07.03.2014, Backstage (Werk)

VAN CANTO + WINTERSTORM + HYRAX

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 10.03.2014

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Es war Freitag Abend in München, und vor dem Backstage bildete sich eine Schlange an schwarz gekleideten Personen die auf Einlass harrten um den A-cappella-Metallern von VAN CANTO zu huldigen. Dies konnte auch gleich als Hinweis darauf gelten, dass es an diesem Abend möglicherweise eng werden würde im nicht unbedingt kleinen Backstage Werk - und dem war dann auch genau so! Ein paar Karten hätte es zwar noch zu ergattern gegeben, aber das Werk konnte mit Fug und Recht als voll bezeichnet werden. So soll es sein! Bevor jedoch die Stimmakrobaten von VAN CANTO die Bühne enterten, galt es noch zwei Supportbands ein Ohr (oder besser beide) zu leihen, die da hießen WINTERSTORM und HYRAX.

Anfangs noch ein wenig verhalten reagierte das Publikum bei HYRAX, doch die bereits sehr zahlreichen Besucher ließen sich von den Mitklatsch- und Mitsingspielchen (Ich sage "HY", ihr sagt "RAX") bereits nach kurzer Zeit mitreißen. Vielleicht lag die zunächst verhaltene Stimmung auch daran, dass die Bühnenfront während der ersten zwei Lieder (zur allgemeinen Freude der anwesenden Fotografen) komplett im Dunkeln lag. Die vier Nürnberger bliesen ihren basslastigen, groovigen Alternative Metal mit sichtlich Spaß (und teilweise übersteuerndem Bass) in die anwesende Meute, und zockten sich mit ein paar kleineren Timingproblemen durch ihr kurzes Set, konnten aber nicht bei allen Zuschauern punkten.

Danach war die Reihe an WINTERSTORM, die sich in den letzten zwei Jahren bereits den Ruf eines Geheimtipps in der deutschen Powermetal-Szene erarbeiten konnten. Davon durften sich die zahlreich anwesenden Zuseher auch gleich selbst überzeugen, ging die fünfköpfige Gruppe aus Bayreuth doch mit dem Titelsong der aktuellen Scheibe "Cathyron" gleich einmal in die Vollen. Trotz leichter Soundschwächen (Gesang und Samples stellenweise ein wenig leise) konnten WINTERSTORM auf mächtige Publikumsunterstützung zurückgreifen, von denen sich gar viele ziemlich textsicher zeigten. Sänger Alex ist eine Nummer für sich, bei dessen gut gerüstetem Auftritt im Lederpanzer der anwesenden Damenwelt schon einmal ein spontanes "Mei is der herzig!" entfährt. Der kleine Mann mit der großen Stimme verstand es in der Folge das Publikum mit unterhaltsamen Ansagen und spaßigem Stageacting um den Finger zu wickeln - sei es nun dass er grinsend wie ein frisch lackiertes Holzpferd mal eben die eigene Setlist "vergisst" und den vorletzten Song ("Kings will Fall") als letzten ankündigt, im Überschwang der Gefühle den Mikrofonständer auseinander nimmt, oder auch mal auf einem imaginären Einhorn über die Bühne reitet (bei "Metalavial"). WINTERSTORM hatten wie unschwer zu erkennen war unendlich viel Spaß auf der Bühne, so sprang der Funke nicht zuletzt auch dank großartigen Nummern wie "Into The Light" voll aufs Publikum über.

Setlist Winterstorm:

- Cathyron - Burning Gates - Winterheart - Windkeepers - Into The Light - Metalavial - Kings Will Fall - Dragonriders

Von einer großartigen Vorband dergestalt aufgewärmt, hatten VAN CANTO anschließend leichtes Spiel mit dem vollen Backstage Werk. Die bis auf das Schlagzeug leere Bühne sorgte noch immer (!!!) für einige verwunderte Blicke im Publikum, und über den Herren der es sich zum Ziel gesetzt hatte ein Plek von Van Canto zu ergattern breiten wir lieber gleich einmal den Mantel des Schweigens. Doch dieserart Kulturbanausen waren an diesem Abend glücklicherweise in der extremen Minderzahl, so stand einem Triumphzug der Stimmakrobatik nichts im Wege. Die fünf Herren und die Dame ließen auch nichts anbrennen, und knallten ihre Mischung aus Coverversionen und eigenen Songs gewohnt professionell in die Menge. Diese sog die VAN CANTO'schen Interpretationen von Metal wie ein Schwamm in sich auf, und feierte gnadenlos ab. Gassenhauer wie "Wishmaster", "Rebellion" oder "Fear Of The Dark" verwandelten das Werk in einen kochenden Partykessel, und sorgte dafür dass das Publikum stellenweise die Vokalisten auf der Bühne übertönte, wie beispielsweise bei "The Mission", und dem SABATON-Klassiker "Primo Victoria". So manche heisere Kehle bei beiden Geschlechtern fabrizierte das kreative Drumsolo, bei dem der Schlagzeuger darum bat seinen Vortrag (so wie auf seinen Bassdrums vermerkt) abwechselnd mit "Rakka-Takka" von der anwesenden Damenwelt, und "Badaboom" von den Männern zu untermalen. Das gesamte Solo über. Ohne aus dem Takt zu geraten. Ein Ding der Unmöglichkeit? Ganz und gar nicht! Das Münchner Publikum bewies dass es (wohl auch zur Überraschung der Band selbst, da es bisher wohl noch nie hingehauen hatte) tatsächlich funktionieren kann, und dass man, einmal damit angefangen, soviel Spaß daran haben konnte dass man gar nicht mehr damit aufhören wollte. Aber wie es so ist, gehen alle schönen Dinge irgendwann zu Ende, so war auch bei VAN CANTO nach 14 stimmstrapazierenden Songs Schluss - und ein verschwitztes und zufriedenes Publikum konnte zurück in die Nacht entlassen werden, wo die finster gekleideten Personen in der Dunkelheit verschwanden um sich beim nächsten Konzert wieder zusammenzufinden...

Setlist Van Canto:

- Dawn Of The Brave - Fight For Your Life - Badaboom - Wishmaster - Steel Breaker - Rebellion - To Sing A Metal Song - The Other Ones - To The Mountain - Unholy - Primo Victoria - The Mission - If I Die In Battle - Fear Of The Dark


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