10.07.2022, Stadion Wiener Neustadt, WIENER NEUSTADT

IRON MAIDEN + AIRBOURNE + LORD OF THE LOST

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 13.07.2022

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Dieses Jahr ist es nun endlich so weit, die „Legacy of the Beast Tour“ mit Eddie und seinen Mädels ist on the road!

In Österreich machten sie Station in Wiener Neustadt. Das ist nun kein Vorort von Wien, sondern schon ein kleines Stückchen mit Zug oder Auto. Dort steht mitten in der Pampa ein Stadion mit einem Fassungsvermögen bei Konzertnutzung von 25.000 Personen. So eine Location ist aktuell in Wien nicht verfügbar, daher fiel die Wahl wohl auf den größeren Sportplatz. Und der war dann nach Freigabe einiger Resttickets dann auch wirklich endgültig ausverkauft!

Leider war der Band-Tross etwas verspätet und so wurden die Besucher noch etwas auf die Probe gestellt, bis die Tore zu den Steh- und Sitzplätzen geöffnet wurden. Aber es gab im Zugangsbereich schon reichlich Stände mit Essen und Trinken sowie natürlich den Merch-Shop. Der war auch rege frequentiert und so mancher auf T-Shirt verewigte Eddie fand ein neues Herrchen (bzw. seltener Frauchen).

Es ging dann schließlich um 18:30 Uhr bei angenehmen Temperaturen mit dem Opener LORD OF THE LOST los. Der Goth-Elektro-Rock ist jetzt natürlich weder für diese Uhrzeit bei Sonnenschein noch für große Bühnen gemacht. Aber die Jungs gaben für etwa 20 Minuten ihr Bestes und das kam bei den Leuten auch gut an!

Nach reichlich AC/DC in der Umbaupause gab‘s dann bei AIRBOURNE ordentlichen Brusthaar-Hardrock der alten Schule. Inklusive Bierbecherweitwurf, Dosen-am-Kopf-zerdeppern und Gitarren-Crowd-Surfing von Sänger Joel O’Keeffe. Eine gediegene Rock-Show und gut zum Aufwärmen für die Eisen-Maiden (die Aussie-Jungs sind dieses Jahr auch noch mit einer Headliner-Tour unterwegs!).

Und knapp vor 21:00 Uhr wurde es dann auch endlich ernst mit dem Headliner! Aber zuvor erschallte noch das Intro! Genug Zeit, um mal den Bühnenaufbau noch genau unter die Lupe zu nehmen. Sehr asiatisch, das Ganze. Wieso werden da jetzt Christbäume hochgezogen? Ah, das sind aufblasbare Pagoden! Ja, macht natürlich Sinn, denn auf dem letzten Studioalbum von 2021 „Senjutsu“ findet sich ja die japanisch angehauchtes Artwort.

Und mit dem Titeltrack ging‘s dann auch schließlich richtig los, nachdem sich inzwischen alle Musiker auf der Bühne eingefunden hatten! Frontman Bruce mit stylischem Männer-Dutt, schwarzem Wabbelhemd und engem Lackbeinkleid fegt über die Bühne und poste in einer Mischung aus Karateka und Balletttänzer. Und auch stimmlich passte hier alles, Mr. Dickinson war in Bestform!

Der Rest der Band hielt sich eher an klassisch 80er-inspiriertes Hardrock-Metal-Outfit. Und die Herren waren fit, meine Fresse! Vor allem Janick Gers legte ein Workout mit Gitarren-Lifting und Stretching-Übungen hin, das in der Form wohl so mancher 30jährige nicht hinbekommt! Auch der Rest war nicht faul und fegte mal mehr oder weniger agil über die Bühne. Natürlich bis auf Drummer Nicko McBrain. Der war optisch hinter der Schießbude nur schwer auszumachen, dafür akustisch umso mehr.

