28.12.2018, LKA Longhorn, Stuttgart

Schreinachten 2018: DIE APOKALYPTISCHEN REITER + DESERTED FEAR + CYPECORE

Veröffentlicht am 03.01.2019

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_/ Stormbringer-Logbuch, Annalen 2018 - 11 Jahre nach der Apokalypse:

Das Jahr 2018 ist im Scheiden begriffen. Wir befinden uns irgendwo in einer der letzten Bastionen der Überlebenden, nahe den Ruinen der ehemals stolzen Stadt Stuttgart. Eiskalter Wind pfeift uns um die Ohren, Dunstfetzen wabern durch die Düsternis dieser Tage, die von tristen, zweckmäßigen Industriegebäuden dominiert wird. Ein langer, beschwerlicher Weg war es, den die Kampfgefährten von Stormbringer auf sich nehmen mussten, um der Operation der unermüdlichen Einsatztruppe von CYPECORE im LKA Longhorn beiwohnen zu können. Geduckt schleichen Menschen mit leeren Gesichtern in Richtung eines schmucklosen Gebäudekomplexes, aus dem die pumpenden Klänge gigantischer Maschinen dringen, die den letzten Überlebenden der Apokalypse Leben spenden. Aus der Ödnis strömen die Überlebenden zu dieser letzten Bastion der Zivilisation, um ihrem freudlosen Dasein zu entrinnen und neue Kraft zu schöpfen für den nicht enden wollenden Überlebenskampf in dieser finsteren, lebensfeindlichen Welt.
 

Hämmernde Klänge, düstere Lichter, brennende Dampfstöße und grelle Blitze setzen das Einsatzkommando von CYPECORE in Szene, welches trotz tragischer Verluste unermüdlich für das Wohl der Überlebenden einsteht. Nüchtern und zweckmäßig präsentiert sich die Bühne, auf der die bedrohlich glühenden Krieger der Endzeit ihre Hymnen der Vernichtung zelebrieren. Nichts und niemand kann sie aufhalten, weder die herrschende Finsternis auf der Bühne, noch mäßige Soundqualität vermochte es, die Energie der Kompositionen zu bremsen. Gar viele Anwesende reckten zu den sägenden Riffs und knatternden Drums die Fäuste in die Luft und unterstützten CYPECORE auf ihrem Feldzug gegen die drohende Vernichtung des letzten Lebens. Kurz fällt sie aus, die Schlacht zwischen den Feiertagen, doch es winkt der Sieg an ihrem Ende und donnernder Applaus geleitet CYPECORE von der Bühne - wieder einmal haben sie ihre Mission erfüllt und konnten nebenbei wohl auch ihre Anhängerschaft ein weiteres Mal vergrößern.


Um keine Langeweile in der Halle aufkommen zu lassen, krachte es im Anschluss bei DESERTED FEAR ganz gewaltig im Gebälk. Kerniger Todesmetall, vorzugsweise im höheren Geschwindigkeitsbereich angesiedelt, hieß die Devise, als die vier Thüringer gefühlte drei Kubikmeter Haare auf der Bühne kreisen ließen und die Halle in einen Hexenkessel schwermetallischer Riffs verwandelten. Respekt, da war ja wirklich Druck dahinter, bei dem was die vier jungen Burschen da fabrizierten! Entsprechend wurden im Publikum ausgiebig die Mähnen geschüttelt und pflichtbewusst die Fäuste gen Hallendecke gereckt. Dass sich mit Fortdauer des Auftritts, zumindest im Mittelteil, aufgrund fehlender Abwechslung auch ein paar Längen in das Set aus breitwandigen Brechern schlichen, schien dabei niemanden zu stören. DESERTED FEAR konnten sich über erfreulich viele trittsichere Zuseher freuen, die die Band durchaus verdient abfeierten.
 

Über DIE APOKALYPTISCHEN REITER (wir sind wieder zurück in der Endzeit, jedoch weniger finster, denn Partylaunig) braucht man wohl nicht mehr allzu viele einleitende Worte verlieren. Wer die Truppe rund um Fronter Fuchs und den immer geschmackvoll gekleideten Dr. Pest kennt, der weiß ohnehin, was man zu erwarten hat: Nämlich eine starke Show und Ohrwürmer satt! Diese können fallweise in die kernig todemetallische oder in die fluffigere, fast schon powermetallische Ecke gehen, aber eines eint die stilistisch vielfältigen Songs älterer und neuerer Bauart, nämlich, dass sie fast jeder kennt! Entsprechend war auch die Stimmung im LKA vom Fleck weg am Kochen, es wurde geklatscht und gegrölt und eine respektable Menge an Crowdsurfern cruiste durchs Auditorium und ließ die freundliche aber bestimmte Security ordentlich schwitzen. Egal ob ganz normal, in finstere Kutten gehüllt, von Schwarzlicht stimmungsvoll in Szene gesetzt oder mit überdimensionalen Luftballonen im Auditorium (irgendwo schwirrte auch ein, vermutlich von einem vorwitzigen Besucher aufgeblasenes, Kondom herum) – DIE APOKALYPTISCHEN REITER ließen nichts anbrennen und lieferten gnadenlos das zu erwartenden Party-Highlight zwischen den Feiertagen ab. Klar, wenn man die Herren schon gefühlte zwei dutzend Mal gesehen hat, dann wird  man außer den wechselnden Showelementen und den einen oder anderen frischen Song nicht viel Neues entdecken können – doch dafür sind die nach wie vor hochmotivierten und, so nebenbei gesagt, noch immer sauguten, Herrschafte eine sichere Bank, was starke Live-Auftritte angeht!


Setlist (ohne Gewähr!)
Wir sind zurück
Es wird schlimmer
Herz in Flammen
Der Adler
Brüder auf Leben und Tod
Auf und Nieder
Seemann
Der Rote Reiter
Die Schönheit der Sklaverei
Hört mich an
Friede sei mit dir
Du kleiner Wicht
Reitermania
Franz Weiss
Wenn ich träume
Nach der Ebbe
Vom Ende der Welt
The Great Experience Of Ecstasy
Wir Reiten


Als sich die durchwegs glücklichen Zuschauer zu später Stunde wieder in den Ruinen zerstreuten und von der wabernden Schwärze der Nacht verschluckt wurden, da sah die Welt, dank den hämmernden Klängen von CYPECORE und DESERTED FEAR, sowie den noch lange im Gedächtnis nachhallenden Hymnen der APOKALYPTISCHEN REITER wieder ein klein wenig freundlicher aus. So freundlich, wie eine kalte, tote Welt nun einmal sein kann...

_/ Eintrag Ende.

Weitere Bilder findet ihr bei Images Of Pain And Pleasure.

 


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