21.09.2019, Zuckerfabrik Enns, Enns

ETHIKO + ROADHOUSE 44 + SMOKING FROGS + DECONTRAER

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Reinhold Strasser
Veröffentlicht am 03.10.2019

Beim SPH-Music Masters in Oberösterreich wurde dem Kulturzentrum d’Zuckerfabrik in Enns die Ehre zuteil, das Regionalfinale der Saison 2019 auszutragen. Die kultige Location auf einem Industriegelände lud mit den Stahlträgern im Konzertsaal in ein lässiges Ambiente ein und bot durch die grandiose Lichttechnik eine besonders schöne Bühne für die Bands. Mit der professionellen Soundbetreuung stand den vier Bands alles zur Verfügung, um eine gute Show hinzulegen.

Diesen Umstand wusste bereits ETHIKO als erste Band des Abends zu nutzen. Mit neuem Schlagzeuger und Bassisten wieder zu einer Band gewachsen, brachten das Songwriter-Duo Jenny und Robert ihre persönlichen Botschaften unters Volk. Vor allem Sängerin und Frontfrau Jenny merkte man an, wie sehr ihr die gesellschaftskritischen Texte, wie bei „Systemproblem“ oder „Neues Leben“ am Herzen liegen. Aber auch zwischenmenschliche Probleme wie beim Opener „Besser wärs“ oder bei „Zeit mit dir“ beschäftigen die junge Dame.

Anfangs noch ein wenig unsicher wirkend, war es doch der erste öffentliche Auftritt in neuer Besetzung, steigerten sich die vier Musiker im Laufe des Sets zu einer Einheit, die dann beim Abschlusssong „Dunkles Licht“ zu einem gelungenen Crescendo führte. Die musikalische Studioqualität des gerade erschienen Albums „Unauffällig laut“ wird zwar von ETHIKO in der Livesituation noch nicht zur Gänze ausgeschöpft, doch die Bühnenpräsenz wird sicher beim nächsten Konzert wieder ein Stückchen ausgebaut.


ETHIKO

Bei den Musikern von ROADHOUSE 44 scheint es, als ob diese für die Bühne geboren wurden, denn was danach die Power-Bluesrocker boten, würde wohl ohne weiteres renommierten Rockbands die Show stehlen. Es ist jedes Mal eine pure Freude der Band beim Musizieren zuzusehen und zuzuhören. Der zelebrierte Bandmitgliedswechsel am Bass zu Beginn der Show bedarf jedoch einer besonderen Erwähnung:

Frontmann Att Arriba plauderte, wohl ob des unerwarteten Ausstiegs von „Brusthaarmodel“ El Tico Taco, etwas verärgert drauf los, dass ein Bassist für eine Band nicht so wichtig wäre. Nach den ersten versuchten Takten beim ersten Song stellte er jedoch fest, dass alles scheiße klingt. Auf die Frage hin, ob sich denn ein Bassist im Publikum befände, meldete sich sogleich ein mutiger Mann, der auf die Bühne gebeten wurde. Nach der Umuniformierung in die ROADHOUSE 44 Blaumann-Bandkleidung wurde Al Caballero nach dem ersten gelungenen Song gleich als neues Mitglied akzeptiert. Die Inszenierung unterhielt das Publikum prächtig.

Die Zeit verging wie im Flug, präsentierten sich die einzelnen Musiker doch als Vollprofis auf der Bühne und als Virtuosen an ihren Instrumenten. Neben den fesselnden Songs wie der Opener „Stingrey“ oder „Devil on Vacation“ gab es auch genug Platz für Solospots von Keyboarder Sgt. Salvatore und Leadgitarrist Hot Rodriguez. Schlagzeuger Ron Testosa hielt den wilden Haufen rhythmisch zusammen. Die größte Stärke an ROADHOUSE 44 ist neben der Präsenz des Frontmanns und Entertainers Att Arriba, die Einheit, die die Band auf der Bühne ausstrahlt, an der sich wohl auch so manche internationale Bands messen lassen müssen.

ROADHOUSE 44

Danach zeigte die deutlich jüngere Band SMOKING FROGS große Ambitionen, auch eine eigenständige Rockshow, mit einigen Überraschungen, zu bieten. Selbstbewusst und sympathisch standen die fünf Burschen auf der Bühne. Vor allem Sänger Alex bemühte sich spürbar um das Publikum, das leider nicht so zahlreich erschien wie gewünscht und somit die „Call and Response“-Publikumsspiele auch nicht wirklich funktionierten.

Neben durchwegs gelungenen Songs wie „Demons“ oder „War“, kann auch an der Beherrschung der Instrumente nichts ausgesetzt werden. Besondere Momente boten das von Lead-Gitarrist René zuerst solo dargebotene Akustikstück „All Men Must Die“, bei dem er Backgroundgesangunterstützung von einer Freundin bekam, als auch das Saxophon-Solo von Rhythmusgitarrist Ben. Doch ohne das solide Rhythmusfundament von Bassist Pascal und Schlagzeuger Sebastian hätte die Band nicht so funktioniert, wie sie es tat.


SMOKING FROGS

Bei den Salzburger DECONTRAER regierte danach pure Rock’n’Roll-Attitüde mit einem Musik-Mix, den man so wohl noch nie gehört hat. Waren die Texte mal auf Englisch, mal auch auf Hochdeutsch, mit einem Wiener Dialekt der ein wenig an FALCO erinnerte, musste man sich auf die wilde Musik-Mixtur mal einlassen. Die Saitenfraktion war an ihren Instrumenten über jeden Zweifel erhaben, zeigte doch Gitarrist Gig Bonsay eine Spieltechnik ohne Plektrum, was man bei Gitarristen äußerst selten sieht und harmonierte mit Bassist Paddl, der die dicken Saiten lässig zupfte, wunderbar.

Neben dem schon während der Konzerte der anderen Bands euphorischen Schlagzeuger Fiez, der in Metal-Kutte den Beat vorgab, hebt sich DECOTRAER durch den fast schauspielerisch agierenden Frontmann Manuel Makkaroni hervor. Gekonnt zwischen melodiösem Gesang und kraftvollen Schreieinlagen balancierend, zelebrierte er mit sehr selbstbewusstem Stageacting eine Show, die vor Abwechslungsreichtum nur sprühte. DECONTRAER zeichnete Stilvielfalt aus, die in Songs wie „Love of my Life“ oder „Stoner“ verpackt wurden und beim Publikum gut ankamen. Das Halbfinale am 14.12. in der Zuckerfabrik wird definitiv spannend!

DECONTRAER


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