24.5.2019, ((szene)) Wien, Wien

ARAGO + GRIM JUSTICE + AVEM

Veröffentlicht am 02.06.2019

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Rockmusicals bzw. Rockopern fristen allgemein ein Nischendasein, vor allem in Österreich. Die Niederösterreicher ARAGO gingen einen Schritt weiter, sie veröffentlichten vor knapp zwei Jahren ein sogenanntes „Drametical“, ein originelles Wortspiel zusammengesetzt aus Drama, Metal und Musical. Vertont wurde die Legende vom Fliegenden Holländer, dem verfluchten Kapitän, der auf ewig auf seinem Geisterschiff segeln muss und nur durch die Liebe einer Frau erlöst wird. Das Album erhielt sehr gute bis ausgezeichnete Kritiken und spricht in Folge des Abwechslungsreichtums sowohl Hardrockfans als auch gestandene Metaller und auch Progliebhaber an. Natürlich sollte das Werk auch auf die Bühne gebracht werden und darauf arbeiteten die Musiker seit einiger Zeit hin. Die Rollen der Senta und des Holländers mussten neu besetzt werden. Als Location der Uraufführung wurde die ((szene)) in Simmering ausgesucht und auch ein Erzähler mitgebracht, der die einzelnen Szenen mit sonorer Stimme vorlas. Zum besseren Verständnis der Geschichte wurden auch schön gestaltete Flyer verteilt.

Pünktlich eröffnet Narrator Andrew Pullen den Abend, schnell wurde die anfängliche Nervosität abgelegt und das Publikum in den Bann des Dramas einbezogen. „Leaving“ mit dem großartigen Wechselgesang Senta – Vater Dahland ist gleich der erste Höhepunkt. Starke Power Metalsongs mit bombastischen Keyboardklängen und treibenden Schlagzeugrhythmen, verspielte mit wunderbaren Gitarrensoli gespickten Balladen, progressiv-metallische Instrumentals, melancholische, mit viel Pathos und schönen melodischen Gesangslinien gespickten Songs wechseln einander ab und erzeugen eine perfekte theatralische Dynamik der auf sechs Kapitel aufgeteilten Geschichte. Alle Protagonisten geben ihr Bestes, Angela Mitterhofer überzeugt trotz relativ kurzer Probenzeit als Senta und brilliert vor allem in den Dialogen mit Andy B. Barna, der ihren Vater mit viel Routine verkörpert. Auch Mario Coloini als Captain des fliegenden Holländers fügt sich bestens ins eingespielte Ensemble ein, Hauptkomponist Andreas Senkl sorgt an den Keyboards für die perfekte musikalische Untermalung, Gitarrist Jürgen Dvoracek spielt sein Instrument so gefühlvoll, dass es wie eine vierte Stimme klingt. Bassist Thomas Kleinander und Drummer Wolfgang Köppel stehen (bzw. sitzen) buchstäblich wie Felsen in der Brandung der sieben Meere. Das ruhige, sentimentale “Light Of My Life“ beschließt einen dramatischen und bemerkenswerten Abend. Als Zugabe gibt’s noch Kurzfassungen dreier Highlights („Cursed“, „Primevil“, „Light Of My Life“). Eine Blitzumfrage unter den Premierenbesuchern ergab durchwegs Begeisterung. Von der musikalischen Qualität gehört meiner Meinung nach „The Flying Dutchman“ unbedingt mit Kostüm und Bühnenbild  aufgeführt.

 

Fotocredits:
Ursula Obermeier (Foto 1 und 3)
Thomas Schmid (Foto 2 und 5)
Manuela Fekonja (Foto 4)


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