11.08.2023, Army Fortress JOSEFOV / Jaroměř, Jaroměř

Brutal Assault 2023: Tag 3 & 4 - HYPOCRISY + MARDUK + GORGOROTH + DECEIDE...

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 25.08.2023

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Auch am Tag 3 wird die Festung erst etwas später geentert. Gleich zu Beginn geht‘s aber wie den Tag zuvor mal in die „Vegan Street“, die nahe dem Eingang liegt. Hier kann der geneigte Pflanzenfresser etliche Stände abgrasen und braucht sich keine Gedanken machen, ob das Zeug eh tauglich ist. Die Auswahl war vielfältig und die meisten Gerichte, die ich probiert habe, waren auch sehr gut!

Whisky BarDas kulinarische Angebot am Festival war generell sehr fein. Angefangen bei verschiedenen Bieren mit für uns sehr günstigen Preisen (inkl. Craft Biere und alkoholfrei), über Met-, Wein- und Whiskybars bis hin zu speziellen Drinks wie z.B. einem Habanero-Gin (sehr geiles Zeug!). Die Wartezeiten gingen auch meist gegen Null, einzig bei manchen Fressständen musste man zur Rushhour ein paar Minuten Standzeit einrechnen.
Sehr löblich, dass es auch gratis Trinkwasser gab. Hier staute es sich aber meist ziemlich, anscheinend dauerte das Füllen der Trinkgefäße aufgrund von zu geringem Druck sehr lange. Das war wohl für viele etwas ärgerlich, da es an den letzten beiden Tagen auch ziemlich heiß wurde.

Tja, und was rein geht, muss auch wieder raus. Auch die Infrastruktur mit sanitären Einrichtungen war sehr gut. Wer es etwas exklusiver wollte, konnte auch für ein paar Kronen ein Deluxe-WC mit Wasserspülung aufsuchen!

Und weil dann noch etwas Zeit bis zu meiner ersten geplanten Band war, hab‘ ich auch kurz beim „Temple of Lemmy“ und dem „Temple of Bones“ vorbeigeschaut. Im ersten steht ein (nicht sehr gut getroffenes) Bild vom Messias of Rock‘n Roll samt zahlreicher Opfergaben in Form von Zigaretten (und wohl auch Jacky-Achterln). Im zweiten findet man in mehreren Nischen Installationen mit Schädeln, Knochen und sonstigem (ok)kulten Zeug.

Den „Pit of Doom“ hätte es dann auch noch gegeben, da kann man aber nur mit Führung rein, das hab‘ ich dann nicht gemacht. Ebenso wie eine Tour auf den Festungsmauern.Pit of Doom

Aber beim Merch-Stand hab‘ ich dann am Weg zur Obscure-Stage noch kurz vorbeigeschaut. Da war die Schlange im Gegensatz zu sonst nämlich nur kurz! Rechts gab‘s das offizielle BA-Merch, links davon extra zum Anstellen das der Bands. Das war aber reichlich unübersichtlich und man musste schon ziemlich genau schauen, wer denn da jetzt was anbietet. Ich habe mir ein Shirt mit dem coolen Motiv vom Kaiser Josef, dem Namensgeber der 1780 errichteten Festung, eingepackt!

Programmpunkt 1 also SATURNUS. Die Dänen konnten mich nicht so richtig begeistern, da braucht‘s vielleicht auch das passende Ambiente für den teilweise sehr langsam und zähflüssig aus den Boxen tropfenden Doom-Metal. In den Anfangstagen war übrigens auch ein gewisser Kim Larsen Teil der Band, der ja am Vortag als OF THE WAND AND THE MOON zu Gast war!

Weiter ging es dann bei der Sea- Sheperd- Stage mit BORKNAGAR. Die Norweger haben eher Material der Spätphase präsentiert. Somit eher progressiven Viking Metal mit Klargesang, Keyboard aber natürlich auch reichlich Gitarre.

