09.08.2023, Army Fortress JOSEFOV / Jaroměř, Jaroměř

Brutal Assault 2023: Tag 1 & 2 - HEAVEN SHALL BURN + WATAIN + HEILUNG + CARPENTER BRUT...

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 19.08.2023

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Das war es nun, mein erstes „Brutal Assault“ und schon vorab mein Fazit: nochmaaaaaal!

Auch wenn das Line-Up sehr Death-/Core-lastig war, so gab's doch etliche interessante Bands, die ich sehen wollte. Die Location ist sowieso über jede Kritik erhaben und die Organisation war wirklich top!

Für BA-Veteranen ist das wohl nichts neues, so wie auch die folgenden Zeilen. Aber hier ein paar allgemeine Infos zum Drumherum:

Die Anreise war bereits am Dienstag, damit man dann den ersten richtigen Festivaltag einigermaßen entspannt angehen kann. Den Warm-Up-Abend haben wir ausgelassen und waren gemütlich in Náchod etwas essen und trinken. Das Städtchen ist ca. 25 km vom Festivalgelände entfernt und man kann hier direkt über die BA-Seite ein Hotel inkl. Shuttle-Bus buchen. Diese fahren zu fixen Zeiten und für die Hinfahrt muss man einen Platz reservieren (die Rückfahrt funktioniert mit „first come-first serve“). Das funktioniert normalerweise über die Brutal-Assault-App, da war aber irgendwie der Wurm drinnen und so ging das über einen Mitarbeiter vor Ort im Hotel, ebenso wie die Bändchen-Ausgabe.

Auf diesem hängt auch ein Cashless-Chip, mit dem man dann am Festivalgelände alles zahlen kann. Also Getränke, Essen, Merch und auch an den zahlreichen Ständen CDs, Klamotten und was auch immer. Geld aufladen konnte man bereits vorab online oder auch vor Ort an den entsprechenden Containern (und nach Festivalende kann man das online wieder rückbuchen).

Am Brutal Assault EingangMittwoch war's dann mal nicht so optimal. Ein Blick aus dem Fenster am Vormittag trübte die Stimmung, da grauer Himmel und Regen zu sehen war. Also die Regen-Vorhersage checken und Hurra! Diese sagte einen trockenen Nachmittag voraus. Sehr fein! Dann also ein späteres Shuttle buchen und gemütlich auf ins Vergnügen! War auch nicht so schlimm, denn wirklich Interessantes an Bands war zu Beginn eh noch nicht dabei für mich.

Nach Ankunft noch kurz zum Presseschalter für das Fotobändchen und dann ging‘s auch ohne Wartezeit durch das Tor in den Innenbereich. Ich war schon auf vielen Festivals und Konzerten, aber diese Festung gehört mit zu den Top-Locations! Echt genial, was hier dem Metal-Fan geboten wird!

Zuerst mal auf zu einem kleinen Rundgang zur Orientierung! Der Boden war, wo keine Platten ausgelegt waren, durch die anhaltenden Regenfälle doch teilweise etwas tief und matschig, Gummistiefel oder ordentliche Boots waren also kein Fehler. Es wurde dann aber auch Stroh in etlichen Bereichen aufgebracht!

Nach dem Eingang fallen gleich rechter Hand die zwei großen Hauptbühnen ins Auge. Diese sind nebeneinander positioniert und gebranded mit „Marshall“ bzw. „Sea Sheperd“. Gegenüber gibt‘s den „Natural Stand“, für den man ein spezielles Ticket benötigt (ist im Hotel-Paket inkludiert) und wo man auf einer Erhöhung einen tollen Überblick über die beiden Bühnen hat. Das lohnt sich im Gegensatz zu den VIP-Container-Plätzen davor auf jeden Fall!

MAD MAX CARLinks bei den Bühnen vorbei kommt man in die „Dungeons“, also die Gänge innerhalb der Festung, in der Bars, Meet & Greet und ein einem kleinen Innenhof die „Octagon“-Bühne angesiedelt sind. Durchquert man diese Gänge, landet man im hinteren Bereich, wo man dann ganz am Ende bei der „Obscure“-Stage landet. Am Weg dorthin findet man noch in einem Gebäude die „KAL“-Stage (Keep Ambient Lodge) und das Horror-Kino, sowie zahlreiche Stände und ein Areal mit Sitzgelegenheiten. Auch im hinteren Bereich war die „Bastion X“, wo eine Horde postapokalyptischer Mad-Mad-Krieger hausen und sich auch eine kleine Kunstausstellung befindet. Da es hier auch kleine Bars und Sitzgelegenheiten gibt, ist das ein guter Platz, wenn man mal etwas Auszeit vom restlichen Trubel braucht.

Jetzt war es dann aber mal Zeit für die erste Band! Die Übersicht über die Timetable hatte man auch am besten mit der App. Dort kann man sich auch seine persönlichen Favoriten markieren und wird vorher mittels Push-Nachricht über den Beginn informiert.

