01.03.2019, Zuckerfabrik Enns, Enns

Open Stage: THE MORPHEAN + GRÖBÄR + WELTENBRANDT + ABADDON CODEX

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 06.03.2019

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„Only austrian steel!“ hieß es Anfang März in der Zuckerfabrik von Enns, als bei der dortigen Open Stage unter dem Motto „Macht doch was ihr wollt!“ vier locale Metal-Acts die Wände zum Wackeln brachten. 40 Minuten hatte dabei jede Band zur Verfügung, die zugegebenermaßen nicht übermäßig zahlreich erschienenen Interessierten zu überzeugen. Auch ein kleines Stormbringer-Schreiberlein ließ sich nicht allzu lange bitten, sich mal kurz ein Stündchen in den fahrbaren Untersatz zu werfen, um sich das Schaulaufen der oberösterreichischen Metalszene nicht entgehen zu lassen.


Mit ABADDON CODEX, die an diesem Abend nach bereits mehreren Jahren des Bestehens ihren Bühneneinstand feierten, gab es die komplexesten Klänge gleich zu Beginn des Abends auf die Nüsse. Vermisste man auf der im Vorjahr veröffentlichten EP „The Human Parasite“ noch ein wenig den klanglichen Druck, so entwickelte der symphonisch-progressive Todesstahl (leichte Parallelen zu den kürzlich mit Macht zurückgekehrten THIRDMOON sind nicht ganz von der Hand zu weisen) bei seiner Live-Premiere in Enns kräftigen Schub. Um nicht gar zu sagen, der amtlich böllernde Live-Sound schmeichelte den gekonnt arrangierten Titeln gehörig, sodass sich gleich die ersten Besucher befleißigt fühlten, ihre Nacken zu den treibenden Klängen des Schlagwerks und den Türmen an sägenden Gitarren (wenn die Gitarrenfraktion mit Sieben- und Achtsaitigen Äxten anrückt, weiß man schon was man zu erwarten hat...) ordentlich zu strapazieren, während sie von todesverachtendem Gegurgel (kurzzeitig inklusive Gastgebrüll von GRÖBÄR-Oberbär Kevin) in Grund und Boden gebrüllt wurden. Eine mehr als gelungene Premiere, hoffentlich darf man ABADDON CODEX in Zukunft öfter auf den Brettern die die Welt bedeuten gastieren sehen!


Als nächstes prügelten WELTENBRANDT den Zuschauern ihre mehr als gelungene Debüt-EP „Schöpfung“ um die Ohren. Im atmosphärisch-post-schwarzmetallischen Universum angesiedelt, ließen Bernie und seine Mannen nichts anbrennen und warfen den Besuchern ihre hymnisch-melancholischen Stücke mit lockerer Hand entgegen. Lediglich der Sound hätte, zugunsten der Klarheit, vor allem der fragilen Akustik- und Klavierpassagen, die von den kreischenden Gitarren leider zu oft aufgefressen wurden, etwas leiser ausfallen können. Dem Publikum war's aber herzlich egal, denn die gebotene halbe Stunde musikalischer Entführung in zwischen herzzerreißender Melancholie und hasserfülltem Gegeifer mäandernder Post Black Metal Welten entfaltete ihre Wirkung – die Rüben wurden geschüttelt und die vier Buben konnten sich über kräftigen Applaus freuen!


GRÖBÄR (am Metalnight Outbreak 6 mussten die Linzer zuletzt kurzfristig absagen) bescherten dem kleinen Schreiberling nicht nur aufgrund des Bandnamens ein Zucken im Mundwinkel, sondern auch wegen des vom Berichterstatter diagnostizierten Haarfetischs von Oberbär Kevin, der sogar seinen Sechssaiter-Bass mit kleidsamem Fellhöschen ausgestattet hatte. (Im Ernst, ich feiere das!) Konzeptuell 1A, konnten GRÖBÄR auch akustisch überzeugen, mit kantig dahinhackendem, groovigen Liedgut, das fett nach vorn stampfte, aber auch bisweilen mit kernigen Uptempo-Eruptionen ordentlich Dampf unterm Hintern machte. Hingebungsvoll vorgetragen, konnten sich auch die Zuschauer schnell für GRÖBÄR erwärmen und spendeten fleißig Applaus. Dennoch mussten die vier Linzer ihr Set etwas früher als geplant beenden, da einer der Gitarristen aufgrund von Problemen mit dem Handgelenk nicht mehr weiterspielen konnte. Gute Besserung an dieser Stelle – wir sehen uns live bestimmt wieder!


Zum finalen Abriss des Abends luden dann THE MORPHEAN, ebenfalls aus Linz, bei denen man zunächst fast Zuschauerschwund befürchtete, doch der Fünfer schaffte es, mit feiner musikalischer Klinge lockend und brutalen Riffs tretend, die Besucher schon nach kurzer Zeit wieder vollzählig vor der Bühne zu versammeln. Mit zwei neuen Songs im Gepäck (darunter die kürzlich veröffentlichte Single „Alpha“) lieferten THE MORPHEAN eine enorm starke Show ab, die, zwischen ekstatischem Gehampel von des Berichterstatters Lieblingsbrüllwürfel und Bandscheibenverachtenden Moves des Bassisten, mit melodisch-progressivem, in modernen Gewässern schipperndem Todesstahl-Songs amtlichen Druck auf dem Trommelfell entwickelte. Entsprechend begeistert zeigten sich auch die Zuschauer, die hartnäckig eine Zugabe forderten und die Band schließlich auch dazu überreden konnten, ihre Instrumente noch einmal einzustöpseln und kurzerhand einen der beiden neuen Songs noch einmal zum Besten zu geben – unter entsprechend lautem Applaus!
 

Das Einzige was an diesem Abend fehlte, wären etwas mehr Besucher gewesen. Jede einzelne der Bands hätte sich deutlich mehr Zuschauer verdient gehabt, die das Herzblut mit dem hier zu Werke gegangen wurde auch zu schätzen wissen. Deshalb an dieser Stelle wieder einmal der Aufruf – bevor ihr euch in irgend einer plastikverseuchten Hipster-Bude einen Cocktail um eine zweistellige Summe reinpfeift, geht um das Geld lieber in die nächstbeste Konzertlocation, wo ihr um die gleiche Kohle vier alles andere als schlechte Bands um die Ohren geblasen bekommt – und das Bier dazu geht sich auch noch aus! Traut euch, es tut nicht weh!

Eine erweiterte Fotogalerie aus Enns findet ihr wieder einmal bei Images Of Pain And Pleasure.


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