So wirklich meins sind KATAKLYSM nicht. Aber da sich sonst keine Alternative anbot, hab‘ ich ein Ohr riskiert und ein paar Bilder der Kanadier mitgebracht, inkl. Alkohol-Roadie, der die Bierflaschen-Öffnungen "zelebierte".

Kurz ging es dann wieder zurück zur Obscure-Stage mit WIEGEDOOD. Die Belgier sind Teil des „Church of Ra“ Kollektivs und spielen auch in anderen Bands aus diesem Dunstkreis. Da die Fotopit-Zeit leider schon vorbei war, habe ich hiervon keine Fotos für euch! Optisch tut sich da aber eh wenig. Showmäßig gibt‘s nämlich keinen Mummenschanz, kein Blut, kein Gepose, Deko oder sonstigen Firlefanz. Die Musiker brettern minimalistisch durch ihr größtenteils vom letzten Album „There’s Always Blood At The End Of The Road“ stammenden Set. Trotzdem kommt keine Langeweile auf, wenn man sich vom modernen (Post) Black Metal des Trios mitreißen lässt!

Zeal & ArdorDanach wieder ein spezielles Zuckerl auf einer Mainstage – Manuel Gagneux hat sein Projekt ZELA & ARDOR 2013 aus einer abgefahrenen Idee geboren. Der einzigartige Stil, den ich „Voodoo Black Metal“ nenne, hat nach kurzer Zeit in Underground-Metal-Kreisen eingeschlagen wie eine Schallkanone. Eine derartige Kombination gab es bis dato noch nicht: Gospel-Gesang trifft auf brachialen Black Metal. Wobei aber nicht alle Songs in pure Raserei verfallen, es gibt auch langsame, düstere Singalongs. Live funktioniert die Sache auch wunderbar! Flankiert von zwei headbangenden Gospel-Sängerknaben lässt der wuschelhaarige Bandleader seine unheilige musikalische Chimäre von der Leine.
Vom Debut gab‘s nur „Devil is Fine“ und „Blood in the River“, der Großteil der Songs war vom selbstbetitelten letzten Album und auch vom in Wien (bei einem Bekannten von mir!) produzierten zweiten Album „Stranger Fruit“ gab es ein paar Tracks. Für so manchen Besucher, der die Band noch nicht kannte, war das Konzert wohl ein Wow-Moment. Für andere mag sich das Konzept schon etwas abgenutzt haben. Ich find‘s noch immer sehr leiwand!

Auch hinter PERTURBATOR steckt nur ein Mastermind, nämlich James Kent. Der kommt ebenso wie Franck Hueso von CARPENTER BRUT aus Frankreich. Und er hat früher auch bei einigen Black Metal Bands gespielt. Sein Projekt hat er ebenso wie sein Landsmann von kleinen Clubkonzerten über die Jahre auf immer größere Bühnen gebracht. Eine weitere Parallele ist der Live-Schlagzeuger und bei manchen Nummern greift der Maestro auch selbst in die Saiten seiner E-Gitarre, bleibt aber immer hinter seinen Keyboards verschanzt. Die Bühne wird dominiert von einem an eine Kirchensilhouette erinnernden Gerüst mit Lichteffekten, dominiert in der Mitte von einem Pentagramm. Die Musik ist stark von den Sounds der 80er wie z.B. der von John Carpenter beeinflusst, kommt aber moderner und mit mehr „Rums“ daher. James verzichtet bei seinen Nummern nach wie vor zum Großteil auf Gesang, die meisten sind rein instrumental. Trotzdem ein gutes Beispiel, das zeigt, wie man auch mit Elektronik düsteren, brachialen und heavy Sound erschaffen kann. Es wird spannend, was uns die beiden Synth-Acts im Herbst kredenzen werden, wenn sie gemeinsam auf Tour gehen!