Den Auftakt machten für mich dann die die Sludge-Pioniere CROWBAR. Die alten Herren wissen noch, wie man ordentlich Druck macht und so konnten sie auch zahlreiche Leute vor die Obscure-Stage locken! Echt fett!

Als Fotograf darf man für die ersten 2-3 Songs in den Fotograben, daher muss man sich überlegen, wann man wo wen fotografiert, denn Überschneidungen sind naturgemäß an der Tagesordnung. Daher hielt ich die Stellung und wartete gemeinsam mit einem Bier auf die nächste Band: TRIBULATION. Leider war es noch hell, als die Formation aus Schweden die Bühne betrat, da wäre etwas Dunkelheit natürlich schon besser gewesen. Aber davon ließen sich die Musiker nicht beeindrucken und boten einen guten Querschnitt aus ihren Alben mit Stücken irgendwo zwischen Death/Black/Gothic-Metal.

Am Weg zurück zur Mainstage machte ich einen Abstecher in die KAL-Stage zu BAD GROUPY. Hier bastelte ein Pärchen mit Hilfe diverser Klangerzeuger und Controller eine an elektronischen Soundscapes und Klangcollagen. Durchaus interessant, wenn man sich darauf einlässt.

Aber trotzdem ging es bald weiter mit Kontrastprogramm bei HEAVEN SHALL BURN. Die Deutschen sind nun auch schon länger im Geschäft, entsprechend routiniert ging man zu Werke. Wie erwartet gab es eine opulente Lichtshow, immer wieder unterstützt durch Flammeneffekte. Sänger Marcus Bischoff in adrettem, roten Hemd nutze sein kleines Podest zum Posen und Anfeuern, stapfte aber auch immer wieder zwischen seinen headbangenden Mitmusikern über die Bühne und ließ auch selber die Mähne flattern. Die Fans bekamen songtechnisch eine gute Auswahl aus der Discographie und zum Abschluss dann noch das BLIND GUARDIAN Cover „Valhalla“.

Eigentlich wollte ich mir danach die finnischen Schwarzkittel von MORK im Octagon anschauen. Aber der Innenhof war rappelvoll bis in den letzten Erker und mehr als einen flüchtigen Blick auf den rechten Bühnenrand konnte ich nicht erhaschen. So macht das keinen Spaß. Also wieder zurück zu den Mainstages.

Hier standen nun MESHUGGA am Programm. Die ballerten ihren Tech-Prog-Death-Metal auch wirkungsvoll und mit schön minimalistischer Lightshow ins geneigte Publikum. Für Fotografen daher eher schwierig, musikalisch war‘s auch nicht ganz meine Tasse Tee...

HEILUNGAuch wenn im Line-Up viele alte Helden vertreten sind, muss man doch den Mut der Veranstalter loben, Acts abseits der üblichen Metal-Fahrwasser auch für spätere Slots zu buchen. So wie an diesem Tag HEILUNG. Das Pagan-Ritual-Spektakel finde ich immer wieder sehr unterhaltsam. Die Bühne ähnelte inzwischen einer Waldlichtung und aus den Boxen zwitscherten Vögel. Wie üblich gab es dann das Räucherritual des Schamanen und die Eröffnungszeremonie mit allen Musikern und Kriegern, bevor die eigentliche Performance startete. Denn von Konzert im herkömmlichen Sinn kann man hier nicht reden. Die Musiker sind in aufwändige Gewänder gehüllt, die Krieger und Kriegerinnen sind nur mit Hose bekleidet und mit Schild und Speer bewaffnet. Letztere sind aber nur bei manchen Stücken auf der Bühne. Die Musik basiert nach eigenen Angaben auf Original-Artefakten und überlieferten Texten aus der Eisen- und der Wikingerzeit. Die Stücke haben teilweise eine meditative Wirkung. Trommeln, Hörner, Kehlgesang, Flüstern oder weiblicher Klargesang prägen die Musik. Es war meine vierte HEILUNG-Show und es hat mich gefreut, dass sich doch eine große Anzahl der Besucher darauf eingelassen hat!

Die letzte Band des Abends für mich war dann quasi POSSESSED, aber auch nur mit einem Blick aus der Ferne durch das Kellerfenster der Error-Bar mit einem Schluck Single Malt in der Hand. RUSSIAN CIRCLES hätte ich gerne gesehen, aber da war mein Akku dann schon leer und es ging mit dem Shuttle bettwärts...

Tag 2 startete bei mir mit MOONSPELL und es ging gleich los mit dem Klassiker „Opium“. Auch wenn am Backdrop ein riesiger Mond zu sehen war und reichlich Nebel auf die Bühne gekleistert wurde, die echte Sonne war halt um die Uhrzeit noch sehr präsent und zu so eine Band gehört einfach Finsternis! Musikalisch gab es bei den Portugiesen aber absolut nix zu meckern, druckvoller Sound und eine tolle Präsenz von Fernando Ribeiro. Mein Favorit „Vampira“ hat es leider nicht auf die Setlist geschafft, aber „Alma Mater“ zum Abschluss war auch sehr ok.

