24.04.2022, Tilburg,

ROADBURN 2022 - TAG 4 - FULL OF HELL + HANGMAN'S CHAIR + REGARDE LES HOMMES TOMBER und mehr...

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 06.05.2022

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Auch Tag vier am Roadburn verspricht wieder ein musikalisch abwechslungsreiches Programm, auch wenn jetzt an dem Tag nicht mehr allzuviele Hightlights für mich dabei waren. Jedoch das war nicht so schlecht, denn die Partynacht steckte mir eh noch ein wenig im Kopf und in den Gliedern.

Und was macht außer einer großen Tasse heißen Kaffee auch noch müde Beine munter? Natürlich eine ordentliche Portion laute Gitarrenmusik! Dazu bot sich gleich mal die Kollaboration von TERZIJ DE HORDE und GGU:LL an. Beide stammen aus den Niederlande und das Ergebnis dieser Post/Black Metal meets Drone/Doom soll auch noch dieses Jahr auf Platte erscheinen. Auf der Bühne hat es schon mal hervorragend funktioniert!

Die zweite Performance von Dávid hatte ich verpasst, jetzt war ich aber wieder dabei! THE DEVIL'S TRADE diesmal in Kooperation mit dem Industrial-Projekt JOHN CXONNOR (ja, der Name erinnert nicht von ungefähr an einen Filmhelden), bei dem zwei Mitglieder der Band LLNN rumschrauben. Und die großartige Stimme des Ungarn funktiniert nicht nur mit düsterem Folk, auch die dunklen elektronischen Soundscapes und -beats harmonieren wunderbar damit!

Danach war wieder großes Kino in der Mainstage angesagt. Orchestrale Vertärkung holten sich nämlich auch LITURGY für ihren zweiten Auftritt. Sogar eine Harfe war im Instrumentarium zu finden! In dieser Performance wird das Album "Origin Of The Alimonies" live auf der Bühne präsentiert, visuell unterstützt von ein Bildern und Texten auf der großen Leinwand. Sängerin Hunt-Hendrix dazu: "Ich denke an Origin eher in Bezug auf bildende Kunst, als eine Erzählung über die Erschaffung der Welt und den Untergang der Menschheit, wobei ich die musikalische Sprache der Liturgie als Vehikel für eine Geschichte mit einem zeitlichen Fluss verwende, der näher an Kino oder Oper erinnert". Das ganze konnte man sozusagen als Black Metal Oper sehen!

Deutlich erdiger kommen HUNTSMEN daher. Aus Amerika. Das hört man der Musik auch an. Aber so wirklich in eine einzelne Schublade wollen sie nicht passen. Da gibt's Folk/Americana Einflüsse, dann wird wieder ordentlich im 70s-Rock-Doom-Manier geschrammelt und auch ein bisschen Grunge blitzt ab und zu durch. Der Titel des komplett gespielten Albums "American Scrap" kann man aber trotzdem nicht auf ihre Musik umlegen, das ganze war solide und professinell dargebracht!

LINGUA IGNOTA ist auf dem Roadburnern auch keine Unbekannte mehr, bereits 2019 gab sie ihr Debut auf dem Festval. Dieses Jahr fand ihre Performance in der sehr gut gefüllten Main Stage statt.
Ein kleines Podest, erhellt von 5 weißen Leuchtstäben, war das minimalistische Setup auf der Bühne. Die Künstlerin, gehüllt in ein froschgrünes, durchsichtiges Etwas, darunter ein schwarzer Body, lieferte dann auch eine intensive Sprech- Flüster- und Schreiperformance zu Sounduntermalung vom Band. Dass "heavy" Musik nicht zwingend von Gitarren hervorgebracht werden muss, hat diese Ausnahmekünstlerin mit ihrer Performance unter Beweis gestellt.

Da sich planungstechnisch nichts anderes ausging, machte ich einen Abstecher nach nebenan. Hier hat der Ankündigungstext spannender geklungen, als was sich dann auf der Bühne getan hat: "VITRIOL will be presenting a live audiovisual performance dedicated to the drone and black ambient side of the band." Im Endeffekt war's ein Typ in Kutte mit Gitarre, der verschanzt hinter allerlei Gerätschaften zu Drones ein paar Riffs gezupft hat. Dazu absolute Dunkelheit, nur erhellt  durch seltsame Visuals.

Dafür wartete auf der Mainstage wieder etwas ganz Besonderes! Bereits beim Soundcheck wurde jedem klar: das wird brachialst! Und so war es dann auch! HANGMAN'S CHAIR & REGARDE LES HOMMES TOMBER bevölkerten die Bühne mit zwei Drumkits, drei Gitarren, zwei Bässen und zwei Sängern und ein französisches Gitarrengewitter brach über das begeisterte Publikum herein. Eine einzige Masse im kollektiven Kopfnicken vereint, auch immer wieder schön zu beobachten.

Der nächste Programmpunkt zählte zu meinen diesjährigen Festival-Highlights. Die mir bis dato unbekannten GREEN LUNG aus London sind quasi die GHOST des Stoner/Doom. Wem die maskierten Hardrock-Okkultisten inzwischen zu poppig und mainstreamig geworden sind, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Thematisch geht's auch um Horror, Satan & Co. und der Sänger macht dazu auf der Bühne gut Stimmung und konnte das Publikum immer wieder zum begeisterten Mitgröhlen animieren.

Apropos Sänger, da können FULL OF HELL mit einem Maniac aufwarten! Dylan Walker schrie und tobte zum Höllensound seiner Band also stünde der Weltuntergang bevor. Die Mischung aus Death/Grind/Noise/wasweißich war mir persönlich aber auf Dauer zu anstrengend.

Daher machte ich Feierabend und somit markierte diese Performance das Ende meines Konzertabends und gleichzeitig das des Festivals. Die Akkus waren einfach leer. Also meine. Nicht die der Kamera.

Danke Roadburn, es war mir wieder eine heavy Freude, vor allem nach so einer langen Durststrecke. Bis nächstes Jahr!


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