01.06.2019, OKH, Vöcklabruck

Burn Down The District XXL - 5 Years Of Madness

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 06.06.2019

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#aufgussbitte! Pünktlich am 1. Juni war es wieder soweit: Österreichs heißeste Metalcore-Sauna am Burn Down The District XXL öffnete wieder ihre Pforten! Nach der schweißtreibenden Vorjahres-Ausgabe hat sich der veranstaltende Kulturverein AMH wieder einmal alle Mühe gegeben unter dem Motto „5 Years Of Madness“ zum halbrunden Veranstaltungs-Jubiläum ein ähnlich eskalationsfähiges Paket an Bands zusammenzustellen. Und – was soll man sagen – Unterfangen geglückt! Die heimischen Senkrechtstarter WE BLAME THE EMPIRE durften sich dieses Jahr über die Headliner-Position freuen und auch die im letzten Jahr mit einem wahnwitzigen Abriss auf die Bühnen zurückgekehrten KILL THE LYCAN wurden erneut eingeladen. Insgesamt sieben Bands bemühten sich, ordentlich Bewegung is OKH Vöklabruck zu bringen.


Die drückende Hitze draußen vor der Halle kündigte es schon zum Opener BEFORE ALL GOES DOWN an, dass der Hitzerekord des Vorjahres wohl fallen würde. Vorsorglich wurden dieses Jahr mehrere Windmaschinen an der Decke installiert, um den Dampf gerecht zu verteilen und allen im Raum die Möglichkeit zu geben, am Aufguss teilzuhaben. Die Luftbewegung wurde bereits bei der ersten Band des Abends gebraucht, da sich bereits ein zahlenmäßig überraschend starkes Häufchen an Zuschauern eingefunden hatte, das von den episch-melodischen Metalcore-Klängen von BEFORE ALL GOES DOWN bereits sichtlich angetan wirkte. Eine einzelne Dame im Publikum tanzte sich zu den sphärischen Klängen direkt in ihre eigene Dimension, während der Rest der Zuschauer den vielleicht nicht über die maßen originellen, aber mitreißenden, extrem stark und mit ordentlichem Schub dargebotenen Songs mitwippte und dem Fünfer lauten Applaus spendete.


Im Anschluss widerstand der Berichterstatter kurz dem Drängen, den Herren von ALL YOUR SORROWS eine Packung Hustenzuckerl auf die Bühne zu werfen, so derb wie hier ins Mikrofon geröchelt wurde. Brachialmelodisches von Feinsten brach über das inzwischen zahlenmäßig noch einmal erstarkte Publikum herein, das sich von dem mit angemessenem Schub dargebotenen Geböller schnell mitreißen ließ. Oft im Publikum zugegen, um die Leute von Angesicht zu Angesicht mit derbem Gegrunze zu konfrontieren, konnte der Sänger die Besucher schnell auch zu einem ersten Circlepit animieren, während die Instrumentalisten auf der Bühne zwischen gar lieblichen Melodien und wüstem Geshredder kräftigst Gas gaben. Musikalisch mit sphärischer Schlagseite zwischen brutalen Breakdowns, tanzten ALL YOUR SORROWS gesanglich teilweise sogar an der Grenze zum rabiaten Deathcore, was angesichts der in der Halle schön langsam in die Höhe kletternden Temperaturen ordentlich einfuhr. Lieblichst!


Die Neigung zu Schweißausbrüchen nahm mit der dritten Band des Abends, IN THIS TEMPLE, exponentiell zu. Die Wiener Formation bürgt für Qualitäts-Metalcore mit proggiger Schlagseite, den sie auch im OKH mit lockerer Hand in die Menge zu pfeffern wussten. Mit ihrem vorletzten Auftritt vor einer selbst auferlegten Bühnenpause von noch unbestimmter Dauer, setzten IN THIS TEMPLE ein höchst atmosphärisch dichtes, mitreißendes Statement ins OKH, zu dem die Leute auch entsprechend steil gingen. Lediglich der etwas zu laut abgemischte Sound, der vor allem im vorderen Teil der Halle viele der verspielten Details untergehen ließ, erwies sich als kleiner Spielverderber. Doch die Zuschauer ließen sich davon nicht irritieren und gaben ordentlich Stoff, genau wie die Musiker selbst, die sich, unterstützt von Gast-Shouter Sid (CALL THE MOTHERSHIP, LOST IN ASTORIA), in dem inzwischen Backofenheißen Raum richtig verausgabten. Immer wieder bedankten sich IN THIS TEMPLE für die Unterstützung des Publikums und all ihrer Freunde und Fans, ehe sie sich mit einem letzten Aufbäumen an markanten Riffs unter lautem Applaus von der Bühne verabschiedeten. Jetzt wäre es eigentlich an der Zeit für den ersten Aufguss...


