06.04.2019, OKH, Vöcklabruck

Metalnight Outbreak OKH Vol. 4

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 11.04.2019

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Es ist April und wir sind wieder einmal im OKH Vöcklabruck zu Gast – ganz klar, die nächste Ausgabe der Metalnight-Outbreak-Veranstaltungsreihe steht auf dem Plan! Acht Bands aus allen stilistischen Sparten der Alpenrepublik standen wieder einmal bereit, um den zahlreich erschienenen Besuchern ordentlich eins überzubraten. Dabei präsentierte sich das „kleine“ oberösterreichische MNO musikalisch so vielfältig wie selten, durfte man sich doch über einen ausnehmend bunten Strauß an Klängen, von schmissigem Alternative bis knackigem Core und von kernigem Heavy Metal bis Blastbeat-Gekeife, freuen. Zwar versammelte sich durch die unterschiedlichen Stilrichtungen das Publikum nie in seiner Komplettheit vor der Bühne, doch das OKH zeigte sich dennoch bei so gut wie jeder Band kommod etwa halb gefüllt, was der allgemeinen Stimmung des Abends sehr zuträglich war.


Bereits bei ABADDON CODEX tummelte sich eine starke Anzahl an Zuschauern vor der Bühne, die sich von den progressiv-todesmetallischen Klängen gleich zu Beginn das Gehör ordentlich durchwalken ließen. Böllernder, gut abgemischter Sound setzte die Türme an Gitarren, gepaart mit fein gesetzten Symphonik-Einlagen, perfekt in Szene und während sich die Gitarristen an ihren mit auffällig vielen Saiten ausgestatteten Äxten die Seele aus dem Leib shreddeten, schwangen die ersten Zuschauer schon hingebungsvoll die Matten. Dazu noch amtliches Geplärre und fertig war der perfekte Opening Act, der die Messlatte hinsichtlich Härtegrad gleich einmal an die Deckenoberkante gehängt hatte. Für das erst kürzlich erfolgte Live-Debüt (wir berichteten aus der Zuckerfabrik) war das schon ein ordentlicher Hammer, den die fünfköpfige Krawallbrigade da am frühen Abend in den Raum stellte.


Auch THIS LAST WORLD feierten ein Debüt – und zwar ihren ersten Auftritt unter neuem Bandnamen, da erst kürzlich mit Ankündigung eines brandneuen Albums der alte Name ASHES TO DUST zu Grabe getragen wurde. Wegen technischer Probleme beim Aufbau und daraus resultierendem verspäteten Beginn mussten die aus dem oberösterreichischen Zentralraum stammenden Herren zwar ihr Set ein wenig einkürzen, doch die Zuschauer störten sich daran nicht im Geringsten. Irgendwo zwischen hymnischem Melodic Death und g'schmackigen Core-Eruptionen fuhren THIS LAST WORLD ein ordentliches Brett an modernen Klängen auf, das beim Publikum gut landen konnte und nach der progressiven Breitseite zuvor vergleichsweise leicht verdaulich wirkte. Das knallte schon ziemlich gut, was THIS LAST WORLD da an diesem Abend ins Auditorium schossen – man darf gespannt sein auf das Ende April erscheinende Album „The Wasteland“! Die am 27. April stattfindende Releaseshow lassen wir uns natürlich auch nicht entgehen...


Nachdem die Zuschauer inzwischen angemessen aufgewärmt waren, konnten sich KENDRA quasi ins gemachte Nest setzen und gehörig abräumen. Wer angesichts der adrett über die Bühne tänzelnden Sängerin dem Irrglauben aufsaß, es würde nun Schunkelmusik auf die Ohren geben, der wurde gewaltig getäuscht – im härteren Eck klassischen Heavy Metals angesiedelt, lieferten KENDRA eine energiegeladene Show ab, die das Publikum vom Fleck weg mitzureißen vermochte. Dass der Bassist in seinem überbordenden Posingexzess vor Begeisterung im Verlaufe des Gigs sogar eine Monitorbox von der Bühne kickte, nahm der Berichterstatter schmunzelnd zur Kenntnis und beutelte wie viele im Zuschauerraum ausgiebig das Köpfchen zum schmissigen Liedgut der Linzer. Eine angenehme Mischung aus Cleangesang und kräftigem Geschrei der sympathischen, nicht minder bewegungsfreudigen Frontfrau sorgte im Verein mit starker Vorstellung an den Instrumenten für großen Spaß bei allen Anwesenden!