Ein besonderes Erlebnis sind auch immer die Prager CULT OF FIRE. 2021 durfte ich sie im einmaligen Ambiente der Výpustek Höhle nahe Brünn erleben. Musikalisch ist die Band im Atmospheric Black Metal angesiedelt, optisch stechen die Shows aber durch die Verwendung indischer und hinduistischer Motive hervor. Die Musiker sind in prunkvolle Roben gehüllt und die Gesichter durch Masken oder Tücher verdeckt. Der Sänger zelebriert im wahrsten Sinne des Wortes die Songs und Bassist und Gitarrist thronen jeweils für die gesamte Dauer des Konzertes im Schneidersitz in ihren Kobraschlangen-Podesten. Zum Knipsen durften wir erst ab dem zweiten Song in den Fotopit, da bereits beim ersten Song Flammeneffekte eingesetzt wurden, die ich leider nicht adäquat auf die Speicherkarte bannen konnte...

Keine Ahnung, wer da jetzt bei GORGOROTH aller auf der Bühne war. Sänger Hoest (auch bei TAAKE) entschuldigte zu Beginn die Abwesenheit von Gitarrist Infernus. Wie man später erfuhr, wurde dieser in Bergen nach dem Festival „Beyond The Gates“ angegriffen und schwer verletzt. Nichtsdestotrotz folgte eine Stunde in reichlich Nebel verpackter True Norwegian Black Metal.

Und auch an diesem Tag den Late-Night-Act nicht geschafft. Die Isländer MISþYRMING haben aber sicher den anwesenden mit klirrendem Black Metal den Schlaf aus den Augen geprügelt!

Tag 4, der alte Kadaver zeigt schon etwas Ermüdungserscheinungen, die gnadenlose Hitze ist da auch nicht gerade zuträglich. Das merkt man auch bei meiner Start-Band MAYBESHEWILL auf der Obscure-Stage. Die noch nicht sehr zahlreichen Besucher drängen sich auf den schattigen Plätzen vor der Bühne und in der Nähe der Festungsmauer. Der atmosphärische Postrock der Engländer war dann auch ganz nett zum Auftakt. Im Laufe des Konzertes schaute dann auch kurz mal ein Tanklaster der Feuerwehr vorbei und schenkte der schwitzenden Meute etwas kühles Nass.

ANAAL NATHRAKH „urthvas bethad, dokhjel djenve“ die Band hat ihren Namen dem Zauberspruch von Merlin im Film „Excalibur“ entliehen. Gar nicht zauberhaft geht‘s aber musikalisch zur Sache. Extreme Metal, der sich zwischen alle Stühle setzt, wird hier zelebriert. Der Sänger stiefelte wie von einer Duracell-Batterie angetrieben über die Bühne und schrie, keifte und grölte mit entglittenen Gesichtszügen die Texte ins Mikro, während die Musiker sich auf die Schaffung brachialer Sounds konzentrierten. Da ließ auch ein Circle Pit nicht lange auf sich warten!

Danach war mal eine kleine Auszeit angesagt, bevor es mit dem nächsten Kult-Act weiterging.

DeicideVon vielen wohl sehnsüchtig erwartet wurden die Oldschool-Todesmetaller DEICIDE. Nicht zuletzt, da das Zweitlingswerk „Legion“ komplett durchgespielt wurde. Da das aber nur ein kurzweiliges Vergnügen von einer halben Stunde war, gab‘s natürlich auch Stoff vom Debüt und weiteren Veröffentlichungen bis zum Jahr 2006. Somit keine Überraschungen, eine gute Dosis rasender anti-christlicher Tampa-Todesblei mit Gekeife und Gegrowle für den geneigten Headbanger!