Wer jetzt noch nicht schwitzte, der war entweder aus Asbest oder tot – und selbst jene wären vermutlich angesichts des Auftritts von COUNTERWEIGHT in Flammen aufgegangen oder spontan wieder von den Toten auferstanden. Wie schon einige Monate zuvor festgestellt, blieb den Zuschauern angesichts eines Viehs wie Fronter Taiges mit „ich fress deine Kinder und kotz sie dir wieder vor die Füße-Aura“ auch gar nichts anderes übrig, als das infernalische Gebrüll mit ordentlich Bewegung im Auditorium zu quittieren. Der zeitgleiche Beginn des Champions League-Spiels, welches in der Bar gegenüber übertragen wurde, zog zwar einige Besucher ab, doch dafür eskalierten die Anwesenden vor allem in den vorderen Reihen zu den brachialen Klängen umso heftiger. COUNTERWEIGHT dankten es mit extrem tighter Performance, die nicht einmal von dem auch hier einen Zacken zu lauten Sound eingebremst werden konnte. Lediglich ein kurzer Ausfall der Gitarre, welcher durch den spontan und sympathisch agierenden Sänger gut überspielt werden konnte, bremste COUNTERWEIGHT kurz ein, bevor schon wieder ungebremst und mit ungebrochener Energie weiter auf der Bühne randaliert wurde, dass der Schweiß nur so spritze und die Temperaturen durch die Decke schossen. Während das Publikum, bereits etwas ermattet von der Hitze, lauthals seine Beifallsbekundungen kund tat, säuberte ein kleines Schreiberlein seine Linse von Schweißspritzern und tat den unvermeidlichen Ausspruch: Aufguss, bitte!


Geschätzte 20 Kilo Muskelmasse weniger, aber nicht minder viel Energie brachten KILL THE LYCAN in Form ihres Fronters Chris auf die Bühne, dem die Zuschauer vom Fleck weg geradezu aus der Hand fraßen. Nach der bereits bei COUNTERWEIGHT eskalativen Stimmung, setzten die Wiener mit feiner Balance aus Melodie und Härte noch einen drauf und das quasi vollzählig anwesende Publikum im ziemlich vollen OKH ging einfach nur noch steil. Immer auf Tuchfühlung mit den Besuchern, durfte so mancher Sangeskollege im Verlaufe des Auftritts in Chris' Mikro husten, während einige rabiate Moshpits in der Halle tobten und es mit Fortdauer der Show begann, von der Decke zu tropfen. Alleine zum Luft schnappen traute sich angesichts der mitreißenden Show niemand vor die Türe, während KILL THE LYCAN Song um Song ins Auditorium pfefferten. Gegen Ende der Show brachen schließlich alle Dämme und Fronter Chris wurde vom Publikum sogar auf Händen getragen, von wo aus er, mit verschmitztem Grinsen, die letzten Zeilen eines selten so intensiv erlebten Gigs in die jubelnde Menge unter ihm schmetterte. Jetzt aber! Aufguss! Sofort!


Etwas auf verlorenem Posten standen danach die italienischen Gäste von DEAD LIKE JULIET, die das von den beiden vorhergehenden Bands ziemlich zerstörte Publikum leider nicht in voller Stärke vor der Bühne versammeln konnten. Etwas mehr in Richtung straighten Hardcore gehend, gaben die Italiener jedoch unbeirrt Gas und lieferten eine mitreißende Show ab, die mit streckenweise ganz schön brutalen Breakdowns ordentlichen Druck entwickelte. In den vorderen Reihen ging bei DEAD LIKE JULIET ordentlich die Post ab, während sich die Masse im hinteren Bereich, sichtlich angeschlagen vom Programm zuvor, eher zurückhielt. Eine kleine Wall Of Death war dann aber, zur Freude der Musiker, doch drin und es zeigten sich auch so einige Leute beeindruckend Textsicher. So ernteten auch DEAD LIKE JULIET für ihren starken Auftritt lauten Applaus, wenngleich der Abrissfaktor von zuvor nicht erreicht werden konnte. Bittebitte, jetzt ein Aufguss! Wenigstens ein kleiner!


