25.-28.07.2019, Burg Herzberg, Breitenbach am Herzberg

Burg Herzberg Festival 2019

Text: Anna Buchbauer | Fotos: fg
Veröffentlicht am 12.08.2019

Burg Herzberg Festival 2019

 

Alle Jahre wieder ruft der Berg. Ganz nach diesem Motto hat es uns auch dieses Jahr wieder nach Breitenach am Herzberg verschlagen. Ende Juli wird die malerische Ortschaft immer zu einer internationalen Hippie Convention, die Besucher aus etlichen Ländern anlockt. Alleine schon wegen der unverwechselbaren Atmosphäre hat das Festival Kultstatus erreicht und erfreute sich auch dieses Jahr wieder über zahlreiche Blumenkinder aus Nah und Fern.

Das Motto für die 51. Ausgabe lautete „Stardust We Are“ – was zugegebenermaßen von Meister-Yoda hätte stammen können. Alles stand ganz im Zeichen von kosmischen Energien, Sternenstaub und Zusammenhalt.

Auch das Line-Up funkelte, mit Acts wie NASH GRAHAM, LOVE MACHINE, YAWNING MAN, UFO, LONG DISTANCE CALLING und vielen weiteren neuen und altbekannten Künstlern aus der Szene. Auch die Wetterprognose schien es dieses Jahr wieder mehr als gut gemeint zu haben – somit stand dem perfekten Festival nichts mehr im Weg.


Der Anreisetag – Mittwoch

Obwohl das Anreisen seit bereits Montag möglich war, hat sich der Mittwoch als offizieller Anreisetag etabliert. Dementsprechend groß war auch der Ansturm dieses Jahr wieder, dennoch verlief an der Einfahrt alles problemlos und zügig. Nachdem wir uns einen Platz auf dem Campingground „Neue Heimat“ gefunden und alles aufgebaut hatten (bei stolzen 34° Celsius), konnte das Festivalgelände auch schon erkundet werden.

Der einzige Bereich, der noch geschlossen war, war das Arsenal rund um die Mainstage. Alles andere war schon geöffnet und die Besucher standen schon mitten in einem laufendem Festivalbetrieb. Mit Angeboten wie Lesezelte, Yoga und kreativen Workshops konnte selbst am Anreisetag keine Langeweile aufkommen.

Als musikalisches Programm für den ersten Abend entschieden wir uns dazu, dem Höllenschuppen einem Besuch abzustatten. Einem Projekt neben den eigenen Bühnen des Herzberg Festivals, welches mit abgespacten und psychedelischen Klängen zu überzeugen weis. Auch die auf einem DIY-Konzept aufgebaute Deko verlieh dem Schuppen noch einmal ein extravagantes Ambiente.


Zwischen CCR und Konsumkritik – Donnerstag

Der erste offizielle Tag des Herzberg Festivals 2019 startete ganz entspannt – nämlich mit einem Frühstück auf der Burg, welche der Veranstaltung den Namen verlieh und in den wilden Anfangszeiten als offizielle Location fungierte. Im Anschluss wurde das malerische Dorf Breitennach besichtigt, welches sich auch Jahr für Jahr vollkommen von der Stimmung mitreißen lässt. Zwischen den heimischen kleinen Bauernmärkten und spontan jammenden Personen gab es eine Menge zu entdecken.

Pünktlich gegen Mittag ging es zurück zum Gelände, um bei der Eröffnung der Mainstage dabei zu sein. Nach der traditionellen Eröffnung ging es gleich mit LOVE MACHINE los – einer fünfköpfigen Band aus Düsseldorf, welche auf Anhieb mit CCR verglichen wurden. Okay, wenn man so etwas hört stehen die Erwartungen gewaltig hoch. Und was geschah? Sie wurden vollkommen erfüllt. Eine leicht psychedelische Zeitreise, die trotzdem noch den rohen Sound aus den 1970ern mit im Gepäck hatte. Auch das Publikum sang bereits fleißig mit. Somit wurde das Festival ganz im Sinne von Love, Peace & Sunshine eröffnet.

Nach dieser anstrengenden und heißen Eröffnung wurde spontan ein Vortrag zum Thema Konsumkritik und einem nachhaltigeren Lifestyle besucht. Auch hier gebührt dem Festival ein großes Lob – an die Seite der Veranstalter, welche Jahr für Jahr neue Methoden rund um Umweltschutz und Müllvermeidung einführen (Stichwort: wiederverwendbare Kaffee-Becher aus Bambus) und an die Seite der Gäste – welche ständig bemüht sind Infield und Campinground so sauber wie nur möglich zu halten. Im Nachhinein betrachtet kann ich auch dieses Jahr wieder behaupten, dass ich selten auf einem so sauberen Festival war.