Und dann kam auch zum ersten Mal Eddie auf die Bühne! Übergroß in blutiger Samurai-Rüstung und mit extralangem Katana! Damit fuchtelte er im Hintergrund etwas herum, wankte auf die eine Bühnenseite und dann wieder retour zur Mitte, bevor er sich verzog.

Es folgten mit „Stratego“ und „The Writing On The Wall“ noch zwei weitere Tracks aus dem neuen Album, bevor es mit „Relevations“ zurück in die 80er ging. Die Bühne hatte sich davor noch in das Innere einer gotischen Kathedrale verwandelt!

Es folgte „Blood Brothers“ und Bruce hieß die Maiden-Familiy mit einer kleinen Ansprache herzlich willkommen.

Schön düster wurde es dann bei „Sign Of The Cross“ mit Bruce im schwarzen Kapuzenumhang und erstmals wurden auch Flammeneffekte gezündet!

Und der Sänger setzte dann pyrotechnisch noch einen drauf: bei „Flight Of Icarus“ gab es ordentlich Zunder aus zwei Flammenwerfer-Rohren, die er auf seinen Armen montiert hatte! Im Bühnenhintergrund schwebte dazu ein riesiger Ikarus.

Jetzt ging es Schlag auf Schlag mit den alten Hits! Bei „Fear of the Dark“ wurde schon beim Intro vom Publikum inbrünstig mitgeohhhht und erneut erschien der Frontman in neuer Verkleidung: als Pestdoktor mit einer giftgrün leuchtenden Laterne.

Beim nachfolgenden „Hallowed Be Thy Name“ wurde es wieder minimalistischer, Bruce in einer Art Käfig, dann baumelte noch ein Strick mit Henkersknoten durchs Geschehen und wurde schließlich von der Bühnendecke gerissen.

„Woe to you, oh earth and sea. For the Devil sends the beast with wrath...“ - was nun kommen musste, war wohl jedem im Stadion nach den ersten Worten klar – einer der größten Heavy Metal Hits auf diesem Planeten: „The Number Of The Beast“. Auf der Bühne wurde auch wieder ordentlich eingeheizt, neben großen Feuerkörben waren auch wieder die Fontänen im Einsatz.

Ganz in die Anfangszeit der Band ging es dann mit dem Song „Iron Maiden“ aus dem gleichnamigen Debutalbum aus dem Jahr 1980. Ein sehr imposanter riesengroßer gehörnter Eddie-Kopf dominierte dabei das Bühnenbild.

Mit dem Song verabschiedete sich die Band zum ersten Mal, um kurz darauf mit „The Trooper“ den ersten Zugabenblock einzuläuten. Bruce trug nun Uniform und schwang abwechselnd einen Säbel und den Union Jack (etwas später auch die österreichische Fahne, als Brite kennt man immerhin den Unterschied zwischen Austria und Australia, und die AIRBOURN-Jungs kommen ja auch aus Känguruhausen. *winke winke KISS*). Gut, dass er ein großes Brotmesser dabeihatte, denn plötzlich erschien auch wieder Eddie auf der Bühne und da kam es dann gleich zu einem ordentlichen Säbel-Schlagabtausch!

Es blieb martialisch, nach „The Clansman“ dann die nächste Mitgrölnummer „Run To The Hills“ – der Refrain schallte tausendstimmig in die bereits etwas frische Wiener Neustädter Pampa. Nach dem Song ging die Band dann zum zweiten Mal von der Bühne.

Und dann hob er ab, der große Flieger! Die Spitfire, aus Platzgründen um 10% kleiner als das Original, schwebte über den Köpfen der Bandmitglieder und dazu erschallte mit „Aces High“ ein weiterer Klassiker aus den 80ern.

Tja, und das war‘s dann aber endgültig. Alles in allem ein toller Konzertabend, der dann leider teilweise etwas durch die Heimreiseproblematik getrübt wurde. Bei manchen waren es 1,5 Stunden Auto-Stau, bei anderen vollgestopfte und verspätete Züge und somit eine kurze Nacht, bevor es wieder zurück in den grauen Alltag ging.


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