30.05.2014, KuFa (Kulturfabrik), Kufstein

SEPULTURA + ALFORNA + KAMMERFLIMMERN

Veröffentlicht am 02.06.2014

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SEPULTURA haben mittlerweilen 30 Jahre auf dem Buckel und nebst einer bewegten Bandgeschichte waren sie immer ein Garant für energiegeladene, knallharte Shows und so begibt sich die Band im Jahre 2014 wieder auf Tour um zu beweisen, dass sie selbst im fortgeschrittenen Alter kein bisschen leise geworden sind. Dementsprechend wirft sich die Stormbringer Abteilung ins Dschungelkämpfer Outfit und macht sich auf in Richtung Kulturfabrik Kufstein um der Legenda do Brasil die Ehre zu erweisen und sich zudem eine Meinung über die beiden vom Schreiberling zum ersten Mal live betrachteten Local - Supports ALFORNA und KAMMERFIMMERN zu bilden. Die KuFa füllt sich an diesem Freitagabend mehr als erwartet mit Zuschauern, der Name Sepultura scheint immer noch zu ziehen und im Publikum befindet sich ein hoher Anteil jüngerer Metalheads welche ihre Idole abfeiern wollen, als um 20:00 Uhr Kammerflimmern den Konzertabend erföffnen.

KAMMERFLIMMERN Die Band aus Kufstein kann wohl am besten damit beschrieben werden, wenn man sich vors geistige Auge führt was wohl herauskommen würde wenn sich RAMMSTEIN und LAIBACH paaren würden und daraus ein Kind entsteht. Stilistisch durch Industrial, Mathcore und Metalelementen gekennzeichnet, fabriziert die Band einen elektronisch harten Sound, welcher extrem basslastig wirkt. Textlich wird von Fronter Wolfgang Ellmerer tiefgründig in die Lyricskiste gegriffen und zwischen Shouting und Clean - Vocals gekonnt gependelt.

Auf der Bühne machen die Herren eine gute Figur, agieren agil und versuchen ambitioniert das Publikum am noch frühen Abend zum mitmachen zu animieren. Man sieht der Band an, dass sie in ihrer Arbeit ihr gesamtes Herzblut steckt und dementsprechend wird die Leistung auch vom Publikum honoriert. Einzige die vorher beschriebene Ausrichtung der Band mag heute nicht ganz ins Package passen, sind doch vorwiegend Death/Thrash Metal Fans anwesend, welchen der elektronische Sound wohl nicht ganz zusagt. Der Verfasser selbst wird mit den Songs auch nicht wirklich warm, wobei hier von der subjektiven Meinung eines eingefleischten Old School Fans gesprochen wird. Objektiv betrachtet liefert die Band heute ein solide Show ab, welche auf jedenfall ihre Daseinsberechtigung hat und Fans des elektronisch gepeilten Metalsektors mit Hang zu mehrschichtigen Lyrics, die zum Nachdenken anregen sei KAMMERFLIMMERN und das 2013 erschienen Album "Insomnie" (zum Review) wärmstens ans Ohr gelegt!

ALFORNA:
Die ebenfalls aus Kufstein stammenden ALFORNA bedienen daraufhin genau die bevorzugte Krawallrichtung meiner metallischen Wenigkeit. Thrash Metal gepaart mit harten Riffs und einer Prise Tiroler Bodenständigkeit steht am Programm und das Können der Band wurde schon mit dem 2013er Album "Awake"(zum Review) unter Beweis gestellt. Mit "Seed" wird schon am Setbeginn ein Brecher geboten, der das Publikum zum Headbangen und Front Row Moshpit bilden animiert. Fronter Daniel ”Peaschtä” brüllt sich die Seele aus dem mit Gimlibart versehen Leib und der Rest der Band sorgt derweilen für ordentlichen Druck, dem Einsatz von 3 Gitarren sei es geschuldet. Wobei angemerkt werden muss, dass die Gitarristen eine enorme Präzision aufweisen, beginnt doch meist beim Einsatz mehrer Klampfen der Sound zu schwimmen, sieht man hier ein perfekt aufeinander eingestimmtes Tripple, dass sein Handwerk versteht!

Mit "Wennst Net" wird der erste Song der Band im Tiroler Dialekt angestimmt und wirkt im ersten Moment etwas sonderbar, lässt man sich jedoch auf das Experiment ein, entwickelt sich beim genaueren Hinhören ein grandioser Song, der eine wunderbare Abwechslung zum sonstigen den Markt überschwemmenden Thrash - Metal Einheitsbrei bildet. Gitarrist Christof betätigt sich derweil als Aushilfs - Scott Ian und springt wie ein Mitglied der Gummibärenbande über die Bretter und nach dem wieder in deutscher Sprache dargebotenen "Scheissegal" und dem Abschlussbrecher "For What" geht nach knappen 45 Minuten ein superber Auftritt zu Ende. Die Local Heroes räumen das Feld für den mit Legendenstatus behafteten Headliner. Jedoch bevor man sich die brasilianische Wucht zu Gemüte führt heißt es: Ab an die Bar! Befürchtet man doch ein Inferno welches unbedingt einer zuvor konsumierten Erfrischung bedarf.

