicklung.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Danny Frischknecht (28.12.2013)

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