Dann auf zu CONCRETE WINDS im Octagon. Der  vampirverdampfendem Sonnenschein war dann auch für die Black Metaller aus Finland nicht so das optimale Setting. Das Trio hat sich aber todesverachtend und schwitzend durch das Set geprügelt.

Ordentlich Prügel auf die Ohren gab‘s auch bei DISMEMBER. Die letzte reguläre Veröffentlichung der schwedischen Todesmetaller liegt auch schon ein paar Jährchen zurück, aber der Backkatalog der Truppe reicht ja weit in die Vergangenheit. Und so konnten sich die Fans über reichlich Stoff aus den 1990ern freuen.

BIOHAZARDMit der nächsten Band bleiben wir gleich in den 90ern, das war auch das Jahrzehnt in dem BIOHAZARD eingeschlagen haben. Und meine Fresse, sind die Jungs fit für ihr Alter! Evan Seinfeld hat wohl seine Porno-Karriere an den Nagel gehängt und turnt jetzt wieder als auftrainierter und zutätowierter Hardcore-Dude im anderen Sinne über die Bühne. Aber auch seine Kollegen sind noch fresh wie ein Basketball-Sneaker! Natürlich ließen sich die Fans nicht lange bitten und gingen bei „Urban Discipline“ oder „Tales From The Hard Side“ ordentlich ab.

Ich blieb aber nicht bis zum Ende, denn ich wollte rechtzeitig im Octagon sein, damit ich mich nicht durch die Massen wurschteln muss. Daher bekam ich auch noch ein paar Takte von KUROKUMA mit. Am Waschzettel der Briten steht Doom/Sludge und ich fand die auch ganz gut! Etliche instrumentale Passagen, mal eher ruhig, dann wieder brachialer aber dann wurde auch wieder ordentlich ins Mikro gegrölt. Hört mal rein in das letzte Album „Born Of Obsidian“!

Aber ich war ja hier wegen MESSA aus Italien, eine noch relativ junge Band, die 2014 gegründet wurde. Sie sind unter Doom zu schubladisieren, es sind aber auch Einflüsse von Dark Jazz oder Black Metal zu finden. Und die Sängerin hat eine Wahnsinnsstimme!

In die Altherrenriege hingegen reihen sich im Anschluss auch ENSLAVED ein. Als eine der Mitbegründer des Viking Metal haben sie stilistisch doch ihre eigene Nische gefunden, irgendwo zwischen Black-/Death- und Progressive Metal mit Growls und Klargesang. Geboten wurden eher neuere Songs aber mit „Allfǫðr Oðinn“ gab‘s dann zum Abschluss noch einen Track aus den Anfangstagen der Nordländer.

Der nordischen Mystik hat sich auch der nächste Künstler verschrieben. OF THE WAND AND THE MOON gab‘s auf der KAL-Stage diesmal als Solo-Performance von Kim Larsen ohne jegliche Gastmusiker. Aber auch so zog einen der Nordic Folk mit der sonoren Stimme des Künstlers begleitet von Akustikgitarre und Bandeinspielungen in seinen Bann. Leider herrscht im KAL ein Kommen und Gehen und viele der Besucher sorgten auch für einen permanenten Lärmpegel, der bei dieser Art von Performance sehr störend ist.

WATAINFeuer, Rauch, Ruß und Totenschädel – das satanische Spektakel von WATAIN ließ wohl kein Black-Metal-Herz unberührt. Im Fotograben war‘s gut voll und man versuchte, irgendwie ein vernünftiges Bild hinzubekommen zwischen Flammen und Bühnenaufbauten und vielleicht mit etwas Licht auf einen der Musiker. Was für ein brachialer Höllenritt!

Ein krassen Stilwechsel sollte dann bei der Band nebenan folgen. Einen derartigen Act auf einer Mainstage bei einem Metal Festival hätte man sich vor ein paar Jahren noch nicht vorstellen können. Aber die Genre-Vorreiter CARPENTER BRUT und der am nächsten Tag gebuchte Act PERTURBATOR zeigen, dass das funktioniert! Nicht zuletzt auch wegen der Live-Unterstützung durch einen Gitarristen und einen Drummer der Metalband HACRIDE. Der Sound wird dadurch mehr Richtung Industrial Rock oder auch 80s Hardrock gepushed. Im Gegensatz zum Auftritt am Hellfest kamen die Gastsänger aber vom Band und waren nicht vor Ort. So gab es leider keinen leibhaftigen Mat McNerney (BEASTMILK, HEXVESSEL) bei „Beware the Beast“ oder Greg Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN) beim stark an NINE INCH NAILS erinnernden „Imaginary Fire“. Aber der Stimmung tat dies keinen Abbruch und spätestens beim letzten Song „Maniac“, einem Cover von Michael Sembello‘s Hit aus dem Film „Flashdance“, war das Burtal Assault in Tanzlaune!

Leider auch nicht gesehen wegen Überschneidung: MIDNIGHT
Leider auch nicht gesehen, da zu spät für alten Mann: ELLENDE

Tag 3 & 4 folgen, stay tuned!

Mehr Fotos gibt es auf meinem Fotoblog:
Brutal Assault Tag 1 - Brutal Assault Tag 2


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