05.02.2019, Rockhouse-Bar, Salzburg

JUCIFER + ANDERWELT

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 08.02.2019

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Auch wenn es Dienstag Abend war, klirrende Kälte draußen nicht unbedingt zum vor die Türe gehen einlud und das lockere Programm aus zwei Bands recht kontrastreich war – es verirrte sich dennoch ein Häufchen Unentwegter in die Salzburger Rockhouse-Bar, um sich gepflegt den akustischen Pfeifenputzer durch die Gehörgänge zu schmirgeln.


Dabei begann das Programm mit ANDERWELT aus Linz vergleichsweise sanft und atmosphärisch, vielleicht ein wenig düster, mit einem Beamer als einziger Lichtquelle auf der Bühne, doch qualitativ höchst hochwertig. Klarer Sound, in dem man sich lediglich die zwischen Melancholie und Aggressivität pendelnden Vocals von Sänger Phil etwas lauter gewünscht hätte, brachte das abwechslungsreiche Liedgut des Fünfers wunderbar zur Geltung. Mit fallweise elektronisch verzerrtem Cello (!) kreierten ANDERWELT eine spannende Atmosphäre in der Bar, die dazu einlud sich gänzlich in ihre komplexen, dynamischen Klangwelten fallen zu lassen. Von atmosphärischen, fließenden Parts über stampfende, gar doomige Passagen, bis hin zu emotionsgeladenen Eruptionen spannte sich die Bandbreite der Linzer, die das leider nicht übermäßig zahlreiche Publikum vielfach abholen konnten. Durchwegs im zweistelligen Minutenbereich, ließen ANDERWELT ihren Songs Zeit, sich zu entfalten und zu wirken, was von den Zuschauern auch entsprechend goutiert wurde. Auch ein kleines Schreiberlein lauschte fasziniert den stilistisch vielfältigen Klängen, die sich zu einem mitreißenden Klangerlebnis verquickten. Ein extrem spannendes Konzept, das die Linzer da auf die Beine gestellt haben, das vielleicht in der Livesituation im ersten Moment etwas schwer verdaulich wirkt, doch nachhaltig im Gedächtnis zu verbleiben mag. Stark!


Nach dem heimatlichen Verwöhnprogramm waren JUCIFER vor allem eines: laut. Und zwar sehr. Gänzlich ohne PA-Unterstützung – das einzige, das der Tontechniker an diesem Abend zu tun hatte, das war ein bißchen Mikrofoninput in die infernalische Wand an Krach zu mischen, die das motivierte Ehepaar (!) aus ihrer Verstärkerwand in die Bar böllerte. Dennoch ging das gelegentliche, reichlich angepisst klingende Gehuste der Dame im Gemenge der undefinierbaren Geräusche größtenteils unter. Bis auf das eine oder andere durchaus lässige Riff, das sich kurz aus dem tonalen Sündenpfuhl erhob, konnte man bei JUCIFER genau keine Eckpunkte erörtern – es kreischte, fiepte und brüllte in einer Intensität in der Bar, wie man es hier selten erlebt hatte. Vielleicht lösen JUCIFER einfach auf diese Weise ihre Eheprobleme – kann man auch mal machen. Die Zuschauer folgten dem Treiben auf der Bühne jedoch fallweise etwas konsterniert, wussten doch so einige in der mageren Kulisse nicht so recht, was sie von den markerschütternden sludgigen Tönen halten sollten. Vor allem, da der Sound kontinuierlich einfach nur zu laut war. Wenn man es wirklich laut haben möchte, kann man ja auch auf den nächsten Flugplatz gehen und dort in inniger Umarmung mit einem Düsentriebwerk seine Gehörorgane töten. Hat in ungefähr den gleichen Effekt wie JUCIFER – der Klang wäre vermutlich auch ähnlich, macht aber wahrscheinlich weniger Spaß als diese exorbitante Abrissorgie, die da eine Schneise in die Flimmerhärchen der Gehörgänge aller Anwesenden schlug. Ja, hamma das also auch einmal gesehen, äh, gehört.

Wer jetzt seine Ohrenstöpsel zuhause vergessen hatte und mit klingelnden Ohren aus der Bar in die frostige Nacht torkelte, der hebe die Hand! Ich war's nicht...

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