20.12.2018, Rockhouse, Salzburg

CALIBAN + LIONHEART + BAD OMENS

Veröffentlicht am 29.12.2018

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Dass die Hardcore- und Metalcore-Fraktion in Salzburg alles andere als am Aussterben ist, das zeigte sich kurz vor Weihnachten wieder einmal. Das germanische Metalcore-Flaggschiff CALIBAN hatte zur fröhlichen Crowdsurfing-Orgie im Rockhouse-Saal geladen und die Freunde der hysterischen Klänge kamen in Scharen. Nicht ganz ausverkauft, doch äußerst gut gefüllt, konnten alle drei Bands des Abends auf eine ansprechende Kulisse aus zahlreichen engagierten Zuschauern bauen. Der Verzicht auf einen Fotograben (auf Wunsch der Hauptband) rückte die Besucher näher ans Geschehen, machte den Fotografen ob der zu erwartenden tieffliegenden Besucher Sorgen, doch erwies sich als Glücksgriff für die Stimmung im Rockhouse.


Aber bevor es so richtig Rund ging, brauchte das Rockhouse noch ein wenig Aufwärmprogramm. Das gab es in Form der Amis von BAD OMENS, die sich redlich bemühten die bereits zu Beginn ziemlich zahlreichen Zuseher in Wallung zu bringen, doch der Funke wollte nicht so wirklich überspringen. Lässig vorgetragener, melodischer Metalcore, der ab und an ein wenig an BRING ME THE HORIZON erinnerte, ließ nichts anbrennen und auch an der tighten Performance des Vierers aus Los Angeles gab es nichts auszusetzen. Bis auf einige, in den vorderen Reihen gewaltig abschädelnde Leute, konnten nur wenige in die Luft gereckten Fäuste erspäht werden und auch der Applaus fiel höflich, aber nicht euphorisch aus. Etwas schade für die aufstrebende US-Band, die hier ganz klar unter Wert geschlagen wurde.


Zur Hardcore-Breitseite von LIONHEART, die sich vor zwei Jahren kurzfristig auflösten und dann dankenswerterweise doch entschieden weiterzumachen, wachte das Publikum dann aber nachhaltig auf. Klar, wenn dich ein Viech wie Shouter Rob Watson anbrüllt, dann machst du auch gefälligst mit! Entsprechend eskalierten die Zuschauer im Testosteronrausch zu den hämmernden Klängen von LIONHEART amtlich – auf die Aufforderungen der Band öffneten sich immer wieder heftige Moshpits in der Halle und auch die ersten Crowdsurfer schwebten alsbald durchs Auditorium. Dafür, dass die Kalifornier sich selbst nur noch als „Halbzeit-Band“ bezeichnen, knieten sie sich ganz gewaltig rein und schmetterten ihre groovigen Mitgröl-Nummern mit sichtlicher Freude in das Publikum, welche die ungezügelte Energie begierig aufsog und es der Band mit großartiger Stimmung, lautem Schlussapplaus und anhaltenden „Zugabe!“-Rufen dankte. Mehr von LIONHEART ging sich leider nicht mehr aus, denn es stand schon die nächste Band in den Startlöchern...


Dem frühen Bus Call an diesem Abend geschuldet, ging der Umbau zügig und kurz vonstatten, sodass sich alsbald CALIBAN nach Herzenslust auf der Bühne austoben durften. Während oben Fronter Andreas ins Mikro brüllkeifte dass es eine Freude war und auch gelegentlich Ausflüge ins Publikum unternahm, rasteten die Zuschauer zu den mal schmetternden, dann wieder melodiösen Klängen des Metalcore-Flaggschiffs aus dem Nachbarland komplett aus. Im Ernst, die Menge an Crowdsurfern, die da an diesem Abend durch den Rockhouse-Saal surfte, teils von der Band selbst auf die Bühne gezogen wurde und mit Hechtsprung wieder ins Getümmel abtauchte, hatte wohl Potenzial für einen neuen Rekord im altehrwürdigen Gemäuer. Auch die von der Band geforderte Ruder-Einlage (Ich habe mir sagen lassen, das ist der neue heiße Scheiß auf Festivals und Konzerten!), der sich gut drei Viertel des Publikums anschlossen, gab der Stimmung noch einmal einen gewaltigen Schub. Musikalisch boten CALIBAN einen bunten Querschnitt durch kernigere und softere Songs aus ihrer reichhaltigen Diskografie, die bekanntlich sowohl englische als auch deutschsprachige Songs umfasst, die von den Zuschauern ausnahmslos größtenteils textsicher mitgegrölt wurden. Trotz starker Performance seitens der Band, war aber ganz klar das Publikum, das sich ausgelassenst (und friedlichst!) selbst feierte, der Star des Abends. Denn irgendwie war das, was vor der Bühne abging, für so manchen interessanter als das was da auf der Bühne, von dutzenden blitzenden Scheinwerfern hochprofessionell in Szene gesetzt, abging. Willkommen in der Metalcore-Welt, in der eine Szenegröße schier zum Beiwerk einer eskalativen Party gerät – ohne das in irgend einer Weise abwertend der Band gegenüber zu meinen. Geil wars!
 

Neben der Galerie unserer Hardcore-Expertin Tina Burgstaller, die sich für euch todesmutig mitten ins Getümmel warf, findet ihr weitere Fotos zur Show auch bei Images Of Pain And Pleasure.


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