12.09.2020, 76er Finest Rock Bar, St. Martin

RockShock Theatre '20

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 15.09.2020

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In diesem komplett bescheuerten Jahr echtes Festivalfeeling genießen? Dank der immer unlogischer und verwirrender werdenden Regelungen so gut wie unmöglich! Nicht jedoch für das Team der 76er Rock Bar in St. Martin im Mühlkreis, die auch dieses Jahr ihr gewohntes Programm beim Rock Shock Theatre '20 durchzog und den ausgehungerten Metalheads bei perfektem Wetter ein kleines Stückchen Konzertnormalität brachte. Es wurde geschmaust, gebangt und gesoffen als gäbe es kein Morgen, denn jeder hatte in diesem irren Jahr so einiges nachzuholen!

Gleichfalls die Bands, von denen nicht wenige zum ersten Mal in diesem Jahr überhaupt (!) auf der Bühne standen. Entsprechend wurde auch eskaliert – auf der Bühne wie im Publikum.


Schon BEFORE US ALL als Opener packten mit Vehemenz den Knüppel modernen Wutgebräus aus und brachten die schon reichlich anwesenden Zuschauer am frühen Abend in Wallung. Wer hätte gedacht, dass man sich in diesem Jahr doch noch einmal ausgiebig den Nacken zu dergestalt sägenden und mit Nachdruck vorgetragenen Klängen zerstören würde können?


Wem die eröffnenden Lokalmatadoren zu soft waren, der konnte sich hernach bei den steirischen UNDER DESTRUCTION die volle Packung abholen – wunderbar arschtretende Klänge aus dem Melodisch-Todesmetallischen Universum schlugen jeden Virus in die Flucht und auch so mancher Besucher beäugte das technisch versierte und von umfassender Spielfreude geprägte Spektakel zunächst noch skeptisch. Doch die Zuschauer konnten sich dann doch schnell für die Gnackwatschn in Form des in seiner Komplettheit vorgetragenen Albums „Deliverance“ erwärmen.


Die stilistische Kehrtwende folgte mit den nächsten Lokalmatadoren von VENATOR auf dem Fuße – es ging unter riesigem Zuschauerzuspruch ab in die goldene Ära des Metal, als Fönfrisuren und Rotzbremse zu Patronengurt und knallengem Spandex DAS Modeding in der Metalszene waren. Und die Burschen von VENATOR atmeten den Spirit der damaligen Zeit wirklich und warhaftig – irgendwo zwischen treibendem Metal ala PRIEST, einer Prise verspieltem NWoBHM und einer kleinen Portion MÖTLEY CRÜE-Vibe lieferte der Fünfer die umjubeltste Performance des Abends ab.


Hernach war es an der Zeit alles ein wenig locker zu sehen, mit den Lieblings-Klassenclowns des Abends, UZZIEL! Trotz kurzfristigen Ausfallserscheinungen beim Publikum – der erneute, jähe Genreschock hin zu kratzigeren Klängen war wohl zu viel für zartbesaitete Metaller – ballerten UZZIEL mit ansteckender Spielfreude ihre sympathisch-schrägen Kompositionen in die Menge und konnten dafür sogar die erste und einzige Wall Of Death des Abends für sich verbuchen.


Der Wiener Post-Hardcore Headliner ANCHORAGE ließ sich dann ein wenig Zeit, lieferte dafür aber pflichtschuldig ein Statement in Form eines äußerst tighten Auftritts ab. Tonnen an Nebel, zuckende Lichter und ein Gitarrist der mit todesverachtenden Luftsprüngen glänzte, während sich der Frontschreihals sprichwörtlich die Seele aus dem Leib brüllte, zogen das Interesse des Publikums schnell auf sich. In Form einer renitenten Dame, die den durchaus ansehnlichen Buben auf der Bühne körperlich ein wenig zu nahe kommen wollte und dabei mehrmals beinahe die Mikrofonständer zu Fall brachte, vielleicht sogar ein wenig zu viel Interesse...
 

Doch sei's drum. Es war ein würdiger Abschluss eines Festes mit fünf stilistisch unterschiedlichen Bands, bei dem wirklich für jeden etwas dabei war. Genau die Dosis, breit von klassisch bis modern aufgestellten Schwermetalls, die der geneigte Metalhead in so einem beschissenen Jahr braucht. Und das, meine Freunde, werden wir uns von keiner Gewalt dieser Welt nehmen lassen! Weder jetzt noch später – wir sehen uns auch nächstes Jahr an gleicher Stelle wieder! Versprochen!

Die dieses Mal ziemlich umfangreiche Komplettgalerie (ja auch ein kleines Antha war fototechnisch ziemlich ausgehungert...) des Konzertes findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.


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