31.12.2018, Club 23, St. Pölten

METALSILVESTER CHAPTER 6

Text: Gregor Eder | Fotos: Gregor Eder
Veröffentlicht am 08.01.2019

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Nun das Jahr ist ja jetzt schon ein paar Tage alt und einige haben schon von ihrem "Rutsch" ins Neue berichtet. Doch jetzt kommt ein Silvesterbericht der metallischen Art. Neben den klassischen Besäufnissen und Feuerwerksexzessen versammelte sich in St.Pölten eine Meute von dunklen Gestalten um den Jahresübergang gebührend mit vier Livebands zu feiern. Das Metalsilvester, welches dieses Jahr im Club23 über die Bühne ging, lässt sich nun schon seit 6 Jahren im Terminkalender einiger Metaller finden und daher war es an der Zeit, dass ich mich auch einmal vor Ort blicken ließ.

 

So machte ich mich am 31.12.18 auf zum Club um zu begutachten was da so vom Metalsilvester-Team auf die Füße gestellt wurde. Das Line Up, bestehend aus FLESH REMAINS, PORNTHEGORE 3.0, WE BLAME THE EMPIRE und FALLING FOR AN EMPIRE, war ja schon einmal ein Pluspunkt. zwei Bands mit denen ich schon selbst die Bühne teilen durfte, eine Band die ich schon einmal vor der Linse hatte und Eine die ihren ersten Gig absolvierte. Gute Voraussetzungen für einen entspannten Abend mit Kollegen. In der Location angekommen fand ich eine ebenerdige Bühne und zwei schön aufbereitete Bars vor. An sich war der Club nicht unbedingt für ein Live-Konzert ausgelegt bzw. Wies er nicht gerade perfekte Voraussetzungen auf, doch die Crew wusste schon, wie sie das Ganze zum Laufen bekam. Da ich relativ knapp vor Beginn anrauschte, ginge es recht bald nach meiner Ankunft mit der ersten Band los.

 

FLESH REMAINS:

 

Gespannt positionierte ich mich mit meiner Kamera und wartete darauf, dass die nigel nagel neue Death-Metal Partie aus Nöchling mit der Zerlegung begann. Die Truppe, bestehend aus Eisenring, Wolf, Malus Grande und Todesstein, wurde bei ihrem ersten Gig von Patrick Steinmassl, ihrem Studio-Bassisten und unter anderem Bassist von EASTWOOD HAZE und RICHTHAMMER, unterstützt. Nach einer kleinen Begrüßung ging es dann direkt mit dem ersten Track weiter. An sich bin ich schon sehr bedacht meine Ohren vor zu lauten Geräuschen zu schützen, doch diesmal hatte ich auf Gehörschutz vergessen. Dies wurde mir beim ersten Song bewusst, da ich in der ersten Reihe so gut wie garnichts von der Musik, sondern nurmehr einen Schwall von immenser Lautstärke hörte. Etwas schockiert über meine Blödheit besorgte ich mir sofort Ohrstöpsel (Anm. d. Lekt.: Brav!) und die machten es möglich, dass ich mich genauer den Künsten der Herren widmen konnte.

 

Der angepriesene Deathmetal war schon sehr fein, wobei doch auch eine ganz schöne Menge an Black-Metal Elementen in den Kompositionen steckte. Die Melodien klangen sehr melancholisch aber auch wieder düster und der Sänger Eisenring war zwar etwas statisch unterwegs, doch lieferte sehr feine distorted Vocals. Für den ersten Gig in dieser Formation lieferte das dunkle Quintett schon sehr solide ab. Hier und da ein paar kleine Patzer sind nicht wirklich erwähnenswert, dass was zählt ist das hörbare, aber auch sichtbare, Potential welches in FLESH REMAINS auf jeden Fall steckt. Nach einem beeindruckenden Set verabschiedeten sich die Herren und wie üblich ging es in die Umbauphase.

 

PORNTHEGORE 3.0:

 

Jeder der schon einmal in das Grindcore oder auch Pornogrind-Genre hineingeschnuppert hat wird möglicherweise die Band die auf FLESH REMAINS folgte kennen. PORNTHEGORE 3.0 sind nun schon die dritte Besetzungsversion der philosophischen Pornogrinder, wie sie sich selbst auf Facebook bezeichnen. Jeder der diese "Band", welche ich eher als Happening-Act bezeichnen würde, kennt, weiß was er zu erwarten hat. Für die die es nicht wissen gibt es nun eine kurze Zusammenfassung der Aktivitäten die das Fünf-Mann Konglomerats am 31.12.18 so initiiert hat, da jede allgemeine Beschreibung der Band sinnlos wäre. Ihre Taten stehen für sich. Kaum hatten die maskierten Individuen die Bühne betreten, begann schon in der Crowd eine gewisse Unruhe auszubrechen. Schon beim ersten Lied sah man Leute freudig mit ihren Händen in der Höhe herumlaufen und die Sänger grunzten nicht nur, sondern deuteten auch miteinander Analsex an.

 

Beweisfoto A:

 

Das absolute "Highlight" war die Performance zum Song "Grigore`s Force-Feeding-School" bei welchem zwei Freiwillige auf die Bühne gerufen wurden. Einer bekam ein Säckchen Chips, welches er in die Münder der Anderen prügeln sollte und der Andere wurde mit einem Kirschkuchen bis zum Ende des Songs zwangsbeglückt.