CRIPPLED BLACK PHOENIX habe ich auch schon in kleinen Clubs erlebt und was war immer ein Erlebnis! Live-Shows mit bis zu drei Stunden Spielzeit sind da keine Seltenheit. Am Festival funktioniert das so natürlich nicht, und so gab es nur einen kleinen Auszug aus dem Schaffen der Band. Fast die Hälfte der Songs kam vom letzen Album „Banefyre“ und der Mitgrölhit „Burnt Reynolds“ (oooohooooo-ohohohoooohooooho“) fehlte leider (der kann halt schon mal 10 Minuten dauern...). Stilistisch sind sie nicht so leicht zu schubladisieren, wie auch der seit 2021 tätige Sänger Joel Segerstedt anmerkte. Irgendwas mit Post/Indie/Art/Prog/Stoner-Rock. Und so tummeln sich auch 7 Musiker auf der Bühne, um den komplexen, aber nie anstrengenden oder langweiligen Sound adäquat Richtung Publikum zu schicken. Sängerin Belinda Kordic schien leider stimmlich nicht so ganz auf der Höhe zu sein, was sich aber mit Dauer der Show gebessert hat. Ein wichtiger Aspekt der Band ist auch das Thema Tierschutz und -Rechte. Gründer und Mastermind Justin Greaves lebt ebenso wie Belinda vegan und auf über seinem Gitarrenamp hing ein Banner der „Hunt Saboteurs Association“. Fand ich natürlich sehr fein!

Nebelndes AutoNEMUER hätte ich gerne komplett gesehen, es ging sich aber nur eine kurze Stippvisite im KAL aus. Die Halle war gut gefüllt, was wohl auch daran lag, dass die Leute vor der Bühne am Boden gesessen sind! Musikalisch besetzen sie eine ähnliche Nische wie WARDRUNA oder HEILUNG, also Pagan Folk, hier zusätzlich mit einer Dosis Okkultismus, den der tschechische Komponist, Multi-Instrumentalist und praktizierende Magier Michael Zann in das Projekt einbringt.

Zum klassischen Altmetall gehören inzwischen auch BENEDICTION, die Briten fahren live aber noch immer ein ordentliches Todesbrett auf! Und auch die Spielfreude ist noch nicht verloren gegangen. Das inzwischen etwas lichtere Haupthaar wird geschüttelt, der Stinkefinger ins Publikum gezeigt, ein Bierchen gezwitschert und Gitarrist Darren Brookes macht auch mal einen kleinen Ausflug auf die Boxen im Fotopit!

Altersmäßig und stilistisch bleibt es beim nächsten Act in einer ähnlichen Preisklasse, auch wenn HYPOCRISY natürlich teilweise deutlich melodischer daherkommen. Die Setlist ging  dann auch quer durch die Schaffensphase der Schweden vom letzten Output „Worship“ bis hin zum Debut „Penetralia“ aus dem Jahr 1992.

Danach wieder zurück auf die Obscure-Stage, wo eine weitere Kult-Band losbretterte. AURA NOIR aus Norwegen schickten ihre aufpeitschenden Black Thrash Attack in die schon etwas müde, aber zahlreich anwesende Fanschar und konnte so auch den einen oder anderen Kopfschüttler zum Mitnicken animieren.

MardukMeinen persönlichen Festival-Abschluss erledigte dann noch die Panzer Division MARDUK. „Gib reichlich Nebel und Strobo!“ war wohl die einzige Vorgabe für die Bühnentechnik. Mit gewohnter Brachialität rumpelten die Schweden dann durch ihre musikalische Bandgeschichte.

HEALTH mussten dann aus Müdikeitsgründen meinerseits auf mich verzichten (Stagetime 2:10 Uhr!). Aber wir hatten uns ja eh letztes Jahr gleich drei Mal gesehen...

Also wie schon im ersten Satz erwähnt: Das war sicher nicht mein einziger BA-Besuch. Zwar habe ich aufgrund Überschneidungen leider etliche Bands nicht gesehen und andere aus Altersgründen...

Aber das Festival bietet im Gesamtpaket einfach ein super Erlebnis! Perfekte Organisation, eine tolle Infrastruktur, eine noch überschaubare Anzahl an Besuchern sowie eine geringe Idiotendichte.

Weitere Fotos habe ich auch wieder in meinem persönlichen Konzert-Blog:
Brutal Assault Tag 3Brutal Assault Tag 4

Hier auch noch das offizielle After-Video:



WERBUNG: Hard
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