05.04.2019, MARK.freizeit.kultur, Salzburg
GROZA + ABYSS + HEIDNIR + LICHTBLICK
Der Frühling kommt, alles grünt und blüht und ist am Erwachen – ja pfui Teufel! Wie soll man da seine Leichenblässe pflegen und seinen Menschenhass kultivieren? Wer das so oder so ähnlich sah, der fand sich am Freitagabend im Mark Salzburg ein, um dunkeldüsteren Klängen zu lauschen und der misanthropischen Raserei zu frönen. Fast war der Berichterstatter versucht, angesichts der lauen Frühlingstemperaturen und der konterkarierenden, eisig kalten Musikdarbietung eine (viel gewünschte) Fortsetzung der surrealen Konzert-Horror-Story (Teil 1 und Teil 2) zu verfassen, doch die Muse wollte das kleine Schreiberlein in dieser Hinsicht nicht so recht küssen. So schüttelte es zu den rabiaten Klängen von vier Bands ausgiebig das Haupt und blieb bei seinen Leisten, aka normalen Berichten.
Es war doch ein erkleckliches Häufchen an Zuschauern, das sich zum abendlichen Ritual einfand, sodass das Mark sich als gut gefüllt präsentierte. Um die ganze Finsternis ein wenig aufzulockern, bekam am Einlass jeder Besucher als Kennzeichen seiner Zugehörigkeit ein (natürlich schwarzes!) Herzchen auf die Hand gemalt – herzallerliebst und genau der Humor des Berichterstatters! Da konnte doch eigentlich gar nichts mehr schiefgehen, oder?
Zumindest startete das musikalische Programm mit einem LICHTBLICK – im übertragenen Sinne des Bandnamens jedenfalls. Denn Licht gab es bei LICHTBLICK nur wenig, weder auf der Bühne mit schummerroter Beleuchtung noch musikalisch, erwies sich doch der zähe Monolith aus finsteren Klängen als reichlich schwer verdaulich. Die schleppenden Titel schlugen einen wortwörtlich zu Boden, ließen mit kurzen Eruptionen elegischer Gitarren und Blastbeat-Attacken Hoffnung aufkeimen, nur um den Hörer dann wieder umso brutaler mit Zeitlupen-Passagen in den Staub der Unendlichkeit zu treten. Die Gesichter halb schwarz bemalt und entrückt über die Bühne wankend, gaben sich LICHTBLICK große Mühe eine tiefschwarze, suizidale Stimmung aufzubauen, scheiterten aber trotz, oder gerade wegen der überbordenden Hingabe daran, diese inmitten ansonsten solider musikalischer Leistung adäquat zu transportieren. Viele Zuschauer schienen sich der düsteren Performance nicht so recht erwärmen zu können und wanderten ab, sodass LICHTBLICK ihr Set vor einem deutlich zusammengeschmolzenen Häufchen an Betrachtern beenden mussten.
Bei den Landsleuten von HEIDNIR, brav gecorpsepaintet, sprang der Funke im Anschluss jedoch sofort über. Klassischer, durchaus melodisch orientierter Schwarzmetall mit breiten Gitarrenwänden, rassigen Blastbeats und infernalischem Gekeife vom musikalischen Mastermind persönlich füllte das Mark aus und animierte alsbald die ersten Leute dazu, die Haarpracht kreisen zu lassen. Dass man während des Aufbaus vergessen hatte, die Snare des Schlagzeugers mit einem Mikrofon auszustatten machte es zwar für den Mann an der Schießbude etwas hart, doch das schien den Zuschauern im allgemein etwas suboptimal abgemischten (aber zumindest nicht zu lauten) Sound nicht wirklich aufzufallen. Das stimmige Setting in der Verbindung aus rasenden Klängen und starker Bühnenpräsenz sorgte dafür, dass die Zuschauer kräftig mitgingen, lauten Applaus spendeten und sogar gerne noch etwas mehr von HEIDNIR gehört hätten. Jedoch hinkte der Zeitplan zu diesem Zeitpunkt schon etwas hinterher, weshalb die Bühne schon für den nächsten Act geräumt werden musste.
ABYSS aus Deutschland fuhren danach gleich das nächste Brett auf. Irgendwo zwischen Black und Death Metal mäandernd, schob der Sound trotz ein paar Schwächen im Mix ziemlich brutal die Meute vor sich her. Aufbauend auf einem gewissen melodischen Grundton, rifften sich ABYSS mit Hingabe durch ihr Programm und konnten sowohl musikalisch als auch, dank mit wandelbarem Organ ausgestattenem Sänger, gesanglich überzeugen. Ein paar technische Probleme an einer der Gitarren kurz vor Ende des Sets fielen nicht mehr wirklich ins Gewicht – der deutlich angeschwärzte Todesstahl der Deutschen kickte gut und ließ das Publikum hocherfreut und zufrieden zurück.
Es war bereits zu sehr fortgeschrittener Stunde, als dann endlich die Kapuzenträger von GROZA die Bühne erklommen und ihr augenscheinlich sehnlich erwartetes Live-Ritual zelebrierten. Trotz überschrittener Datumsgrenze waren die Zuschauer vollzählig anwesend geblieben und beutelten zu der stoischen, ritualisierten Performance des Vierers ausgiebig die Schädel. Rasender, kantiger Schwarzmetall, nun mit etwas klarerem Mix, walzte sich durch das Mark und hämmerte mit Vehemenz auf die Besucher ein, von denen sich nicht allzu wenige bereits im Vorjahr von GROZA ein paar Kilometer weiter in der Rockhouse-Bar die Flimmerhärchen massieren ließen. Zeigte sich das kleine Schreiberlein bereits zum damaligen Zeitpunkt beeindruckt von der kalten, mystischen Inszenierung, so darf an dieser Stelle festgehalten werden, dass GROZA ihre Bühnenpräsenz mit sorgsamen Understatement, fernab von allzu theatralischem Gehabe, inzwischen noch besser beherrschen. Der musikalische Hammer von GROZA sauste hernieder und ließ im Mark nur noch verbrannte Erde zurück – richtig stark was hier abging, wenn da bei GROZA nicht noch weitaus mehr drin ist! Man darf gespannt sein!
Weitere Abbildungsversuche der Gestalt gewordenen Finsternis im Mark findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.