16.08.2019, Ernst Happel Stadion, Wien

METALLICA + GHOST + BOKASSA

Text: Werner Nowak | Fotos: Werner Nowak
Veröffentlicht am 18.08.2019

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Volksfeststimmung schon am Weg zum Stadion. Zahlreiche Fressbuden und Getränkestände erwarten schon am Platz vor dem Venue die Besucher. Hier oder auf der Wiese und Heurigengarnituren wird dann mit 6 Euro Bier, oder deutlich günstiger mit mitgebrachtem Alkohol, das interne System mal auf Party-Stimmung gebracht.

Aber die Menschen in den schwarzen T-Shirts machen auch schnell klar, hier geht's nicht zu Andreas G. oder Helene F., hier gibt's heute Heavy Rock!

Den Aufwärmjob erledigen BOKASSA aus Norwegen. Das Trio geigt in klassischer Dreierbesetzung mit Gitarre, Bass und Drums auf und bringt schnörkellosen, harten Rock auf die Bühne. Selbst schubladisieren sie ihren Stil als "Stoner Punk". Das Stadion ist um die Zeit noch sehr spärlich gefüllt, nur der "Inner Circle", der Bereich, der vom u-förmigen Laufsteg vor der Bühne begrenzt wird, ist mit über 300 glücklichen Fans schon gut voll. Diese hatten im Vorfeld den Zutritt zu diesem exklusiven Bereich gewonnen.

An GHOST scheiden sich ja selbige. ;-) Mir persönlich gefällt ihr pseudo-okkulter 80s-Retro-Hardrock und ich bin Fan der ersten Stunde. So war ich auch damals bei ihrem Auftritt in glühend heißen Szene Wien 2013. Einige Konzerte sollten noch folgen, der Bekanntheitsgrad der Band wurde ebenso wie die Venues größer. Nun also ist das Projekt im Stadion gelandet.

Auf der Bühne prangt eine bunte Kulisse mit an Kirchenfenstern erinnernden Darstellungen im typischen Ghost-Style.
Auch die Musiker machen optisch wie immer einiges her, enge schwarze Hosen mit Frack und weißen Gamaschen über den Schuhen, dazu silberne Masken. Und an den Keyboards gab's sogar weibliche Verstärkung! Der Sänger "Cardinal Copia" ist in seinem roten Anzug und weiß geschminktem Gesicht ein auffälliger Kontrast.

Songtechnisch liegt der Schwerpunkt auf den letzten beiden Alben "Prequelle" und "Meloria" und zum Auftakt gibt's dann mit "Ashes" und "Rats" zwei Tracks vom 2018er Release.

Die Band spielt sich souverän durch ihr Set, nach dem dritten Song "Absolution" geht's für mich raus aus dem Fotograben auf einen Sitzplatz ganz im hinteren Bereich des Stadions. Tja, da war man dann nur mehr dabei, statt mittendrin.

Die catchy Rockhymnen von GHOST funktionieren natürlich auch im Stadion, doch das noch vorherrschende Tageslicht nimmt der Show das Geheimnisvolle und Düstere. Das nächste Mal hoffe ich wieder auf eine Show in einer dunklen Halle. Aber leider macht die Band bei ihrer kommenden Headliner-Tour nicht in Wien Halt, als Alternative bieten sich da Prag oder Budapest an!

Im Stadion sind noch immer viele Plätze frei, der Großteil der Fans ist aber offensichtlich nur wegen dem Hauptact gekommen und viele sind noch am Vorplatz umtriebig. Dort stehen auch die Merch-Buden, wo ausschließlich METALLICA-Zeug verkauft wird. Wie bei Acts dieser Größe üblich zu inzwischen wahnwitzigen Preisen. T-Shirts von 30 - 56 € und die Leute stehen trotzdem in Massen davor...

Um 20 Uhr ging's dann wieder zurück in den Fotopit. Die Geduld der Fans wurde aber noch etwas strapaziert, denn 30 min. später als geplant startete dann die Show wie üblich mit dem Intro "The Ecstasy of Gold" von Meister Morricone. Dazu passend der Filmausschnitt aus "The Good, the Bad and the Ugly" auf den mächtigen LED-Backdrops, die die ganze Bühnenrückseite einnehmen.

Und dann sind auch plötzlich alle Musiker auf der Bühne und schmettern als Auftakt "Hardwired" vom letzen Album in die dankbaren Besuchermassen. Mit "The Memory Remains" geht's dann aber schon etwas weiter zurück in der Bandgeschichte und mit "The Four Horseman" landen wir beim Debütalbum.

Es folgt dann ein Querschnitt durch die Diskographie der Band und auch die Oldschool-Fans (so wie ich einer bin ;-)) kommen bei "Master of Puppets", "For Whom the Bell Tolls", "Creeping Death" oder "Seek & Destroy" reichlich auf ihre Kosten.

Für mich ist "One" einer der großartigsten Songs, der je geschrieben wurde, vor allem auch in Kombination mit dem außergewöhnlichen Video, in welchem man Ausschnitte aus dem Antikriegsfilm "Johnny zieht in den Krieg" sieht.
Und so freute ich mich natürlich auch auf die Live-Version und die war der Wahnsinn! Als Intro Feuerwerksraketen, Feuer, Rauch und Laser. Und dann die Silhouetten  von marschierenden Soldaten in Zeitlupe, übergroß auf den LED-Wänden, dazwischen Panzer und Explosionen. Später wurden dann aus den Menschen wandelnde Skelette. Und als Sondtrack der Song, der sich von einer hymnenhaften Ballade zum brüllenden Thrash-Monster wandelt. Für mich das Highlight des Abends!

Auch „Here Comes Revenge“, "For Whom the Bell Tolls" und "Master of Puppets" wurden von großartigen Visuals unterstützt, und immer wieder wurden Feuereffekte auf und über der Bühne gezündet und Laserstrahlen quer durch das Stadion gebeamt.

Als Spezialeinlage gab's auch noch die inoffizielle österreichische Nationalhymne "Schifoan", gesungen vom Bassisiten Robert Trujillo und mit etwas Phantasie konnte man den Text sogar verstehen. Der Spaß wurde von den Fans natürlich frenetisch aufgenommen und lauthals mitgegröhlt!

Zwei Songs aus dem "Black Album", "Nothing Else Matters" und "Enter Sandman", bildeten dann im Zugabenblock das Grande Finale des Abends.

Auch wenn die Truppe nun schon etwas in die Jahre gekommen ist, gehören sie noch lange nicht in den Altmetallkontainer und beweisen nach wie vor eine Spielfreude und Agilität auf der Bühne, die zu begeistern mag.

Super auch, dass sich Caritas und Neunerhaus jeweils über einen Scheck über 25.000 Euro von der Band freuen dürfen. Eine Menge Schotter für diese Einrichtungen. METALLICA haben das aber wohl locker aus der Frühstückskasse bezahlt...

Mehr Fotos auf stills.eraserhead.at

 


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