Keiner? Nun denn, dann auf zur letzten Saunarunde mit WE BLAME THE EMPIRE, denen schon im Backstagebereich vor der Show der Schweiß auf der Stirne stand – wie übrigens auch allen weiteren Besuchern im OKH, selbst jenen, denen es normalerweise nicht heiß genug sein konnte. Was dann folgte, war der Abriss mit Anlauf und Ansage. Als Borsti und Co. die Bühne enterten rasteten die Zuschauer einfach nur komplett aus und ließen sich die gesamte Show über nicht mehr von ihrem Eskalationslevel herunter holen. Schlag auf Schlag prasselten die mitreißenden Songs auf die feierwütige Meute ein, während des Schreiberlings Lieblings-Brülläffchen Borsti die Zuschauer nach Belieben dirigierte. Egal ob es nun ein schräges Cover („Hey Mama“) war, neue Abrissbirnen („Silhouette“) oder Hymnen wie „Broken Home“, es wurde beständig geschrien, gehüpft und applaudiert, heftigste Circlepits tobten in der Halle und die unvermeidliche Wall Of Death schlug eine Schneise der Vernichtung in die ungebrochen motivierten Zuschauer, bei denen der Schweiß in Strömen floss. Genauso wie auf der Bühne, wo man fast Angst haben musste, dass früher oder später, trotz literweisem Wasserkonsum, jemand angesichts der wahnwitzigen Temperaturen umkippen könnte. Die bereits zuvor auf der Bühne gesichteten Gesangeskollegen Chris (KILL THE LYCAN) und Sid (CALL THE MOTHERSHIP, LOST IN ASTORIA) durften bei einigen Songs wieder im Duett mit Borsti brüllwürfeln und auch so einige Besucher sahen sich unvermittelt mit einem Mikro vor ihrer Nase konfrontiert und plärrten herzhaft hinein. Was für ein verdammter Abriss und wer hätte gedacht, dass es nach dem Vorjahr NOCH heißer im OKH werden konnte?!

So war es nicht weiter verwunderlich, dass ein Teil des Publikums zum Akustik-Set im Zugabenteil die Segel strich und aus der stickigen Halle (die Hölle hat angerufen, sie möchte ihre kuschelige Atmosphäre zurück!) flüchtete, um in der kühlen Nachtluft den Kreislauf wieder einzurenken. Das war unter Strich natürlich schade, doch man merkte einfach, dass viele Leute die getragene Akustik-Performance zwar goutierten, aber einfach keine Kraft mehr hatten, beziehungsweise diese für den letzten Song des Sets aufsparten, der noch einmal mit voller Gewalt über das OKH hereinbrach und das letzte Bißchen an Energie aus Band und Zuschauern presste. Wer sich noch nicht in der Hitze des Gefechts das Shirt vom Leib gerissen hatte, der tat es spätestens jetzt auf die Aufforderung Borstis hin, um den Dunst mittels Wedelbewegungen wie in der Sauna gerecht zu verteilen. Aufguss, bitte! Aufguss, bevor hier noch einer verreckt!


Was für ein Abend. Schlag auf Schlag, sieben Bands ohne einen einzigen Ausfall prasselten auf die Zuschauer nieder, die, mit kleineren, situationsbedingten Ausfällen, wirklich alles gaben. Wenn jedes Konzert diese Energie transportieren könnte, die an diesem Abend im OKH Band und Publikum zu wahren Höchstleistungen anpeitschte, wir wären alle hoffnungslos süchtig. Ach, hoppla, sind wir ja sowieso.
 

Stormbringer dankt erneut für die Einladung zum Gruppensaunieren und freut sich bereits auf die nächste schweißtreibende Ausgabe von Österreichs heißestem Metalcore-Event. Man reiche mir das Handtuch. #aufgussbitte!

Alle Fotos aus der OKH-Sauna findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.


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