Im Anschluss machten sich BEFORE WE GET BURIED auf der Bühne breit und gaben den Besuchern deftigen Metalcore auf die Nüsse. Alsbald bildete sich auch schon der erste Moshpit des Abends, in den sich Sänger Stefan mit Begeisterung höchstselbst warf, um die Beteiligten Aug in Aug anbrüllen zu können. Dass der Cleangesang, wie bereits bekannt, noch immer ein wenig in Schräglage hing, darauf wollen wir an dieser Stelle gar nicht mehr groß herumreiten, denn abgesehen von diesem kleinen Schönheitsfehler beherrschen BEFORE WE GET BURIED ihr Handwerk aus dem Effeff. Was man auch anhand der durchwegs begeisterten Rückmeldungen der Zuschauer, die der Truppe, die überdies an diesem Abend noch einen brandneuen Song vorstellte, fleißig Applaus spendeten, ersehen konnte. Gut gemacht!


Weiter im Programm ging es mit CURIOUS aus Steyr, die im Vorjahr ihr Debütalbum „Symmetry Of Life“ aus der Taufe gehoben hatten und dem hiesigen Berichterstatter am Metalnight Outbreak zum ersten Mal vorstellig wurden. Neugierig auf die versprochene abwechslungsreiche Kost, wurden CURIOUS zunächst etwas skeptisch beäugt. Tatsächlich zeigte sich das Liedgut der fünf Steyrer als stilistisch sehr weit gefächert, mit alternativen und progressiven Untertönen, doch deutlich im Nu Metal verwurzelt, was durch ein dargebotenes LIMP BIZKIT-Cover unterstrichen wurde. Leider standen sich CURIOUS dabei jedoch, trotz starker Darbietung an den Instrumenten, gerade in den progressiven Momenten ein wenig selbst im Weg, sodass sich kein wirklicher Fluss einstellen wollte und man das Gefühl hatte, die Band quäle sich mehr durch ihr Set. Zwar konnten CURIOUS auf die sympathische Präsenz ihres Sängers bauen, der, trotzdem nicht immer jeder Ton perfekt saß, die Band äußerst professionell über eine kurze, durch eine gerissene Gitarrensaite erzwungene Pause hinüberrettete, doch unterm Strich wollte der zwar gut groovende, aber nicht wirklich zwingende Auftritt beim Publikum nicht wirklich auf fruchtbaren Boden fallen. Die Reihen der Zuschauer lichteten sich zusehends und auch der Beifall fiel letztendlich leider überschaubar aus.


Doch spätestens bei VERTILIZAR standen die Besucher zahlenmäßig wiedererstarkt bereit, um sich die in letzter Zeit mit zunehmender Begeisterung aufgenommene Alternative/Grunge-Mischung munden zu lassen. Und was soll man sagen, wieder fielen die schmissigen Titel des Vierers sofort auf fruchtbaren Boden und es wurden alsbald die bereits bekannten Songs der Debüt-EP inbrünstig mitgeschmettert. Pointiert und mit sichtlichem Spaß auf der Bühne vorgetragen, konnten VERTILIZAR einmal mehr die Herzen der Zuschauer im Sturm erobern. Neben bekannten Titeln fand sich auch der kürzlich veröffentlichte neue Titel „With You“ im Programm, der bereits von gar nicht wenigen Leuten überraschend textsicher mitgesungen wurde und zum Drüberstreuen gab es als Zugabe auch noch den unveröffentlichten Song „Victory“ auf die Ohren. Spiel, Satz und Sieg – VERTILIZAR konnten einmal mehr beweisen, dass Grunge alles andere als tot ist und sich nebenbei auch noch über mit den größten Publikumszuspruch und den lautesten und anhaltendsten Schlussapplaus freuen.