Passend zur Dämmerung war es Zeit für YAWNING MAN, welche für jeden Liebhaber des Stoner Rocks zum Pflichtvokabular gehören. Die vierköpfige Gruppe zählen zu den Pioniervätern der Desert Szene und sind seit den Anfängen in Palm Springs mit am Start. Erst diesen Juni veröffentlichten sie ihr letztes Album, welches auf dem Namen „Macedonian Lines“ hört. Wir bekamen bei der Show viel aus dem aktuellen Longplayer zu hören und dennoch blieben die älteren Stücke nicht vernachlässigt. Eine insgesamt sehr gelungene Show.

Kurz bevor der kleine Schreiberling den Tag abhakte und zu Zelt gehen wollte wurde er von einem bunten Licht und hypnotischen Klängen in eine andere Richtung gelenkt. Es war wieder Zeit für die jährliche GOA-Party. Zugegebenermaßen eine nicht so ganz vertretene Richtung auf Stombringer. Nichtsdestotrotz kann so eine kleine Exkursion in andere Klangwelten ja nicht schaden. Resümee? Musikalisch nicht ganz mein Fall, aber hier wurde wieder deutlich, wofür Burg Herzberg steht: Ein Zusammenkommen von verschiedensten Menschen mit Geschmäckern, welche unterschiedlicher nicht sein könnten und trotzdem reibungslos zusammenspielen.

In diesem Sinne – Namaste!

 


1968 Spirit trifft auf modernen Hippie-Kult – Freitag, Samstag und Sonntag

Ein neuer Tag, ein neues Glück mitten im Festival. Während unsere Nachbarn einen morgendlichen Flohmarkt vorbereiteten (was hier keine Seltenheit ist), Tagespläne geschmiedet und Energiebällchen gefrühstückt wurden, erwachte das Festival auch langsam. Naja, auch kein Wunder, dass es bei stolzen 36° Celsius die meisten schon in den frühen Morgenstunden aus ihren Zeltern lockte.

Also wurde ein Buch inklusive kaltes Getränk geschnappt und der Schatten des Lesezelts in vollen Zügen ausgekostet. Hier wurde wieder die Detail-Verliebtheit, die auf dem ganzen Festival herrschte, gut ersichtlich. Wer kommt bitte sonst auf die Idee, eine Schreibmaschine aufzustellen und den Besuchern zu ermöglichen ihre Gedanken so nostalgisch auf ein Blatt Papier zu übertragen?

Auch musikalisch befanden wir uns mittlerweile auf dem absoluten Höhepunkt. Der Tag startete für mich mit ODD COUPLE – Deutscher Krautrock, wo man beim Hören sofort hört, das kann doch nur aus Berlin kommen! Im Gesamtpaket klingt das Ganze, als ob von Synthesizern geprägter Psychedelic Rock ein Kind mit dem frühen Grunge aus den 90er Jahren hätte (Songempfehlung: „Orbit Traveller“). Zum Tagesabschluss ging es auch sehr fuzzy weiter – nämlich mit niemand Geringerem als SONIC DAWN. Eine junge Truppe aus Dänemark, welche mit ihrem neuesten Album internationale Erfolge verbuchen konnte und absolute Woodstock-Vibes verbreitet.

Zum absoluten Highlight kam es am Sonntag, dem letzten Festival Tag, als es endlich Zeit für GRAHAM NASH wurde. Zahlreiche Besucher ließen sich von den kleinen Wolkenbrüchen nicht die Stimmung verderben, als NASH seine Show mit den Worten „Is this Woodstock?“ eröffnete. Sowohl die Althippies, als auch die jüngere Generation schien sich über die Legende zu erfreuen.
Als die Show zu Ende ging hatte ich ein lachendes und ein weinendes Auge. Freudig, weil es sich um einen krönenden Abschluss handelte und weinend, da es für dieses Jahr auch schon wieder vorbei war.

Fazit zum BURG HERZBERG FESTIVAL 2019? Erneut mehr als gelungen. Viele alte Gesichter gesehen, mindestens genau so viele neue, gelacht, getanzt und die vielseitigen musikalischen Darbietungen genossen. Vielseitigkeit war auch dieses Jahr wieder ein wichtiges Stichwort. Egal ob Aussteiger, moderne Hippies, oder Großfamilien. Es fand ein reibungsloser Austausch statt, welcher auf Respekt und Toleranz aufbaut. Und genau das verleiht dem Festival Jahr für Jahr eine ganz besondere Aura.
Gerüchten zufolge kommt jeder der einmal auf dem Berg war, mindestens ein weiters Mal zurück. Ganz in diesem Sinne sind wir gespannt, was uns 2020 in Breitenach erwarten wird.

 

„Du weißt du bist am Herzberg, wenn du statt dem bestellten Curry ein Instrument in die Hände bekommst und Teil einer spontan entstandenen Jam-Session wirst.“
-    Unbekannt

 


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