Setlist:
- Seed
- Bullshit
- War
- Spit it Out
- Wennst Net
- Schau Viere
- Select
- A Wake
- Nature
- Hateful
- Scheissegal
- For What

SEPULTURA
Wie eingangs erwähnt blicken SEPULTURA auf eine bewegte Bandgeschichte zurück, mit dem Ausstieg von Max Cavalera wurde der Untergang der Band prohezeit, doch die Brasilianer rund um das letzte verbleibenden Gründungsmitglied Paulo Xisto Pinto Jr. verteidigen bis heute ihren Platz an der Spitze der Metal - Welt. Mit "The Mediator between Head and Hands must be the Heart" (zum Review) wurde erst 2013 ein neues Album präsentiert, welches leider ein wenig entäuschte und so ist man am heutigen Abend auch gespannt, ob das Material des letzten Albums Live mehr überzeugt als auf Vinyl. Außerdem freut man sich natürlich wieder einmal die albekannten Klassiker zu hören, welche allerzeit ein Garant für eine fette Vollbedienung waren.

22:00 Uhr und unter lauten Zurufen und Applaus betreten die Mannen die Bühne, um gleich mit "The Vatican" vom erwähnten letzten Album loszulegen. Und man ist überrascht, die Nummer macht im Gegensatz zur Album Version Live ordentlich Laune und wird vom Publikum zugleich mit einem infernalen Moshpit gefeiert. An dieser Stelle sei noch eine leider notwendige Schelte an die unnötigen Violent Dancer im Pit ausgeteilt. Ist es wirklich nötig mit einer solchen rohen Gewalt im Pit vorzugehen, dass ein Zuschauer zu Boden geht und höchstwahrscheinlich verletzt zur Seite geschafft werden muss? Erinnert euch bitte einmal wieder daran was "Good Friendly Violent Fun" bedeutet! Eine solche Brutalität zeugt nicht gerade von Friedfertigkeit, welche sich die Metalszene immer hoch aufs Banner schreibt! Zurück zum Auftritt des Headliners: Die Band zeigt sich heute in höchst motivierter Form und interagiert gekonnt mit den ersten Reihen des Publikums. Abstriche sind leider bei der Soundqualität zu machen, kommen die Schallwellen doch häufig etwas matschig an, was sich jedoch im letzten Drittel des Sets bessert. Dem Feierwillen der Anwesenden tut dies jedoch keinen Abruch und so wird mit der immer noch alles vernichtenden Nummer "Territory" mein Genick zum ersten Mal bis an die Belastungsgrenze getrieben. "Arise" tut sein restliches und die Vernichtung ist in vollem Gange als SEPULTURA von der Bühne gehen.

Nach mächtigen Intro wird noch zur Zugabe geladen und "Trauma of War" spannt den Bogen wieder zurück zum neuesten Album. Danach wird der Fan der Anfangstage noch mit "Ratamahatta" und dem unverzichtbaren "Roots Bloody Roots" zufriedengestellt, bevor die Brasilianer endgültig den Abend im Zeichen des brasilianischen Metals beenden. Geboten wurde das, was man sich von einer Band dieser Klasse erwartet: ein solider durchgestylter Auftritt mit ordentlich Druck und Energie, welcher leider den Beigeschmack der soundtechnischen Probleme hatte. Nichtsdestotrotz sind SEPULTURA immer noch eine der besten Death/Thrash Live Bands und dieser Status wurde durch den heutigen Abend wieder einmal bestätigt, den es zeugt von Klasse trotz nicht perfekter Soundqualität das Publikum so im Griff zu haben wie am heutigen Abend.

Setlist:
- The Vatican
- Kairos
- Propaganda
- Impending Doom
- Convicted in Life
- Dusted
- Attitude
- D.E.C.
- Biotech is Godzilla
- Spectrum
- Da Lama Ao Caos
- Innerself
- Refuse/Resist
- Arise
---------------------------
- Trauma of War
- Ratamahatta
- Roots Bloody Roots

Nach dem Auftritt darf man sich an der Bar wieder der ewigen Diskussion um die Frage ob jetzt Max Cavalera durch Derrick Leon Green würdig ersetzt wurde stellen. Hier wird es ewig Meinungsspaltungen geben! Der durchgeschwitzte Stormbringer Abgesandte ist dieser Diskussion mittlerweilen überdrüssig und wird hier zum letzten Mal seine Meinung kundtun: Max kommt nicht zurück, Derrick ist ein hervorragender Sänger und kein Cavalera Stimmimitator. Man sollte sich endlich damit abfinden und die Leistung des momentanen Fronters honorieren! In diesem Sinne: Hello uptown, hello downtown, hello midtown, hello trenchtown, Ratamahatta!

Weiter Fotos könnt ihr in Tina´s Galerie sehen!


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