Die ersten kreischenden Groupies vor der Bühne zeigen es an – Österreichs Post-Hardcore-Flaggschiff und Headliner des Abends, ALL FACES DOWN, laufen ein! Ohrwurm-Hymnen am laufenden Band, starke Show, fetter Sound – was will man mehr? Ja, was eigentlich? Woran lag es, dass die Wiener trotz wie immer energiegeladener, mitreißender Show nicht so recht zünden wollten und mit weniger Zuschauern als die lokalen Senkrechtstarter zuvor auskommen mussten? Im Vorjahr beim Burn Down The District feierte man an gleicher Stelle noch eine schweißtreibende Saunaparty – im Vergleich dazu hatte sich bei ALL FACES DOWN allerdings, auch Setlist-technisch, nicht viel verändert. Der einzige „neue“ Song, „Grit“, hat inzwischen auch schon wieder über ein Jahr auf dem Buckel. Es wäre vielleicht doch mal an der Zeit für etwas Neues, bevor der über die letzten Jahre durch bockstarke Auftritte gutgemachte Boden wieder schwindet – wie man an diesem Abend im OKH leider schon bemerken konnte. Ja, auch das kleine Schreiberlein, bekennender Fan der Truppe, deren Album „Forevermore“ zu einem in der persönlichen Playlist meistgespielten des letzten Jahren zählte, kam nicht umhin festzustellen, dass sich eine gewisse Routine und Abnutzung bemerkbar machte. Also, Gas geben Burschen, bevor ihr von den Newcomern noch paniert werdet!


Genau das passierte dann aber im Nachgang, zum Late-Night-Act WELTENBRANDT, die im Vorjahr an gleicher Stelle unter enormem Publikumszuspruch ihr Livedebüt gaben. Hatte man die Befürchtung, dass die meisten Leute bereits abgewandert wären, standen zum Auftritt der lokalen Post-Black-Durchstarter die Zuschauer stramm und in fast vollzähliger Menge vor der Bühne. Und - was soll man sagen – der Auftritt geriet zum wahren Triumphzug. Trotzdem die knuffigen Burschen auf der Bühne so gar nicht schwarzwurzelig aussahen und sich für den Gig auch um einem Ersatz-Drummer umsehen mussten (Andreas Krempler, Mastermind von HEIDNIR), gingen die Leute zum melodisch-melancholischen Liedgut so dermaßen ab, wie man es bis dato nur selten gesehen hatte. Einnehmende Atmosphäre jagte den Zuschauern in den fragilen Akustikpassagen eine Gänsehaut über den Rücken, während zu den harschen, von elegischen Gitarrenläufen unterlegten Blastbeat-Attacken ausgiebigst das Haupthaar geschüttelt wurde. Die knappe halbe Stunde, die den gesamten bis dato vorhandenen musikalischen Umfang von WELTENBRANDT darstellte, ging viel zu schnell vorüber und wurde von den Besuchern einhellig mit größter Begeisterung und tosendem Applaus quittiert. Der einhellige Tenor des Abends lautete: WELTENBRANDT hätten einfach ihr komplettes Set noch einmal abspulen können! Es wird wirklich spannend sein zu sehen, ob und wie der Vierer den Erfolg seines Debüts fortführen kann!

Eine erweiterte Galerie des Abends findet ihr, bei Interesse, wie immer bei Images Of Pain And Pleasure.

P.S.: Danke an den edlen Schoko- und Eistee-Spender, der ein kleines Schreiberlein aufrecht hielt! Bussi!


WERBUNG: Hard
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