SKY ARCHITECT - A Billion Years Of Solitude

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VÖ: 04.11.2013
Bandinfo: SKY ARCHITECT
Genre: Progressive Rock
Label: Galileo
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Lineup  |  Trackliste

Wer erst einmal über das sperrige, zweieinhalbminütige Intro (das ein wenig an GENESIS' "The Waiting Room" erinnert) hinweggekommen ist, der darf sich auf eine Reise in die regenbogenfarbenen Dimensionen des musikalischen Universums begeben. Auf ihrem dritten Album haben die jungen Rotterdamer SKY ARCHITECT sich nicht nur alte Science-Fiction-Stories als roten Themenfaden rausgesucht, sie haben auch die Umsetzung der Songs dementsprechend ausgelegt: Opulent und nicht immer durchschaubar, aber jederzeit spannend. Schon allein der 18-minütige Eröffnungs-Moloch "The Curious One" setzt hier Ausrufezeichen in so ziemlich alle Richtungen: Der unüberhörbare Brückenschlag zu Bands wie TRANSATLANTIC wird konterkariert durch jazzige KING CRIMSON-Versatzstücke und progiges Gedröhne aus der RIVERSIDE-Ecke. Was jetzt aber nicht heißt, dass sich die Holländer ausschließlich von diesen Bands speisen.

Ein so vielschichtiges Album objektiv zu bewerten ist immer schwer. Man ist versucht, ständig vor Ehrfurcht auf die Knie zu fallen vor dem kompositorischen und spielerischen Können, dass man fast den Kern der Sache vergisst: Den Song, und sei er auch noch so lang und verwinkelt. Erwähnter Opener deutet immerhin ein wenig Struktur an, indem der Refrain oft genug wiederholt wird zwischen all den komplexen Passagen, Bridges und Transitions. Auch in relativ kurzen Songs wie "Wormholes" und der noisig-schrägen GENTLE GIANT-Huldigung "Tides" passiert noch genug, um den Eindruck zu vermitteln, es handle sich um ellenlange Epen. Die Himmelsarchitekten schaffen es trotz ständigen Stimmungs- und Rhythmus-Wechseln auch immer, den Spannungsbogen aufrecht zu halten.

Das zentrale "Elegy Of A Solitary Giant", anfangs versöhnlich mit Piano, zehrt unüberhörbar vom Spirit solcher Kleinode wie PINK FLOYDs "The Piper At The Gates Of Dawn" oder modernerer Genre-Kollegen wie BEARDFISH. Das eher als Überleitung erscheinende "Jim's Ride To Hell" wird seinem Titel durchaus gerecht, bevor sich die Platte in den beiden großartigen Bandwürmern "Revolutions" und "Traveller's Last Candle" noch einmal in unerwartet lichte Höhen des fortgeschrittenen Progressiv-Rocks vorwagen kann. Und dabei sollen nicht bloß die großen Vorbilder als Blaupause herhalten, nein - man gedenkt hier durchaus auch seine eigene Duftmarken zu setzen. "A Billion Years Of Solitude" ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, in Ton und Kopfkino umgesetzt von einer mächtig talentierten, jungen Combo. Musik für Bauch und Hirn, die sich dem Hörer bereitwillig erschließt, wenn dieser den Mut dazu hat.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (02.01.2014)

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