07.04.2011, Planet.tt, Bank Austria Halle, Gasometer

EUROPEAN CARNAGE Tour 2011 feat. SLAYER & MEGADETH

Text: Robert Fröwein | Fotos: caroline
Veröffentlicht am 12.04.2011

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Der Gaso zum BERSTEN gefüllt; der Einlass zäh wie ein schaler, viel zu lange konsumierter Kaugummi; die Leidtragenden? Nicht nur aberhunderte Fans, nein auch die Stormbringer Redaktion, sowie davon abhängig unsere Vorarlberger Vorzeigemetaller von THE SORROW. Die verpassten wir nicht nur, weil unser vor Kernöl getränkter Figur und damit einhergehend richtig stattlich daherkommender Graz Export Mr. Fo persönlich sich wohl über Palermo seinen Weg in den Wiener Gasometer gebahnt hatte. Anders lieber Herr Kollege kann die Eintreffzeit Deinerseits nämlich gar nicht erklärt werden. Sei’s drum, die STB Mannen stürmten die Halle, als Lockenkopf Mr. Mustaine um exakt 20:35 mit „Trust“ einstieg und wie sich das dann angehört hat, erzählt Euch besagter sagenumworbener, kernölverseuchter Mr. Fröwein persönlich: -reini-

Aus den beiden folgenden Hauptbands einen Headliner wählen zu müssen ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten, aber irgendwer muss ja das große Thrash-Karussell zum Laufen bringen. Die Wahl fällt wenig überraschend auf den großen Blonden aus Los Angeles. Dave Mustaine beehrt mit seinem Lebensprojekt MEGADETH ein weiteres Mal die Bundeshauptstadt und lädt das Publikum im rappelvollen Gasometer zu einer guten Stunde voll zünftiger Speed/Thrash Salven. Neben dem wuchtigen Sound und der sichtbaren Freude am Werken, fallen bei Megadave vor allem zwei Punkte sofort ins Auge: a) lässt er sich an diesem Abend mit insgesamt sieben (!!) verschiedenen Gitarren feiern und b) müssten L’óreal, Schwarzkopf oder Goldwell eigentlich Unsummen an Sponsorgeld verbraten, um den blondgelockten Oldie als Haarpflege-Testimonial unter Vertrag zu kriegen. Neben dem optischen Erscheinungsbild passt auch das musikalische. Ein bunter Querschnitt durch die turbulente Karriere der Millionenseller lässt keine Wünsche offen.

Dass man die schwächste Phase zur Jahrtausendwende außen vor lässt, stört bei gezockten Evergreens wie „Hangar 18“, „Sweating Bullets“ oder dem relativ neuen Riffmonster „Head Crusher“ niemanden. Als bei „Peace Sells“ auch noch Maskottchen Vic Rattlesnake die Bühne entert, kennen die Jubelbrandungen keine Grenzen mehr. Mit „Holy Wars… The Punishment Due“ beschließen MEGADETH ein Megaset, bei dem auch Heimkehrer Dave Ellefson und ex-NEVERMORE Klampfer Chris Broderick in Hochform agierten. Und die Wichtigste aller Nachrichten: der erwartet schweigsame, aber gut gelaunte Dave hat nicht nur die Haare schön, sondern auch den Metal voll im Blut. Und die kollektive Verbeugung zum Schluss hat was symphatisch-theatralisches. MEGADETH Setlist: Trust In My Darkest Hour Hangar 18 Wake Up Dead Poison Was The Cure 1,320’ Sweating Bullets She-Wolf Head Crusher A Tout Le Monde Symphony Of Destruction Peace Sells Encore: Holy Wars… The Punishment Due

Die programmatischen “Slaaaaaaayer” Rufe sind recht selten zu vernehmen. Das ältere Stammpublikum scheint müder zu werden, die Jungschar unter den Anwesenden unwissend zu sein. Aber egal, denn wenn das Bühnenlicht blutend Rot, toxisch Gelb oder mystisch Blau leuchtet, rollt die „Slaytanic Warmachine“ wieder mal über Europa. Obwohl Tom Arayas Kreuz wieder voll funktionsfähig ist, gibt’s temporäre Line-Up Änderungen. Vor kurzem hat sich Jeff Hanneman eine Infektionskrankheit zugezogen, wodurch EXODUS-Klampfer Gary Holt ins Boot geholt wurde. Nachdem dieser aber mit seiner Hauptband durch Südamerika tingelt, kam CANNIBAL CORPSE Gitarrist Pat O’Brien in den Genuss, für die letzten Dates der Europa-Tour einzuspringen. Trotz merkbarer Nervosität macht sich der Todmetaller schnell Freunde im Gasometer, denn Hannemans Solos scheinen dem Amerikaner keine Probleme zu bereiten. Nach den melodischen MEGADETH-Salven wirkt die unerreichte Brutalität SLAYERs noch einen Zacken aggressiver. Trotz bierbecherwerfender Vollidioten präsentiert sich Tom Araya in bester Laune und tritt auch gerne mit dem Publikum in Interaktion.

Neben unverzichtbaren Klassikern der Marke „Angel Of Death“ oder „South Of Heaven“ überraschen SLAYER an diesem Abend mit den Uralt-Nummern „Black Magic“ und „The Antichrist“, sowie den völligen Verzicht auf die „Hell Awaits“ und „Christ Illusion“ Alben. Dafür werden Hynmen wie „Dead Skin Mask“ und „Seasons In The Abyss“ kredenzt und beim apokalyptischen Blastgewitter „War Ensemble“ fährt auch dem lieben Reini der Rhythmus ins sonst so ruhige Blut. Wer SLAYER mag weiß aber was er kriegt und das sind schlussendlich ein wild posendes Tätowiermodel namens Kerry King, ein alles zerberstender Knüppelgott namens Dave Lombardo (unglaubliches Gebolze bei „Americon“) und der traditionelle Verzicht auf jegliche Zugaben. 70 Minuten sind für einen Headliner nicht viel, aber die lieben Herren sind weder die Jüngsten, noch die Gesündesten und dass man bei der Diskographie nie und nimmer eine perfekte Setlist zusammenstellen kann, ist eigentlich vorausbestimmt. Die verschwitzten Körper und zerstörten Kehlen im Auditorium beweisen aber deutlich, dass SLAYER nach wie vor eine einzigartige Dampfwalze sind. -Robert Fröwein- SLAYER Setlist: World Painted Blood Hate Worldwide War Ensemble Postmortem Temptation Dead Skin Mask Silent Scream The Antichrist Americon Payback Seasons In The Abyss Snuff South Of Heaven Raining Blood Black Magic Angel Of Death


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