 

Beweisfoto B:

 

Diese gelungene Crowdinteraktion, gepaart mit diversen perversen Einspielern, Ansagen, Gesten und was es da noch so gibt, wurde von PORNTHEGORE 3.0 bis zum Schluss ohne Pardon und mit voller Penetrationskraft durchzelebriert. Der in einer Windel spielende Grigore hatte es mir besonders angetan, vor allem als ich ihn Backstage nach dem Gig ohne Maske antraf. Es hat einfach etwas, wenn man noch im alten Jahr einen Erwachsenen in Windeln sehen darf. (Anm. d. Lekt.: In unserem Redaktionsloft gibt es wahrlich wunderliche Fetische, wie ich immer wieder bemerke...)

Nachdem die "fertigen Hunde", wie ich sie wortwörtlich oft bezeichne, verstummten und verschwanden, kehrte langsam wieder etwas Ruhe ein. Die letzte Band für 2018 stand nun am Plan und einige Leute warteten schon sehnsüchtig.

 

WE BLAME THE EMPIRE:

 

Die Vöcklabrucker Metalcore Helden von WE BLAME THE EMPIRE sollten uns also ins neue Jahr geleiten, was für mich persönlich eine große Freude war. Einerseits sind die Kollegen in meinen Augen eine der besten Metalcore Bands in Österreich, andererseits durfte ich mit Ihnen schon die Bühne teilen und weiß daher wie entspannt die Parte drauf ist. Kurz und gut: Verdammt feiner Metalcore mit extrem coolen Dudes als Jahresschluss. Wie gewohnt entäuschten die Herren meine Erwartungen nicht. Ganz im Gegenteil, da der Sänger Sebastian "Borsti" Penninger jene sogar noch übertraf. Ich habe selten einen Sänger gesehen der so nah an der Crowd ist, aber gleichzeitig auch wie wild in der Gegend umher springt. Im einem Moment sieht er jemanden den Refrain singen und hält ihm das Mikro vor den Mund und im Nächsten gestikuliert er schon wieder sehr imposant in der Gegend umher.

 

Beweisfoto A:

 

Beweisfoto B:

 

Liebevoll gesagt: "Ein beeindruckender Metalcore-Duracell-Hase". Auch die Instrumentalfraktion lieferte wie gewohnt solide und professionell ab. Die Stimmung vor Mitternacht war wirklich enorm gut und kurz vor 24:00 verstummten die Verstärker und die Meute sammelte sich vor dem Club um sich das Feuerwerk anzusehen und sich gegenseitig ein frohes neues Jahr zu wünschen. So ging ein erfolgreiches Jahr 2018 mit einem letzten Gig von WE BLAME THE EMPIRE zu Ende, doch sobald ich mich wieder der Bühne näherte, bahnte sich schon das erste Konzert im Jahr 2019 an.

 

FALLING FOR AN EMPIRE:

 

Post-Silvester-Hardcore, oder wie war das nochmal ? Währenddessen der Menschenhaufen sich wieder Richtung Bühne bewegte, fanden schon rege Umbautätigkeiten vor Ort statt. Kurz darauf wartete der Headliner des Abends. Die 2014 gegründete Post-Hardcore Band FALLING FOR AN EMPIRE, bei welcher auch Teile des Veranstalterteams vetreten sind, hatte sichtbaren Heimvorteil, da die Crowd schon brav auf die Herren wartete. Mit einer Mischung aus melodischem Gesang von Konstantin Wenzl und brachialen Vocals von David Hofellner wurde das neue Jahr eingeläutet, während Matthias Hörlesberger (Drums), Markus Hager (Lead Guitar / Back. Vocals) und Benjamin Helm (Bass) auf ihre Instrumente einprügelten.

Die Ausgewogenheit zwischen etwas sentimentalen Melodien und böse drückenden Riffs ist etwas, was mir bei Bands aus diesem Genre oft fehlt. Bei FALLING FOR AN EMPIRE kann ich das nicht sagen. Nebenbei holten die Herren noch Mitglieder der anderen Bands on Stage und performten wirklich sehr imposant ein paar Cover-Songs.

 

So wurde schlussendlich das neue Jahr eingeleitet und selbst ich, der eher auf Grund eines vollen Terminplans schnell nach der letzten Band abhaut, blieb dann doch noch bis um 03:00.

 

Fazit:

Wie von mir vermutet, bot das Metalsilvester eine wirklich feine Möglichkeit Silvester zu feiern. Ein kleines aber feines Lokal, viele gut gelaunte Metaller und natürlich auch fette Live-Acts. Das Line-Up war durchaus stimmig, obwohl Pornthegore 3.0 sicherlich auch als Late Night Act funktioniert hätten. Kann aber auch sein, dass ich es einfach nur gewohnt bin die Herren zu späterer Zeit zu sehen, zu welcher die Crowd meist empfänglicher für deren Werke ist. Im Großen und Ganzen war es ein wirklicher Spaß und eine empfehlenswerte Veranstaltung für alle die das neue Jahr mit einem Muskelkater im "Gnack" beginnen möchten. Ein großes Dankeschön an alle die da waren, sowie an Veranstalter und Bands! Hoffentlich sieht man sich dieses Jahr wieder, um ins Neue zu rutschen.


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